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Technikgeschichte in Dessau Technikgeschichte in Dessau: Radiomuseum ist nicht mehr auf Empfang

Von Heidi Thiemann 24.11.2015, 21:04
Ralf-Torsten Berger beim Ausräumen der letzten Stücke aus seinem Radiomuseum.
Ralf-Torsten Berger beim Ausräumen der letzten Stücke aus seinem Radiomuseum. Lutz Sebastian Lizenz

Dessau - Das Radiomuseum von Ralf-Torsten Berger ist Geschichte. Den Raum, den er dafür seit 2008 im Technikmuseum „Hugo Junkers“ nutzen konnte, hat der 52-jährige Dessauer ausgeräumt. Verblieben sind darin nur die Registrierkassen, die ein anderer Sammler zusammengetragen hat. Aber auch die müssen hier weichen, erzählt Berger frustriert.

Die seit 1993 zusammengetragene Sammlung von Ralf-Torsten Berger war erst bei ihm zu Hause, später in der Heimatstube Alten und ab Sommer 2007 im Technikmuseum Hugo Junkers zu sehen. Im Sommer 2008 erhielt er die Möglichkeit dort einen separaten Raum zu nutzen, erst teilweise, ab 2012 dann vollständig (zusammen mit einer weiteren Ausstellung zu Registrierkassen).

Ausgestellt waren dort zum Schluss rund 200 Radios, außerdem Fernseher, Grammophone, Plattenspieler und anderes mehr. Die Objekte waren nur zum Teil beschriftet, was auch auf Kritik stieß. 

1993 hat der gelernte BMSR-Mechaniker (Betriebsmess-, Steuer- und Regelungstechnik) und Hobbytüftler angefangen mit dem Sammeln. Zusammengetragen hat er über die Jahre über 200 Radios von 1928 bis 1989. Alte Radios wie ein „Mende“ von 1932 aus der Dresdener Manufaktur, „Beethoven“ aus Rochlitz, „Rema“ aus Stolberg oder „Rossini“ aus Hartmannsdorf in Sachsen waren darunter wie auch wasserdichte NVA-Feldradios. Hinzu kamen Fernseher wie der erste deutsche Nachkriegsfernseher und erste DDR-Farbfernseher. Das besondere an all seinen Ausstellungsstücken: die volle Funktionsfähigkeit. „Alle Geräte waren angeschlossen und vorführbereit“, sagt Berger stolz. Unzählige Stunden hatte der Tüftler investiert, dass eben das möglich wurde.

Anschauen aber kann sich die Sachen nun niemand mehr. „Ein Teil ist verscherbelt“, erklärt Berger, einen Großteil hat er bei sich Zuhause untergebracht und auch anderweitig untergestellt. „Ich kann nicht alles aufheben“, sagt er, dass es schade um die Dinge sei. „Mit denen hätte man doch wuchern können.“

Dabei habe das laut dem Dessauer auch noch zum Jahresanfang so ausgesehen. Ihm wie auch dem Aussteller der Registrierkassen sei das Angebot gemacht worden, „unsere Ausstellungen besser und professioneller zu präsentieren, sie in das Konzept des Museums einzubinden und somit die Sache auch rechtlich einwandfrei für alle Beteiligten zu gestalten“. Denn schriftlich war nichts fixiert, alle Absprachen bis dahin mündlich durch den damaligen Geschäftsführer Gerhard Beeg erfolgt, sagt Berger. Doch aus der professionelleren Präsentation seien dann, nachdem im Sommer ein neuer Vereinsvorstand gewählt wurde, nur noch „fünf laufende Meter hinter Glas“ für die Radio- und Fernsehsammlung übriggeblieben. Ein Vielfaches stand in dem separaten Raum zur Verfügung. „Ich sollte mir andere Möglichkeiten suchen“, schüttelt Berger den Kopf. Mehrmals habe er versucht, mit dem gesamten Vorstand des Vereins ins Gespräch zu kommen. Auf einen Brief an den Vereinsvorsitzenden von Anfang September bekam er bis heute keine Antwort, beklagt er bitter und spricht von „Gutsherrenart“.

„Das Sammelsurium passte in der Art und Weise nicht zu uns, man hätte eine kleine, feine Ausstellung daraus machen können“, sagt Geschäftsführer Gerd Fucke auf MZ-Nachfrage und verweist an Klaus Lehr, den stellvertretenden Vereinsvorsitzenden. „Es war nie die Rede davon, dass Herr Berger rausfliegen soll“, erklärt Lehr, „wir waren bemüht, die Sammlung mit einzubinden.“ Freilich nicht mehr in der Vielfalt, „auch wenn ich verstehe, dass Herr Berger an allem hängt“. Das Museum, erklärt das Vorstandsmitglied, erhalte eine neue Konzeption. „Es ließe sich auch für die Radios ein würdiger Platz finden“, versteht Lehr die „bockige Reaktion“ von Berger nicht. Denn der habe ohne Ankündigung den Raum geräumt. Doch Berger schüttelt den Kopf: „Ich hätte den Raum doch sowieso unter allen Umständen räumen müssen.“ (mz)

Das war einmal: Blick in das ehemalige Radiomuseum im Technikmuseum „Hugo Junkers“.
Das war einmal: Blick in das ehemalige Radiomuseum im Technikmuseum „Hugo Junkers“.
Berger/privat Lizenz
Das war einmal: Blick in das ehemalige Radiomuseum im Technikmuseum „Hugo Junkers“.
Das war einmal: Blick in das ehemalige Radiomuseum im Technikmuseum „Hugo Junkers“.
Berger/privat Lizenz