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Streit um Adelstitel "von Anhalt" Streit um Adelstitel "von Anhalt-Dessau": AfD-Prinz aus Bayern räumt Fehler ein

Von Lisa Garn 06.10.2017, 10:01
Der 70-Jährige landete bei der Bundestagswahl in seinem Wahlkreis auf Platz vier.
Der 70-Jährige landete bei der Bundestagswahl in seinem Wahlkreis auf Platz vier. Youtube/AfD Bayern TV

Dessau/Tegernsee - Die Politik ist für Constantin Leopold Prinz von Anhalt-Dessau zu einem harten Pflaster geworden. Der 70-Jährige wollte für die AfD in Oberbayern-Süd als Direktkandidat in den Bundestag ziehen, verlor aber im Wahlkreis klar gegen den CSU-Kandidaten.

Vor allem aber wegen seines adligen Namens steht der Kreisvorsitzende seit Monaten in der Kritik. Sogar die Staatsanwaltschaft in München ermittelte - nachdem ihn ein Ex-AfD-Mitglied wegen Fälschung seiner Geburtsurkunde angezeigt hatte.

Prinz von Anhalt-Dessau habe die Zusammenhänge des Namens nicht klar kommuniziert

Nun räumt der Mann vom Tegernsee erstmals ein, Fehler begangen zu haben. „Ich habe die Zusammenhänge meines Namens nicht klar kommuniziert, sondern umschifft“, so der 70-Jährige.

„Es war eine gewisse Sturheit, weil ich dachte, dass diese privaten Dinge niemanden etwas angehen.“ Sie werden auch keine strafrechtlichen Folgen haben, die Staatsanwaltschaft hat das Verfahren eingestellt, erklärte eine Sprecherin auf Nachfrage.

Öffentlichkeit und eigene Partei zweifelten an der Echtheit des Titels

Im Wahlkampf hatte die schillernde Persönlichkeit harten Gegenwind zu spüren bekommen. Denn erklärt hatte Constantin Leopold Prinz von Anhalt-Dessau stets, den adligen Namen seiner Mutter angenommen zu haben, eine gebürtige von Anhalt - „ganz direkte Linie“. Was er aber nicht sagte: Es war nicht seine leibliche Mutter, der Prinz - mit bürgerlichem Namen Michael Hipp - wurde adoptiert.

In der Öffentlichkeit und in der eigenen Partei waren deshalb Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Kandidaten laut geworden. Die ihn einen Platz auf der Landesliste der AfD kosteten - er trat zur Nominierung gar nicht erst an.

Bei der Bundestagswahl erreichte der Direktkandidat im Wahlkreis Bad Tölz-Wolfratshausen-Miesbach den vierten Platz hinter den Kandidaten von CSU, Grüne und SPD. Der Mann aus Bayern spricht dennoch von einem „fantastischen Ergebnis“ von 9,9 Prozent der Erststimmen. Insgesamt errang die AfD im Wahlkreis 11,7 Prozent.

Constantin Leopold Prinz von Anhalt-Dessau: „Ich trage den Namen seit 40 Jahren“

„Ich trage den Namen seit 40 Jahren, Leute aus meinem Umfeld wussten Bescheid“, erklärt von Anhalt-Dessau rückblickend. In den Reihen der AfD habe er nach der Berichterstattung der örtlichen Medien für Klarheit gesorgt. Nur eben nicht in der Öffentlichkeit.

In Dessau, einer Heimstatt des Hauses Anhalt, war die Empörung entsprechend groß. „Ich kenne den Mann nicht“, hatte Eduard Prinz von Anhalt, Oberhaupt des traditionsreichen Adelsgeschlechts, schon im Sommer der MZ erklärt.

„Er ist adoptiert und nicht echt. Der Mann gehört nicht zu unserem Haus.“ Im Deutschen Adelsarchiv in Marburg war der Name des Prinzen aus Bayern nicht zu finden.

Der Prinz aus Bayern gibt an, seinen Titel durch Adoption erlangt zu haben

Eine Schwester von Eduard Prinz von Anhalt habe ihn adoptiert, erklärte von Anhalt-Dessau zuerst. Er behielt zunächst seinen Namen, nannte sich seit den 70er Jahren aber von Anhalt.

Den Zusatz „Dessau“ hatte er sich später zugelegt und auch seinen Vornamen geändert. Im Personalausweis und in der Geburtsurkunde, die auf der Internetseite der Kreis-AfD veröffentlicht sind, taucht genau der Zusatz allerdings nicht auf.

Der Prinz aus Bayern will nun ein Treffen mit dem Chef im Haus Anhalt. „Ich würde gern mit Eduard über diese Dinge mit dem Namen sprechen“, sagt er.

Eduard von Anhalt: „Wir sind zwölf gebürtige Anhalts gegenüber 80 falschen“

„Wir kennen uns wirklich, haben uns vor über zehn Jahren auch getroffen. Bei mir zu Hause gibt es Fotos, auf denen auch er zu sehen ist.“ Doch Kontaktversuche blieben bislang erfolglos.

Der Clan-Chef hatte den Grund schon vor Monaten klar gemacht: „Es ärgert mich immer wieder, dass unser Titel missbraucht wird - und nun auch noch von einem aus der AfD“, sagte das Familienoberhaupt.

Die Weitergabe des Namens durch Adoption sorge seit Jahren für Ärger. „Wir sind zwölf gebürtige Anhalts gegenüber 80 falschen. Unser historischer Name wird in den Dreck gezogen.“ Ein Treffen ist damit ausgeschlossen. (mz)