1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Dessau-Roßlau
  6. >
  7. Tierfund im Stadtteil Siedlung: Tierfund im Stadtteil Siedlung: Amerikanische Zapfenwanze in Dessau nachgewiesen

Tierfund im Stadtteil Siedlung Tierfund im Stadtteil Siedlung: Amerikanische Zapfenwanze in Dessau nachgewiesen

Von Carla Hanus 10.10.2014, 09:47
Die Amerikanische Zapfenwanze wurde nun auch in Dessau gefunden.
Die Amerikanische Zapfenwanze wurde nun auch in Dessau gefunden. Museum für Naturkunde und Vorgeschichte Dessau, T. Karisch Lizenz

Dessau-Rosslau - Aufregung in Dessau-Siedlung! Sind es giftige Käfer? Sind es stinkende Wanzen? Den Anwohnern jedenfalls waren diese Tiere, die versuchten, in die Wohnhäuser zu gelangen, unbekannt. Aufklärung und damit Entwarnung konnten aber Insektenkundler des Museums für Naturkunde geben. Bei den Eindringlingen handelt es sich um die Amerikanische Zapfenwanze.

Nachdem diese Zapfenwanze in den vergangenen Jahren vermehrt in Deutschland entdeckt worden war, wurde sie damit nun auch in Dessau festgestellt. „Vor wenigen Tagen wurden einige Tiere im Dessauer Stadtteil Siedlung gefunden, als sie versuchten, ins Innere von Wohnräumen zu gelangen“, meldete die Dessauer Stadtverwaltung am Freitag. In der Abteilung für Entomologie des Museums für Naturkunde und Vorgeschichte Dessau ist deren Bestimmung als Amerikanische Zapfenwanze erfolgt.

Die Art sauge besonders an den jungen Zapfen von Kiefern, sei aber nicht als Schädling anzusehen, heißt es in der Pressemitteilung. Für den Menschen seien die bis zwei Zentimeter großen und recht bunt gefärbten Tiere ungefährlich. Weder sind die flinken Sechsbeiner giftig, noch stechen oder stinken sie wie das von anderen Wanzen bekannt ist. Das Sekret dieser Wanze soll eher nach Apfel oder Zitrone riechen. Allerdings können diese Wanzen im Herbst lästig werden, wenn sie Winterverstecke aufsuchen und auf diesem Wege in die Wohnungen gelangen, wie das im Stadtteil Siedlung der Fall war.

Holzlieferungen aus Nordamerika

Die Amerikanische Zapfenwanze ist vermutlich mit Holzlieferungen aus Nordamerika eingeschleppt und 1999 erstmalig in Italien gefunden worden. Seitdem breitet sich die Art rasant in Mitteleuropa aus. 2005 hatte sie bereits Österreich erreicht. In den folgenden Jahren wurde sie vermehrt auch in Deutschland gefunden. Inzwischen kommt sie namentlich im Südwesten schon häufig vor und wurde auch schon öfter im Land Brandenburg gesichtet. Es war somit wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis sie auch in der Region auftaucht.

Die Amerikanische Kiefern- oder Zapfenwanze (Leptoglossus occidentalis) ist eine Wanze aus der Familie der Randwanzen (Coreidae). Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet der Art umfasst den Westen Nordamerikas westlich der Rocky Mountains. Durch Verschleppung und eigene Ausbreitung hat die Art ihr Areal in Nordamerika seit Mitte der 1950er Jahre bis an die Ostküste der USA ausgedehnt, wiederum durch Einschleppung wurde sie 1999 erstmals in Europa nachgewiesen und hat sich seitdem über weite Teile Europas ausgebreitet.

Die Amerikanische Zapfenwanze ist eine recht große und auffällige Wanzenart mit charakteristisch verbreiterten Tibien („Unterschenkel“) der Hinterbeine. Amerikanische Zapfenwanzen werden maximal 20 Millimeter lang und bis zu sieben Millimeter breit. Die Antennen haben vier Glieder und sind mehr als halb so lang wie der Körper. Die Färbung dieser Wanze ist überwiegend rötlichbraun mit einzelnen, schwarzen und weißen Farbanteilen. Typisch für diese Wanze ist eine weiße Zickzacklinie, die im Zentrum der Vorderflügel liegt. In der Kopfmitte verläuft eine rote Längslinie. (Wikipedia/Schädlingskunde)

„Von den Fachkollegen hatte sie bisher aber noch keiner gesehen“, erklärte Timm Karisch, Entomologe im Naturkundemuseum. Aber es habe ja auch nicht jeder einen Garten mit Kiefern. Der Fund in der Siedlung, in der mehrere Grundstücke betroffen seien, zähle damit als erstes Vorkommen hier.

Dass Dessau-Roßlauer ins Museum kommen, um Insekten bestimmen zu lassen, sei gar nicht so selten, erzählt Karisch. Wenn ihnen im Nachbar- oder Bekanntenkreis nicht weitergeholfen werden kann, sie aber vermuten, dass sich Schädlinge eingefunden haben, würden sie den Rat der Experten suchen. Was die Amerikanische Zapfenwanze betrifft, könnte diese innerhalb kürzester Zeit in Anhalt heimisch werden, so wie dies zuletzt beim Asiatischen Marienkäfer erfolgte.

(mz)