Tierischer Mitarbeiter Tierischer Mitarbeiter: Wilma erschnuppert Schimmel für das Umweltbundesamt

Dessau/Berlin - Das Umweltbundesamt (Uba) hat einen tierischen Mitarbeiter. Der heißt Wilma, ist zwei Jahre alt und eine Hundedame. Denn die Nase des Parson Russel Terriers ist eine ganz besondere: Sie spürt verdeckten Schimmel auf.
Wilma gehört zu Kerttu Valtanen. Die 38-jährige promovierte Biologin ist Expertin in Mykologie. Seit 2014 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin im Umweltbundesamt, Fachgebiet Mikrobiologische Risiken, am Berliner Standort des Amtes. „Dort bin ich für Fragen rund um Schimmel in Innenräumen zuständig“, erzählt die Frau, die aus Finnland stammt. Und dass sie auf den Hund gekommen ist, kommt nicht von ungefähr: „Als ich mich beruflich immer mehr mit der Schimmelproblematik befasste und ich aus Finnland wusste, dass Hunde zum Aufspüren von Schimmel eingesetzt werden, stand für mich fest: Wenn ich noch einen Hund nehme, werde ich ihn ausbilden.“ Ihre Vorgesetzte und das gesamte Uba, freut sie sich, haben das unterstützt.
Risiko für Atemwege
Denn Schimmel in Wohnräumen, sagt Valtanen, wird von der Bevölkerung als eine der relevantesten Umweltbelastungen betrachtet. Menschen, die Feuchte/Schimmelbefall in Innenräumen ausgesetzt sind, haben ein erhöhtes Risiko für vielfältige Atemwegserkrankungen. Unter anderem kann Schimmel die Entwicklung und Verschlimmerung von Asthma und Atemwegsinfektionen beeinflussen. Eine Uba-Studie hatte ergeben, dass in 15 Prozent der Wohnungen in Deutschland ein sichtbarer Schimmelpilzbefall vorlag. „Zusammen mit verdeckten Schäden dürfte diese Zahl noch viel höher sein“, sagt die Expertin.
Und um diese verdeckten Schäden geht es insbesondere. Bei Verdacht werden zuerst bautechnische Messungen durchgeführt. „Wenn keine eindeutigen Schadensstellen zu finden sind, können Raumluftmessungen durchgeführt werden, um eine erhöhte Konzentration von Schimmelbestandteilen in der Luft nachzuweisen“, erklärt die Expertin. Danach erfolgen Bauteilöffnungen und Materialprobeentnahmen, um den Schaden festzustellen. „Mit Luftmessungen kann man nicht feststellen, in welchem Teil des Raumes sich der Schaden befindet. Auch dauert die Laboranalyse mehrere Tage.“ Und da kommen nun Hunde wie Wilma ins Spiel. „Mit einem Schimmelspürhund kann man mehrere Räume recht schnell ablaufen“, so Valtanen. Das ist vor allem dann von Vorteil, wenn viele Räume oder ein großes Areal zu untersuchen sind. Denn ein Hund hat eine circa 800 000-fach bis 2 400 000-fach bessere Nasenleistung als der Mensch. „Aus dem Verhalten und dem Anzeigen des Hundes kann man ableiten, ob der Hund Schimmelgeruch wahrnimmt und wo“, sagt Kerttu Valtanen. Damit sei es möglich, mit einem Hund die Zahl der notwendigen Bauteilöffnungen zu reduzieren, da man Schadensbereiche abgrenzen und damit gezielter arbeiten kann.
Einsatz für Studien
Dass Wilma mehrere Schimmelpilz- und auch Bakterienarten auf verschiedenen Baumaterialien wie Gipskarton oder Mineralwolle aufspüren kann, das hat Kerttu Valtanen jetzt schwarz auf weiß. Denn Wilma hat sowohl die Wesensprüfung als auch die Suchprüfung des Bundesverbands Schimmelpilzsanierung (BBS) fehlerfrei absolviert. Hunde wie sie, gibt es nicht viele. Zur Zeit haben zehn Hunde in Deutschland ein BSS-Zertifikat. Die Kontrolle und Verbesserung der Qualität der Schimmelspürhunde, sagt Valtanen, wird vom Uba unterstützt.
„Jetzt sind wir bereit für den praktischen Einsatz“, freut sich die Halterin. Doch die praktische Arbeit mit Wilma geht erst langsam los. Die Hündin kann Uba-intern eingesetzt werden, wenn verdeckte Schimmelschäden vermutet werden, die man mit anderen Methoden nicht findet. Und bei Bedarf, sagt Valtanen, könnte Wilma also auch Amtshilfe in Dessau leisten.
(mz)