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Tag der Deutschen Einheit in Ziebigk Tag der Deutschen Einheit in Ziebigk: Nicht nur Flotte Lotte ist flott

Von ulrike wohlfahrt 04.10.2015, 17:50
Gisela Hanke und Monika Oktan entdecken alte Lampen.
Gisela Hanke und Monika Oktan entdecken alte Lampen. Ruttke Lizenz

dessau - „Zeit, die nie vergeht“- der beliebte Titel der Band Perl begrüßte die Besucher auf dem Gelände des nOstalgie-Vereins. Und der Titel war Programm am Wochenende im dortigen DDR-Museum.

Thomas Kluges Sammelleidenschaft für alles, was aus der DDR kommt, legte den Grundstein für das DDR-Museum. Im Mai 2008 gründete er mit acht Mitstreitern den „nOstalgie-Verein“, in dessen Obhut die Museumsleitung liegt. Jährlich zum 1. Mai und 3. Oktober öffnet das Museum in der Kornhausstraße 62, den Räumlichkeiten der ehemaligen PGH „Einheit“, seine Pforten und lädt Besucher zu einer Reise in die Vergangenheit ein. Maskottchen des Ostalgie-Vereins ist übrigens ein weiß-blauer Trabi 600.

Der Tag der Deutschen Einheit, der sich zum 25. Mal jährte und ein Datum vieler und vor allem emotionaler Erinnerungen ist, gibt in jedem Jahr Anlass, zurückzublicken auf eine Zeit, in der die Wiedervereinigung zweier deutscher Staaten stattfand. Eine Zeit, in denen Glück, Aufbruchsstimmung und Freiheitsdrang die Stimmung der Bevölkerung der damaligen DDR prägten. Die historische und politische Bedeutung des 3. Oktobers ist unbestritten, doch sollte sie am Samstag, zumindest im DDR-Museum in Dessau Ziebigk, nicht im Mittelpunkt stehen. Vielmehr lud der nOstalgie e.V., der seit nunmehr acht Jahren besteht und im Jahr 2009 mit viel Eigeninitiative und Engagement das DDR Museum eröffnete, die Besucher dazu ein, in die Vergangenheit einzutauchen und die durchaus auch gute, alte Zeit ein bisschen in das Hier und Jetzt zu katapultieren.

Erinnerungen werden geweckt

Auf 800 Quadratmetern gibt es, dank Thomas Kluge, Mario Preißner und den anderen Mitstreitern des nOstalgie e.V., Geschichte zum Anfassen. Passend zum Anlass und bei schönstem Herbstwetter nutzten zahlreiche Dessau-Roßlauer den Samstag, um dem DDR-Museum, das zusätzlich mit selbst gebackenem Kuchen, Fettschnitten, Würstchen und einem kühlen Bier lockte, einen Besuch abzustatten. So auch Ralph Schulze und Tochter Marina. „Wir haben uns aufs Fahrrad geschwungen und ich habe meine Tochter gefragt, wo sie hinmöchte. Sie hatte Lust, sich das Museum hier anzuschauen. Also sind wir losgeradelt und schlendern jetzt hier über das Gelände“, erklärt Ralph Schulze und ergänzt „Das ist schon beeindruckend, woran man sich dann wieder so erinnert. Vieles gerät ja logischerweise in Vergessenheit. Als ich hier das Hautschutzmittel Prax gesehen habe, musste ich schmunzeln. Das hat so ekelhaft gestunken damals, aber es hat die Hände super gepflegt. Für die geschundene Arbeiterhand also perfekt. Auch über die FDGB Ferienkataloge war ich amüsiert. Damals war die Auswahl eben begrenzt, heute geht man ins Reisebüro und kann überall hin.“

Altes noch immer in Gebrauch

Die DDR-Haushalts- und Elektrogeräte, die auch im DDR-Museum zu finden sind, gelten als unverwüstlich. Ist das tatsächlich so? „Oh ja, sagt Ralph Schulze. Lange nach der Wende habe ich noch einen Universalelektrogrill benutzt. Der konnte alles und sogar Schaschlikspieße waren dabei“, erinnert sich Schulze und Tochter Marina sagt „Ich habe sogar noch von meiner Uromi einen alten Mixer, der ist regelmäßig im Einsatz und funktioniert einwandfrei.“ Das kann auch Rudolf Herbst bestätigen. „Meine Frau benutzt immer noch ihren geliebten Schnellkochtopf und eine Küchenmaschine aus DDR-Zeiten.“ Auch Helga Kluge macht mit ihrer Flotten Lotte noch leckeres Apfelmus. „Auch ein altes Fernsehgerät, ein Radio, Kaffeemühle und Mixer sind noch in Benutzung und regelmäßig streichele ich alles, damit es mir noch viele Jahre erhalten bleibt, denn der neumodische Kram hält nicht wirklich etwas aus“, lacht sie. Dank Sohn Thomas, dem Vorsitzenden des nOstalgie e.V. sitzt sie an der Quelle der wieder sehr beliebten DDR-Produkte. „Kaffeemühlen werden gerne gekauft bei uns, da lässt sich nämlich auch toll Puderzucker mit machen und auch andere Dinge erfreuen sich großer Beliebtheit, einfach, weil sie robust und gut sind“, erklärt Thomas Kluge.

Auch Gabriela Hüthel und Schwester Angela nutzen den Sonnabend, um das eine oder andere Stück zu ergattern und das mit Erfolg. Zwei Schallplatten „Peter und der Wolf“ sowie „Weihnachten mit dem Poznaner Kinderchor“, wechselten den Besitzer. „Das sind Erinnerungen, die einem niemand nehmen kann und auch mein Kind kennt Peter und der Wolf aus der Schule. Es geht nichts über eine richtige Schallplatte, der Klang ist einmalig“, ist Gabriela Hüthel von ihrem Fund begeistert. Und Schwester Angela fügt hinzu „Ich bin zum ersten Mal hier und finde es absolut sehenswert und spannend. Beim nächsten Mal werde ich meine beiden Jungs mitnehmen, damit sie mal sehen, womit und wie ich groß geworden bin.“

Sponsoren und Helfer gesucht

Die Geschichte der DDR kritisch zu betrachten und vor allem den politischen Aspekt nicht zu verharmlosen, halten sowohl die Besucher als auch die Mitglieder des Vereins für wichtig. Dennoch sollte es möglich sein, auch einfach die Erinnerungen an die eigene Kindheit und Jugend zu erhalten und sich daran zu erfreuen. „Nichts im Leben kann und darf man nur Schwarz-Weiß sehen, und wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, den schönen Teil der DDR nicht in Vergessenheit geraten zu lassen und unseren Besuchern ein Lächeln auf Gesicht zu zaubern“, so Thomas Kluge. Damit das auch weiterhin möglich ist, braucht der Verein unbedingt mehr engagierte Mitglieder und vor allem Sponsoren. „Denn nur so können wir die Hallen und Räumlichkeiten in Schuss halten und damit die Geschichte am Leben“, so Kluge. (mz)

Katrin Labitzsch zeigt Töchterchen Romy alte Küchengeräte.
Katrin Labitzsch zeigt Töchterchen Romy alte Küchengeräte.
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Original-DDR-Fernsehen gab es am Sonnabend auch.
Original-DDR-Fernsehen gab es am Sonnabend auch.
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Doreen Stephan liest im Familiengesetzbuch der DDR nach.
Doreen Stephan liest im Familiengesetzbuch der DDR nach.
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