Sportwetten in Dessau Tipico-Sportwetten in Dessau: Leuchtend rot im rechtlichen Graubereich

Dessau - Die Werbung draußen ist leuchtend rot, was nichts daran ändert, dass der neue Laden in der Dessauer Rennstraße sich rein rechtlich noch in einer Grauzone befindet. „Tipico“ kommt nach Dessau - und wird am 1. April neben dem Dessau-Center einen neuen Shop eröffnen. Es ist nach Magdeburg der zweite in Sachsen-Anhalt. Weltweit betreibt der in Malta sitzende Sportwetten-Anbieter über 1.100 Wettannahmestellen.
Sportwetten sind in Deutschland eine rechtliche Grauzone - und eine Erfolgsgeschichte
Sportwetten in Deutschland: Das ist eine Erfolgsgeschichte - für viele Anbieter und vor allem für Juristen, die in den vergangenen Jahren verbissen um eine rechtliche Neuregelung für private Anbieter gekämpft haben.
In Deutschland sollte die Lizenz anfangs auf 20 Stück begrenzt werden. Es klagten die, die drohten, nicht berücksichtigt zu werden. Erfolgreich. Das Vergabeverfahren geriet ins Stocken. Am Ende gab es ein Patt: Deutsches Recht stand gegen EU-Recht. Mit einem Haken: Es kann keinem Wettanbieter, der in einem EU-Land eine staatliche Lizenz besitzt, von einem anderen EU-Land verboten werden, Wetten europaweit anzubieten. So kam es, dass private Sportwettenanbieter hier trotzdem Läden eröffneten - und keiner wirklich dagegen vorging.
Sportwetten in Deutschland: Ein Kampf gegen Windmühlen
Sachsen-Anhalt war lange Zeit besonders restriktiv. Erlaubt war und ist eigentlich nur der staatliche Anbieter Oddset. Mit absurden Folgen: Als 2007 Werder Bremen ein Freundschaftsspiel beim 1. FC Magdeburg bestritt, ermittelte der Staatsanwalt, weil die Bremer Werbung von „bwin“ auf dem Trikot hatten, was in Sachsen-Anhalt verboten war.
Es war ein Kampf gegen Windmühlen. Inzwischen ist man in Magdeburg zurückhaltender. Tipico, das sich gerade als Premiumpartner der Fußball-Nationalmannschaft bewirbt, wird in Dessau das insgesamt elfte Sportwettenbüro in Sachsen-Anhalt eröffnen.
Tipico darf weiter nach Sachsen-Anhalt expandieren - und plant das auch
„Grundsätzlich benötigen die Wettvermittlungsstellen eine glücksspielrechtliche Erlaubnis“, sagt Christian Fischer, Sprecher von Sachsen-Anhalts Innenministerium, und verweist darauf, dass „im Bereich der Sportwetten wegen des immer noch nicht abgeschlossenen Konzessionsverfahrens ein Vorgehen allein aufgrund der fehlenden glücksspielrechtlichen Erlaubnis nicht angezeigt ist“. Deshalb hätten die obersten Glücksspielaufsichtsbehörden der Länder Vollzugsleitlinien für den Bereich Sportwetten während des laufenden Konzessionsverfahrens erarbeitet.
Tipico darf deshalb nach Sachsen-Anhalt expandieren - und plant das auch. Im Rahmen des Glücksspielstaatsvertrages, der Vorgaben in Sachen Standort (keine Spielhalle, keine Schule in unmittelbarer Nähe), Werbung (nicht spielanreizend) sowie Jugend- und Spielerschutz macht.
Tipico Shops werden von Franchise-Partern geführt
„Tipico Shops werden überwiegend durch Franchise-Partner geführt, die als selbständige Unternehmer agieren“, sagt der in Frankfurt/Main ansässige Tipico-Sprecher Dominic Sauer. Die Anforderungen sind zahlreich: Ein Investitionskapital von mindestens 120.000 Euro dürfte die größte Hürde darstellen. Dazu kommt ein einwandfreies polizeiliches Führungszeugnis des Interessenten, ein einwandfreier Gewerbezentralregisterauszug und ein geeignetes Objekt. Das ist in der Rennstraße gefunden.
Und noch etwas ist in Sicht: ein Ende der Grauzone. Mitte März haben die Ministerpräsidenten der Länder den Zweiten Glücksspielstaatsvertrag unterzeichnet. Die Idee, nur 20 Lizenzen für private Sportwettenanbieter zu vergeben, wurde begraben.
Eine rechtlich saubere Lösung für Sportwetten ist in Sicht
Ab 1. Januar 2018 sollen alle privaten Anbieter, die sich schon im Konzessionsverfahren befanden und die Mindestanforderungen erfüllen, eine vorläufige Lizenz erhalten. Geplant ist eine einjährige Experimentierphase.
Welche Erfahrungen am Ende stehen, ist offen. Der Trend zur Wette ist ungebrochen. 2016 wurden auf dem deutschen Sportwettenmarkt 6,13 Milliarden Euro umgesetzt. Das Jahr zuvor waren es noch 4,81 Milliarden gewesen. (mz)