Traumhafte Aussichten Traumhafte Aussichten: Schlangenhaus im Dessau-Wörlitzer Gartenreich soll wieder Ferienwohnung werden

Waldersee - Der Weg zum Belvedere führt über eine schmale Wendeltreppe. Er ist mühsam, die Aussicht aber ist atemberaubend und entschädigt voll und ganz für die Mühen. Der Park Luisium liegt zu Füßen. Man blickt in die Wipfel schattenspendender Bäume. Diesen Blick allerdings konnten Feriengäste der Dessau-Wörlitzer Kulturstiftung sechs Jahre lang nicht genießen.
Bei den Hochwasserkatastrophen 2002 und 2013 stand das besondere Feriendomizil im Luisium unter Wasser und war stark beschädigt worden. Nach mehrjähriger Sanierung kann das Schlangenhaus, die erste Ferienwohnung der Kulturstiftung, in diesem Sommer von Urlaubern wieder gemietet werden.
„Im Juni kommen die Bauarbeiten zum Abschluss“, versicherte Robert Hartmann, Restaurator und Sachgebietsleiter Baudenkmalpflege bei der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz. Die Planer haben lange daran getüftelt, das Haus so herzurichten, dass künftige Hochwasser ihm wenig anhaben können.
Mit Hilfe des Hochwasserfonds des Bundes wurden rund 900.000 Euro investiert
Hightech sieht man dem um 1790 auf einem Hügel errichteten Gebäude nicht an, doch in die technischen Anlagen, in Installationen und Vorkehrungsmaßnahmen hat die Kulturstiftung mit Hilfe des Hochwasserfonds des Bundes rund 900.000 Euro investiert, nachdem der Fördermittelbescheid 2015 übergeben wurde. Unter dem Fußboden des Kellergeschosses - zu Zeiten der Fürstin Luise als Obstkeller genutzt - befinden sich jetzt Drainagen.
Im Fall eines neuen Hochwassers und für den Fall, dass die ebenfalls aufgerüsteten Entlastungsbrunnen den Dienst versagen sollten, wird automatisch Wasser in den Keller geleitet. Diese „sanfte Einleitung“ soll einen Gegendruck bewirken und einen Grundbruch des Gebäudes verhindern. Diese Gefahr, so Hartmann, habe bei den letzten beiden Hochwassern immer bestanden.
Eng im Zusammenhang mit dem Schutz des Schlangenhauses ist übrigens auch die Deichbaumaßnahme im Luisium zu sehen. Der neue Deich soll das Qualmwasser vom Schlangenhaus fernhalten. „Wir können zwar kein Hochwasser verhindern, aber wir haben sehr viel unternommen, um das Schlangenhaus zu schützen“, schildert Hartmann, wie schwierig die Sanierungsarbeiten teilweise waren.
Das Schlangenhaus stand in den vergangenen 20 Jahren zweimal unter keinem guten Stern
Sehr viele kleine Lose wurde ausgeschrieben. Nicht immer gab es Bewerber für diese Handwerksarbeiten. Weil das Häuschen als Baustelle sehr klein ist, war es auch kaum möglich, mehrere Gewerke gleichzeitig arbeiten zu lassen. Letztlich musste eine von der Kulturstiftung gebundene Sanitärfirma Konkurs anmelden. „Wir mussten überlegen, wie wir damit umgehen“, sagt Hartmann.
Das Schlangenhaus stand in den vergangenen 20 Jahren zweimal unter keinem guten Stern. Das Jahrhunderthochwasser 2002 hatte dem historischem Gebäude arg zugesetzt. Das Souterrain, in dem sich Bad und Küche für Feriengäste befinden, war überflutet. Nässe und Schimmelbefall im ganzen Haus waren die Folge. Eine sechsstellige Summe musste in die Sanierung des aus dem 18. Jahrhundert stammenden Gebäudes investiert werden. Alles schien wieder gut, auch die Nachfrage der Feriengäste. Das Haus war mindestens an den Wochenenden nahezu ausgebucht. Doch die Flut im Juni 2013 setzte dem Backsteinbau wieder arg zu.
Das Wasser stand hüfthoch im Souterrain. Dabei war es nicht einmal das unmittelbare Hochwasser, sondern Grundwasser, das sich durch den Fußboden seinen Weg suchte und nicht nur das schöne Haus in Mitleidenschaft zog. Auch die Inneneinrichtung war teilweise unbrauchbar geworden. Beim Jahrhunderthochwasser 2013 konnten die nach 2002 gesetzten Brunnen zwar anfangs für Entlastung sorgen. Als die Pumpen jedoch vom Wasser überspült wurden, gab es kaum Rettung mehr. Das Haus, nach seinen markanten mit Schlangenköpfen ausgebildeten Dachrinnen benannt, schien ein Fass ohne Boden.
„Noch diesen Sommer“ soll das Schlangenhaus wieder für Gäste geöffnet werden
Die Ferienwohnung ist klein und schnucklig. Momentan aber ist das Interieur zwischengelagert. Im Schlafzimmer mit runden Fenstern nach Osten und Westen steht noch kein Doppelbett. In Küche und Bad sind gerade die Handwerker dabei, die Wände zu verkleiden, so dass die Kulturstiftung jederzeit bei Gefahr an das Mauerwerk des Gewölbes gelangt. Im Belvedere fehlen Tisch und Stühle, das dort befindliche Holzpodest wurde ausgebessert. Die darunter liegende Decke (des Schlafraumes) wurde übrigens mit einer Heizung ausgestattet, die man nicht erkennt. Notwendig war dies, um für ein bauphysikalisch geeignetes Klima zu sorgen, erklärt Hartmann.
Am 30. Juni sagen die Handwerker Tschüss. Doch ab wann man im früheren Gästehaus der Fürstin Luise wieder süße Träume inmitten des schönen Parks möglich sind, steht noch nicht genau fest. „Es wird noch diesen Sommer“, versichert Hartmann. Wohl wissend, dass auch die Parkanlage drumherum wieder hergerichtet werden soll. Auch das braucht etwas Zeit. (mz)

