Suche nach Ottos Nachfolger startet
Dessau/MZ. - Dessaus SPD rückt das Thema Oberbürgermeister diesen Monat auf die Tagesordnung des Vorstandes. Drei Jahre ist es her, dass die Partei in Dessau am Streit darüber fast zerbrach. "Wir wollen zuerst ein Anforderungsprofil ohne Namen erstellen", sagt Parteichef Christian Meybohm, sicher nur in einem: "Es wird einen SPD-Kandidaten geben." Das dürfte die stören, die den Namen Klemens Koschig diskutieren. Der gehört dem Neuen Forum an. Das dürfte die freuen, die über Friedrich Kolbitz, Ex-Regierungspräsident, reden. Oder lag die Betonung auf dem Wort "einen"? Groß ist die sozialdemokratische Auswahl nicht: Jürgen Kessing, lange Zeit der große Favorit auf Ottos Erbe, hat eine große Lücke hinterlassen.
Die SPD steht mit diesem Problem nicht allein. Eineinhalb Jahre vor Dessaus Oberbürgermeisterwahl haben es fast alle Parteien verpasst, einen geeigneten Kandidaten gut zu positionieren. Bis vor Wochen war es mehr als ein Gerücht, dass es parteiübergreifend Kräfte gibt, die das Amt Roßlaus Bürgermeister Klemens Koschig - bis 11. Mai 2008 gewählt - zutrauen. Doch das scheint überholt.
Dessaus CDU-Chef Christoph Göring wollte schon 2004 einen Kandidaten präsentieren. Im Kommunalwahlkampf machten die Christdemokraten einen Rückzieher. 2005 ist die CDU nicht viel weiter. Nur eines ist klar: Göring selbst steht als Kandidat nicht zu Verfügung. "Ich habe keinerlei Ambitionen", wehrt der Unternehmer ab. Manch einen dürfte das enttäuschen. Für den Spätsommer kündigt Göring einen Nominierungsparteitag an. "Der Kreisvorstand wird vorher eine Empfehlung aussprechen."
Für die CDU gilt dabei: Aus den Fehlern von 2001 lernen, heißt siegen lernen. Der unbekannte Wolfgang Heinrich landete damals bei schwachen 13,1 Prozent. Ein Unding. "Wir sind auf der Suche", sagt das CDU-Landtagsmitglied Jens Kolze. "Wir sind weder festgelegt noch schon fixiert." Es gebe aber ein, zwei, "die ihren Hut in den Ring werfen wollen".
Die formalen Dinge sind klar: Amtsinhaber Hans-Georg Otto muss im Oktober 2006, dem Monat seines 65. Geburtstages, in Pension gehen. Dass es ihn stört, seine zweite Amtszeit (bis 2008) nicht beenden zu können, das hat Otto nie verheimlicht. Es kann als gesichert gelten, dass das Stadtoberhaupt hat prüfen lassen, ob das rechtlich möglich ist. Schließlich ist Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Wolfgang Böhmer 69 Jahre und denkt gerade über eine neue Amtszeit nach. Das Beamtengesetz spricht dagegen. "Das ist keine Erfindung von Sachsen-Anhalt", versichert Michael Conrad. Der Chef des Dessauer Wahlamtes kümmert sich um die Organisation der Dessauer Oberbürgermeisterwahl. Zur Zeit ist da aber noch nichts zu tun. "Frühestens drei Monate, spätestens einen Monat vor Ende der Amtszeit ist zu wählen", zitiert Conrad die Gemeindeordnung. Dessau bliebe der Zeitraum vom 31. Juli bis 30. September. Conrads Intention ist klar. Im September 2006 finden Bundestagswahlen statt. "Wir sollten die Oberbürgermeisterwahl oder die Stichwahl mit diesem Termin zusammenlegen." Aus Effektivitätsgründen. Das scheint mehrheitsfähig. Viel mehr steht noch nicht fest.
"Wir suchen eine Persönlichkeit, die unsere Stadt würdig repräsentiert", sagt Ralf Schönemann. 2001 trat der PDS-Fraktionschef selbst an, war im Zweikampf zwischen Hans-Georg Otto und Holger Platz aber chancenlos und holte nur 12,9 Prozent. Eine neue Kandidatur ist noch nicht entschieden. Ob Schönemann noch einmal antritt, mag der nicht kommentieren. "Vielleicht wird es einer, den wir noch als Mitglied gewinnen", heißt es kryptisch. "Eine Partei, die 25 Prozent der Stimmen holt, muss immer den Anspruch haben, einen guten Kandidaten zu stellen."
Den Anspruch hat auch die FDP. Der Kreischef Peter Kuras überraschte 2001 mit 12,6 Prozent, knüpfte an Dessaus liberale Tradition an. Der Vizechef des Landesverwaltungsamtes hat die Oberbürgermeisterwahl bislang verdrängt. "Vom Herzen her ist das aber immer ein Thema." Ob für ihn oder die Partei, bleibt abzuwarten.