Gastronom sieht Forderung mit Sorge Streit um Landhaus-Parkplatz in Dessau - Naturschützer wollen Rückbau der Schotterfläche
Dessau/MZ - Verschwindet der seit alters her angestammte Parkplatz neben dem Landhaus Dessau am Muldufer nahe der Jagdbrücke? Das jedenfalls sieht die Ortsgruppe Dessau-Roßlau der Umweltschützer vom Arbeitskreis Hallesche Auenwälder (Aha) als dringend notwendig an und fordert den vollständigen Rückbau des Parkplatzes neben der Streuobstwiese.
Dies diene zum einen dem Umwelt- und Naturschutz und dem Erhalt der Insektenfauna am Standort, andererseits könne so der alte Baumbestand der Streuobstwiese künftig erweitert werden, sagt Aha-Vorsitzender Andreas Liste. Der Platz ließe sich problemlos als traditioneller Apfelstandort mit mindestens fünf Bäumen rekultivieren.
Parkplatz an der Streuobstwiese ist unbefestigt - und an manchen Tag überfüllt
Der große unmittelbar an die Streuobstwiese angrenzende Parkplatz ist unbefestigt, nicht mehr als ein festgefahrener Schotterplatz. Laut Liste aber sei er an manchen Tagen so voll, dass die Leute auf der Wiese bis an die Bäume heran parken. Auch hatte der Arbeitskreis-Chef in den Vorjahren beobachten müssen, dass sich „Apfeldiebe“ ohne Scheu und Scham an dem Früchten bedienten. Das Verbotsschild wird geflissentlich übersehen.
Ein Bild von der Situation hatten sich die Naturfreunde kürzlich bei einem Arbeitseinsatz gemacht. Mit Freischneider, Astscheren und Sägen, Hacken, Rechen und Container rückten sie der Wise zu Leibe. Eigentlich ein gewohntes Bild für den Pächter des Landhauses, der nun aber aus allen Wolken fällt. Nach Luft schnappt Alex Ramin, als er von der Idee zum Parkplatz-Rückbau hört. „Dann soll ich wohl gleich zumachen“, meint der Pächter des historischen Gasthauses mit Pension und schüttelt ungläubig den Kopf.
Der Parkplatz taucht als öffentliche Anlage in den Landkarten der Stadt genauso auf wie in den Internetportalen der Tourismusverbände, die Wirtshaus und Pension am Landhaus bewerben.
„Besucher unserer Gastronomie kommen zu 80 Prozent mit dem Fahrrad hierher und für Feriengäste haben wir gerade mal acht Zimmer“, betont Ramin: Am Mulde-Ufer tummelt sich kein riesiges Publikum und finden auch keine Großveranstaltungen statt.
Extra Ordner für Parkplatz während des Sommer-Varietés engagiert
Auch das Sommer-Varieté „SpektakulAIR“ - mit Open-Air-Vorstellungen war als Event für ein familiäres „Publikum von 0 bis 99 Jahren“ konzipiert. Im großen Landhaus-Garten konnten sich bis zu 160 Leute sich an den Darbietungen erfreuen. „Und für ordentliches Anreisen, Parken und Abreisen hatten wir extra eine Zehn-Mann-Security engagiert“, freut sich Alex Ramin über die gelungene Gastspiel-Serie.
Einen nächsten Einsatz plant der Arbeitskreis noch einmal im Oktober 2021. Im Vorjahr waren im Herbst die reifen Früchte von den alten Bäumen gepflückt worden. Die Sorten Kaiser Wilhelm, Harberts Renette und Roter Boskoop hatten reiche Erträge beschert. Und schmeckten köstlich.