Umwelt Umwelt: Teer in den Katakomben
Dessau/MZ. - Seit Mittwoch laufen nun die Arbeiten, um die "eklatante Umweltsauerei" (Baudezernent Karl Gröger) zu beseitigen, die im Untergrund der Laukötter GmbH jahrzehntelang als Erblast eines Dachpappenbetriebes ruhte. 80 Bohrungen hat die Bergwitzer Firma BGI niedergebracht und 4 500 Kubikmeter Teer gefunden, eine Masse, mit der sich ein Supermarkt bis zum Rand füllen ließe.
Karl-Heinz Laukötter, Chef des gleichnamigen Unternehmens, braucht Platz. Die Gießerei brummt. Bevor aber einen neue Halle errichtet werden kann, müssen die Katakomben weg, in denen Teerreste entsorgt werden konnten. Und das kostet. Über zwei Millionen Euro. Über 90 Prozent davon steuern Land und Bund bei. Möglich wird dies durch ein Gesetz, das zum Ende der DDR verfasst und in bundesrepublikanisches Recht umgesetzt wurde: Der Staat ist finanziell für die Beseitigung der ökologischen Altlasten verantwortlich.
Da wundert es nicht, dass Petra Wernicke, Umweltministerin in Magdeburg, den Sanierungsbeginn zum Anlass nimmt, so kurz vor der Wahl noch einmal in Dessau vorbeizuschauen. Sie lobt die Firma für ihre Beharrlichkeit, Ideen durch- und umzusetzen, während Firmenchef Laukötter voll die zügig arbeitenden Behörden pries. Die Firma liegt, historischen Umständen geschuldet, inmitten eines Wohngebietes. Als entsprechend schwierig erwies es sich, Lösungen zu finden, die die Interessen beider Seiten berücksichtigen. Es gelang, und Gröger verbucht es nun als einen weiteren Erfolg, innerstädtische Flächen zu reaktivieren als Randlagen auszuweisen. Ein Erfolg, der nicht minder auf Laukötters Beharrlichkeit zurückzuführen ist. Denn die Firma stand einmal schon davor, Dessau zu verlassen. Das war nach dem Hochwasser. Laukötter verlangte für die Stadt besseren Schutz. "Wir fordern das Unmögliche, um das Maximale zu erreichen." Erst als die Arbeiten an den Dämmen fortschritten, legte Laukötter die Umzugspläne beiseite. "Ansonsten wären wir gegangen."