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Vergessene Verkehrsregeln Vergessene Verkehrsregeln: Was tun, wenn die Ampel mal ausfällt?

Von Annette Gens 24.07.2016, 07:03
Gefährliche Position: Gerhard Möbes regelt den Verkehr auf der Museumskreuzung.
Gefährliche Position: Gerhard Möbes regelt den Verkehr auf der Museumskreuzung. Lutz Sebastian

Dessau - Was machen die denn da, die zwei Polizisten mitten auf der Museumskreuzung? Dienstag vergangener Woche staunten Fahrzeugführer nicht schlecht, vorübergehend per Hand über die Kreuzung gelotst zu werden.

Lange schon hat man das in Dessau nicht gesehen. Entsprechend groß war die Unsicherheit. Wann kann man fahren, wann muss man stehenbleiben? Doch es schwitzte noch wer anders.

„Es war Wahnsinn“

Es war Gerhard Möbes, der am Dienstag mit einem Kollegen Wartungsarbeiten der Ampelanlage an der Museumskreuzung überbrückte.

Im Nachhinein sagt der Sachbearbeiter für Verkehrsorganisation im Dessau-Roßlauer Polizeirevier: „Es war Wahnsinn.“ Nur knapp konnte er eine Radfahrerin vor einem Verkehrsunfall bewahren. Die Frau war einfach in die Pedale getreten und wäre um ein Haar im Gegenverkehr gelandet.

Über Autofahrer sagt Möbes im Nachhinein, es wäre empfehlenswert, „würden sie bei einem Ampelausfall mal auf die Kreuzung schauen, ob dort eventuell ein Polizist steht, der weiterhelfen wird“. Fußgängern und Radfahrern attestiert der langjährige Verkehrspolizist wenig Aufmerksamkeit. Sie liefen einfach los, ohne auf ihr Umfeld zu achten.

Zu sehr an moderne Technik gewöhnt

Die moderne Verkehrstechnik hat viele verwöhnt. Alle Aufmerksamkeit an größeren Kreuzungen richtet sich auf Ampelanlagen. Sind sie einmal außer Betrieb, so hindere es die Fußgänger nicht daran, trotzdem die Kreuzung zu überqueren.

„Sie laufen einfach los“, schildert Möbes. Sind die Dessauer zu ampelfixiert und gedankenlos?

Handregelungen fester Bestandteil der StVO

Wenngleich regelnde Polizisten auf Kreuzungen in Dessau-Roßlau die Ausnahme sind, ist Handregelung des Fahrzeugverkehrs in der Straßenverkehrsordnung klar ausgewiesen.

„Die Zeichen und Weisungen der Polizeibeamten sind zu befolgen. Sie gehen allen anderen Anordnungen und sonstigen Regeln vor“, heißt es im besten Beamtendeutsch im Paragrafen 36 der Straßenverkehrsordnung.

Darin folgt eine ausführliche Beschreibung der Signale, die der Polizist den Verkehrsteilnehmern gibt. Seitliches Ausstrecken eines Armes oder beider Arme quer zur Fahrtrichtung heißt: „Halt vor der Kreuzung“.

Der Querverkehr ist freigegeben. Hochheben eines Armes bedeutet: „Achtung. Vor der Kreuzung auf das nächste Zeichen warten“, für Verkehrsteilnehmer in der Kreuzung: „Kreuzung räumen“.

Vierteljährliche Ampelwartung

Im Grunde, so erläutert Möbes, sei es gar nicht schwer. Man könne die Regeln mit einem Reim auf einen Nenner bringen: Zeigt der Polizist Brust oder Rücken, muss man auf die Bremse drücken. Zeigt er die Seite, sucht man das Weite.

An Schwerpunktkreuzungen in Dessau-Roßlau wird seit zwei Jahren etwa vierteljährlich der Verkehr per Hand geregelt. Das passiert immer dann, wenn die Ampelanlagen gewartet oder dort neue Software aufgespielt werden muss. 

Aller Vierteljahr werden die Lichtsignalanlagen in Dessau-Roßlau einer kleinen Wartung, aller Jahr einer großen Wartung unterzogen.

Seit zwei Jahren unterstützt dabei das Polizeirevier die Arbeit der Stadtverwaltung, indem sie entweder für wenige Minuten (kleine Wartung) oder für rund eineinhalb Stunden (große Wartung) den Verkehr regelt.

Dies erfolgt an folgenden Kreuzungen der Stadt. 1. Roßlau, Südstraße/Luchstraße, 2. Argenteuiler Straße/Wolfener Chaussee, 3. Junkers-, Mannheimer Straße/ Köhl-Straße. 4. Knoten Heidestraße/Ludwigshafener-Straße/Argenteuiler Straße, 5. Neuenhofenweg/Auenweg, 6. Museumskreuzung, 7. Argenteuiler-/Mannheimer Straße. (mz/age)

Unfall auf der Museumskreuzung

Die Vereinbarung über die Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung erfolgte nach einem Unfall auf der Museumskreuzung. Anfang Februar 2014 hatte eine Pkw-Fahrerin einen Radfahrer erfasst. Der Unfall ereignete sich just zu der Zeit, als die Lichtsignalanlage wegen Reparaturarbeiten außer Betrieb war.

In einer solchen Situation ist es eine kleine Herausforderung, den Überblick über Links- und Rechtsabbieger, Straßenbahn, Radfahrer und Fußgänger zu behalten. Zumal nicht garantiert ist, dass jeder diszipliniert läuft oder fährt.

„Wir wollen unseren Beitrag zu reibungslosen und unfallfreien Fahrten leisten“, sagt Möbes und weiß aber andererseits, dass die Arbeit auf Kreuzungen ihm und seinen Kollegen manchmal Schweiß auf die Stirn treibt und sie sich ab und zu nicht sicher fühlen.

Im Zweifel, so erklärt der langjährige Dessauer Polizist, trete immer Paragraf Eins in Kraft. Von Vorsicht und gegenseitiger Rücksichtnahme ist darin die Rede. „Das lernt man in der Fahrschule immer in der ersten Lektion“, scherzt er. (mz)

Freie Fahrt
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Lutz Sebastian
Brust und Rücken - Bremse drücken!
Brust und Rücken - Bremse drücken!
Lutz Sebastian
Achtung!
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Lutz Sebastian