Stolpersteine in Dessau-Roßlau Stolpersteine in Dessau-Roßlau: Ein Kreis schließt sich zum Guten

Dessau-rosslau - Die letzten Stolpersteine in Dessau-Roßlau sind verlegt. Und der Kreis schließt sich in der Roßlauer Hauptstraße. Der erste Stadtrat Dessau-Roßlaus hatte es 2007 gebilligt: „Wir sind dabei“ - beim europaweiten Denkmal „Stolpersteine“, wo in den Gehweg eingelassene Messingplatten mit Lebensdaten einstiger Bewohner direkt erinnern an Vertreibung und Vernichtung der Nazi-Opfer, die Nachbarn in der Stadt oder Klassenkameraden waren.
50 Gedenkorte in Dessau-Roßlau
In Dessau-Roßlau werden anschließend acht Jahre lang Stolpersteine verlegt. So sind 50 lokale Gedenkorte entstanden, die vom Schicksal von über 100 Mitbürgern berichten, die Opfer der NS-Diktatur wurden.
Zu den ersten Stolpersteinen 2008 gehörten die vor der Roßlauer Hauptstraße 11, einst Wohn- und Geschäftshaus der jüdischen Familie Fried, später Konsum-Kaufhaus und heute Domizil von Bibliothek und Stadtinformation. Den zwei Gedenkplatten für die Eheleute Max und Hedwig Fried, im April 1942 ins Warschauer Ghetto deportiert, folgten nun gestern am gleichen Ort Stolpersteine für die Töchter Ruth und Eva.
„Wir dürfen die Opfer nicht von undemokratischen Kräften missbrauchen lassen, wie an jedem 7.März in Dessau versucht wird“, betonte Lothar Ehm am Donnerstag. Der Dessau-Roßlauer Stadtratsvorsitzende mahnte, dass die Nazis in Anhalt und Dessau schon vor Hitlers Machtübernahme die Ideale der Aufklärung, Toleranz und Vernunft zunichte gemacht hätten.
Applaus zum Dank
Diese Ideale jungen Menschen nahe zu bringen, ist Anliegen der Werkstatt Gedenkkultur in Dessau-Roßlau, die den Stolperstein-Projektträger Kiez e.V. begleitete. Zur Übergabe neuer Gedenkorte sind also junge Leute aus sechs Sekundarschulen und Gymnasien dabei, in Roßlau die Bietheschüler. Lukas Wolter und Christopher Kunert (beide 6b) gestalten auf Querflöte und Trompete den Rahmen, Lilli Franz und Chris Zehle (7b) tragen Gedichte vor und Samantha Noll und Jessica Waldeck (9a) die wenigen Daten aus dem Leben der Fried-Mädchen. Paul Klein wagt sich nach Regie von Deutschlehrerin Kathrin Wegener an die Erinnerungen der Holocaust-Überlebenden Inge Auerbacher und ihre Gedichte: Ich bin ein Stern. Die versammelte Bürgerschaft dankt mit Applaus.
Und so wurde Roßlau zum Auftakt für einen ganzen Tag der Erinnerung mit Veranstaltungen an sechs weiteren Orten in Dessau. Der Weg durch die Stadt führte von der Franzstraße/Askanische Straße, über Rennstraße, Raguhner, Augustenstraße bis zur Damaschkestraße zum Mittelweg 7. Dort war der zum Gedenken an Paul Wolle verlegte Stolperstein bereits nach wenigen Tagen verschwunden. Gestern war das Messingsschild wieder am Platz. Wird alles gut? (mz)