Tod von Rokstan M. aus Syrien Tod von Rokstan M. aus Syrien: Familie der 20-Jährigen aus Dessau-Roßlau im Visier der Ermittler
Dessau-Roßlau - Nach dem Fund einer Frauenleiche am Freitagabend in einer Kleingartenanlage in Dessau-Roßlau konzentrieren sich die Ermittler bei der Suche nach dem Täter oder den Tätern auf den engsten Familienkreis des Opfers.
Das erfuhr die Mitteldeutsche Zeitung aus Polizeikreisen. Im Visier der Fahnder steht unter anderem der Vater der 20-jährigen Syrerin mit kurdischen Wurzeln, der Ende der vergangenen Woche über die Türkei in das Bürgerkriegsland ausgereist sein soll. Nach MZ-Informationen konnte die Mutter der jungen Frau dagegen bereits vernommen werden. Sie streitet eine direkte Tatbeteiligung allerdings ab.
Die Polizei hatte die Leiche der Frau nach einem Hinweis aus ihrem direkten Umfeld gefunden. Die Ermittler gehen davon aus, dass Rokstan M. Opfer eines Gewaltverbrechens wurde. Wie die Frau umgebracht wurde und ob der Fund- auch der Tatort war, wollte die Staatsanwaltschaft „aus ermittlungstaktischen Gründen“ nicht bekanntgeben.
Rokstan M. seit knapp zwei Jahren in Deutschland
„Mitarbeiter des Landeskriminalamtes haben am Freitag umfangreiche Spuren gesichert, die nun ausgewertet werden“, erklärte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Dessau-Roßlau, Christian Preissner. Inzwischen wurde der Leichnam im Institut für Rechtsmedizin in Halle obduziert.
Die Hintergründe für die Tat sind nach Aussagen von Preissner in „kulturellen Motiven“ zu suchen. Das hatten die Ermittler bereits direkt nach dem Fund der Leiche am Freitagabend erklärt. Nach MZ-Informationen gehen die Polizeibeamten nach derzeitigem Ermittlungsstand davon aus, dass die Familie weder mit dem Lebenswandel der jungen Frau noch mit ihrem arabischen Freund einverstanden waren. Das haben laut Ermittlern Zeugen inzwischen bestätigt.
Flucht vor dem Bürgerkrieg in Nordsyrien
Die junge Kurdin Rokstan M., die mit ihrer Familie viele Jahre in Nordsyrien gelebt hatte, war vor den Schrecken des Bürgerkrieges geflüchtet. Über die Türkei waren sie nach Deutschland gekommen und lebten bereits seit knapp zwei Jahren hier. Zuletzt wohnte sie in Bitterfeld-Wolfen (Landkreis Anhalt-Bitterfeld) und engagierte sich ehrenamtlich für Flüchtlinge. So war sie seit September 2014 als sogenannte Sprachlotsin aktiv. Diese dienen als Mittler zwischen den Zuwanderern und einheimischen Institutionen wie Schulen, Kindertagesstätten, Ärzten, Kliniken, Behörden und Vereinen.
Die junge Frau mit arabischen und kurdischen Sprachkenntnissen war eine der ersten, die für dieses Projekt ausgebildet wurden.