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Aufgaben und Lösungen Unterstützung für Lehrkräfte: Handreichung ergänzt Buch „Jüdisches Leben in Anhalt“

Die Evangelische Landeskirche Anhalts hat in Ergänzung zum Buch „Jüdisches Leben in Anhalt“ eine Handreichung herausgegeben, die Aufgaben für den Unterricht bereitstellt. Wie Lehrer davon profitieren können.

Von Laura Ludwig 20.10.2024, 09:00
Renate Schule (m.), weitere Vertreter des Redaktionsteams und der Jüdischen Gemeinde zu Dessau zeigen die neue Handreichung.
Renate Schule (m.), weitere Vertreter des Redaktionsteams und der Jüdischen Gemeinde zu Dessau zeigen die neue Handreichung. Foto: Thomas Ruttke

Dessau/MZ. - Eine Exkursion ins ehemalige Konzentrationslager Buchenwald im Geschichtsunterricht und das Besprechen jüdischer Feste im Ethik- oder Religionsunterricht gehören seit Jahren in vielen Schulen dazu. Wenn es aber um das jüdische Leben in Anhalt geht, gibt es noch Luft nach oben. Darum hat die Kirchengeschichtliche Kammer der Evangelischen Landeskirche Anhalts mit Unterstützung des Landes Sachsen-Anhalt und der Landeszentrale für politische Bildung das Buch „Jüdisches Leben in Anhalt“ herausgegeben - und jetzt um eine Handreichung für Lehrkräfte ergänzt.

Das Buch wurde angelegt, um eine Lücke zu füllen, erklärt Johannes Killyen von der Evangelischen Landeskirche Anhalts. „Das Judentum hat die deutsche Geschichte maßgeblich geprägt. Aber viele Spuren aus der Vergangenheit sind verschüttet oder verloren gegangen.“ Das Buch erinnert an die Geschichte der jüdischen Gemeinden in Anhalt von Ballenstedt bis Zerbst und zeigt, was davon heute noch bekannt und sichtbar ist.

Nachfrage ist groß: Auflagen des Buchs schnell vergriffen

Die erste Auflage erschien 2020 und war „rasch vergriffen“. So kam es schnell zur zweiten Auflage, die an alle weiterführenden Schulen in Anhalt als Klassensatz verteilt und in Einzelexemplaren an die Grundschulen verschickt wurde. Auch von den Exemplaren der dritten Auflage seien kaum noch welche übrig.

„Die Lehrer haben uns oft gefragt, wie sie das Buch im Unterricht nutzen können. Da kam uns die Idee für die Handreichung“, erinnert sich Killyen. Schnell fand sich eine Redaktionsgruppe mit sachkundigen Haupt- und Ehrenamtlichen aus der Landeskirche Anhalts. Das Team besteht aus der ehemaligen Gymnasiallehrerin Renate Schulze, der ehemaligen Sekundarschullehrerin Dorlies Baethge, der Leiterin des Museums der Stadt Zerbst Agnes-Almuth Griesbach, Pfarrer i. R. Dietrich Bungeroth und Carsten Damm vom Kinder- und Jugendpfarramt. Um das Layout kümmerte sich Wolf-Erik Widdel.

60 Seiten mit Aufgaben für Grundschulen und die Sekundarstufe 1

Auf 60 Seiten finden sich Arbeitsaufgaben und Lösungshilfen für die Arbeit in Schulen, Kirchengemeinden, Initiativen und Bildungseinrichtungen. Die meisten Aufgaben orientieren sich an der zweiten Auflage des Buches. „Wir haben geschaut, was die Texte und Bilder für Möglichkeiten bieten“, erklärt Renate Schulze. „Was ist heute noch sichtbar und wie geht man heute mit jüdischem Leben um?“

Dominic Borchert von der Landeszentrale für politische Bildung hält ein Grußwort bei der Vorstellung der Handreichung in der Synagoge Dessau.
Dominic Borchert von der Landeszentrale für politische Bildung hält ein Grußwort bei der Vorstellung der Handreichung in der Synagoge Dessau.
Thomas Ruttke

Die Ansätze in der Handreichung sind vielschichtig. Für die Sekundarstufe 1 bieten sich zum Beispiel Diskussionen über das historische Erbe oder die Stolpersteine an. Zudem seien Exkursionen möglich, beispielsweise zur neuen Synagoge in Dessau oder nach Jeßnitz oder Wörlitz. „Hier gibt es Stadtrundgänge mit Actionbounds und damit quasi fertige Tagesausflüge“, sagt Schulze. Für Grundschüler sind eher haptische Aufgaben vorgesehen, wie etwa das Basteln religiöser Gegenstände in Bezug auf bestimmte Feste.

Unterstützung durch die Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt

Renate Schulze wünscht sich, dass sie Handreichung als Vertiefung für konkrete Projekte, Projekttage oder an historischen Daten, wie etwa der Reichspogromnacht am 9. November, genutzt wird. „Für die Lehrer sollen es Vorschläge sein, um ihre eigenen Ideen und Aufgaben umzusetzen.“

Die Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt unterstützt wieder maßgeblich die Veröffentlichung der Publikation. Deren Referent Dominic Borchert erklärte: „Die jüdische Geschichte ist nicht abgeschlossen, sondern ein Teil unserer Gesellschaft und vor allem in der heutigen Zeit wichtig.“ Die Handreichung reiht sich ein in einige Projekte der Landeszentrale zur Antisemitismusprävention. „Es ist wichtig, die Lehrer zu unterstützen, die das Thema jüdisches Leben in einer schwierigen Schulumgebung an die Schüler weitergeben.“