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Balla-Balla-Streit TuS Kochstedt: Balla-Balla-Streit bringt erhebliche Kosten für Verein mit sich

Von Danny Gitter 05.08.2016, 06:00
Das Grundstück befindet sich links neben dem Sportplatz.
Das Grundstück befindet sich links neben dem Sportplatz. Archiv

Dessau - Auf diese Bekanntheit hätte TuS Kochstedt gerne verzichtet. Es war Anfang des Jahres als das Urteil des Oberlandesgerichts Naumburg zum jahrelangen Rechtsstreit mit dem Besitzer des Nachbargrundstücks nicht nur im westlichen Dessauer Vorort hohe Wellen schlug.

Bundesweit wurde darüber berichtet. Bis zu 250.000 Euro Geldstrafe oder sechs Monate Ordnungshaft wurden angedroht, wenn im Schnitt mehr als ein Ball pro Woche rüber auf das Nachbargrundstück fliegt. „In dieser Hinsicht sind wir voll im Soll“, übt sich der TuS-Vorstandsvorsitzende Dirk Zabel in Sarkasmus.

Nach rund sieben Monaten seit dem Urteil sind nach Kenntnissen des Vereins 15 Bälle auf dem nachbarschaftlichen Grundstück gelandet. Also dürften noch 37 Bälle bis Ende des Jahres dort landen. Ab dem 38. würde das Gerichtsurteil greifen.

Urteil erfordert besondere Maßnahmen beim TuS Kochstedt

Provozieren will man das nicht. „Wir sind an einem friedlichen Vereinsleben interessiert, in dem der Sport im Mittelpunkt steht“, betont der Vorstandsvorsitzende.

Die Konzentration darauf fiel den 500 Mitgliedern von TuS in den letzten Monaten nicht immer leicht. Denn das Urteil des Oberlandesgerichts Naumburg hat massiv den Vereinsalltag beeinflusst. Das Kleinfeld, auf dem die 130 Nachwuchskicker trainierten und von dem die meisten Bälle auf dem nachbarschaftliche Grundstück flogen, wurde vorsorglich gesperrt.

Die Kinder und Jugendlichen mussten sich mit den anderen Hobbyfußballern des Vereins einen anderen Platz teilen. Trainings- und Spielpläne mussten dementsprechend angepasst werden. Das Grün des anderen Platzes hat durch die zusätzliche Beanspruchung erheblich gelitten.

Neuer Ballfangzaun soll Sicherheit geben

Für den DFB-Bolzplatz der Nachwuchskicker, dem Kleinfeld, wurden Spenden zur Erhöhung des Ballfangzauns gesammelt. Vier Meter war der bisher hoch. Das Gericht ordnete eine Erhöhung auf sechs Meter an. TuS Kochstedt erhöhte von sich aus noch einen Meter höher auf sieben Meter.

Rund 7.500 Euro hat diese Maßnahme gekostet. Weil das Naumburger Gerichtsurteil in der Bevölkerung viel Kopfschütteln hervor rief, konnte der Verein auf eine breite Unterstützung zählen. Die Kochstedter Apotheke sowie Arzt- und Physiotherapiepraxen stellten bei sich Spendenbüchsen auf, die sich Dank vieler privater Spenden ordentlich füllten.

Auch Kochstedter Gewerbetreibende und der Ortschaftsrat, allen voran der Ortsbürgermeister Joachim Pätzold, unterstützten TuS nach Kräften, um das Geld für den erhöhten Ballfangzaun zusammenzubekommen.

Erheblicher finanzieller Aufwand für TuS Kochstedt

Im Juni war es dann soweit. Seitdem dürfen die Nachwuchskicker ihren Bolzplatz wieder nutzen. Ob die sieben Meter Ballfangzaunhöhe ausreichen, damit zukünftig keine Bälle mehr drüber fliegen, kann Zabel nicht beantworten.

„Welche Höhe ist schon ausreichend?“, fragt er rhetorisch. „Wir könnten auch auf zehn Meter erhöhen. Doch irgendwann wird es absurd“, sagt der Vorstandsvorsitzende.

Nach der Freigabe des Kleinfelds, steht dem Verein die eigentliche Mammutaufgabe noch bevor. „Wir müssen auch noch die Längsseite unseres Hauptplatzes mit einer Erhöhung des Ballfangzauns von vier auf sieben Meter versehen“, so Zabel.

Die Kosten dafür werden gerade ermittelt. Eins steht jetzt schon fest. „Das wird ein erheblicher finanzieller Aufwand“, sagt der TuS-Vorsitzende.

TuS Kochstedt plant weitere Sanierungen

Auch da hoffen sie wieder auf die großzügige Bereitschaft privater und gewerblicher Spender. Mit der Übererfüllung der gerichtlichen Norm will der Verein sich bei zukünftigen Rechtsstreitigkeiten besser absichern.

„Wir haben dann alles in unserer Macht stehende getan, um eine schuldhafte Überschreitung der 52 Bälle pro Jahr abzuwenden“, erzählt Zabel. Ausschließen können er und die anderen Vorstandsmitglieder es nicht, dass zukünftig auch mehr als 52 Bälle pro Jahr auf das Nachbargrundstück fliegen.

Rund sieben Monate danach, versucht der Verein endlich das anzupacken, was durch das Gerichtsurteil liegen geblieben ist. „Ein großes Vorhaben ist die Erneuerung der Bausubstanz unseres Vereinsheims. Dafür wollen wir zusammen mit der Stadt Fördermöglichkeiten ausloten“, so Zabel. Das wird Zeit und Kraft kosten, die sie sich unabhängig vom „Balla-Balla-Streit“ nehmen wollen. (mz)