Stadtpark Dessau Stadtpark Dessau: Gedenken und Mahnung wegen Alberto Adriano
Dessau - Es war das 15. Mal, dass sich Dessauer und ausländische Bürger an einem 11. Juni im Stadtpark trafen, um der Ermordung von Alberto Adriano in den frühen Morgenstunden des 11. Juni 2000 zu gedenken. Eine Steinstele steht heute an jenem Ort, an dem der Mosambikaner von drei betrunkenen Neonazis brutal zusammengeschlagen und misshandelt worden war.
„Die Tat war ein Schock für die Stadt. Sie riss sie aus den letzten Träumen einer heil scheinenden Gesellschaft“, blickte Frank Hoffmann, stellvertretender Stadtratsvorsitzender, in seinen Erinnerungsworten zurück. Viele Kräfte positionierten sich seitdem gegen rechte Gewalt, ein breites Bündnis von Akteuren gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit habe sich zusammengefunden in dieser Stadt. Das Bündnis gegen Rechtsextremismus hat sich gegründet, das Netzwerk Gelebte Demokratie ist Initiator zahlreicher Aktionen, Projekte und Veranstaltungen. „Dessau ist keine Stadt rechter Gewalt, aber wir müssen wachsam bleiben.“ Die Stele im Stadtpark sehe er deshalb nicht nur als Ort der Erinnerung, sondern auch und insbesondere als Mahnmal, so Hoffmann.
Erinnerungsworte sprach auch Maik Reichel, Direktor der Landeszentrale für politische Bildung des Landes Sachsen-Anhalt. Gerade seien die Lichterketten der 90er Jahre gegen die rechtsextremen Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen und anderswo verloschen, als dieser Mord „die ganze Bundesrepublik erschütterte“. Er sei die Initialzündung geworden für ein wachsendes Engagement der Zivilgesellschaft gegen Rechts. Programme und Projekte gegen rechte Gewalt und Fremdenhass für Toleranz und Weltoffenheit wurden aufgelegt und allerorten mit Leben erfüllt. „Die Politik widmete sich mit erhöhter Aufmerksamkeit der Bekämpfung des Rechtsextremismus.“
Vertreter der Religionen
Dass die Gefahr damit nicht gebannt ist, zeigen Vorfälle wie in Tröglitz. Oder der Fakt, dass 2014 in Sachsen-Anhalt 114 Angriffe rechtsextremer Gewalt mit 150 Opfern registriert wurden.
Nicht nur Erwachsene setzen sich mit dem Mord an Alberto Adriano auseinander. Auch für Schüler ist es ein Thema, das sie bewegt. So hat sich die 8. Klasse der Ganztagsschule am Zoberberg ganz intensiv mit dem Leben und Sterben des in Mosambik geborenen Mannes, der seit 20 Jahren in Dessau lebte, befasst. Auch der Stadtpark als Tatort und heutigem Gedenkort wurde von den Schülern analysiert. Fazit ihrer Performance: Ohne Vorurteile ist Fremdes nicht lange fremd und steht Freundschaft nichts im Wege.
Vor allem ausländische Mitbürger hatten sich zur Gedenkveranstaltung eingefunden. Vertreter der Religionen sprachen ein interreligiöses Gebet und machten deutlich, dass die Tötung eines Menschen, egal welcher Religion er angehört, immer ein großes Verbrechen sei. Die Gäste legten zum Abschluss Blumen nieder. Offizielle Vertreter der Stadt, ob aus Verwaltung oder Politik, fand man allerdings nur wenige darunter. Die Rathausspitze war weder durch OB, Bürgermeisterin, Dezernenten oder Amtsleiter vertreten. Auch die Integrationsbeauftragte oder Gleichstellungsbeauftragte suchte man vergebens. Nicht mal auf eine Handvoll Vertreter schafften es die Stadtratsfraktionen.
Fern geblieben sind glücklicherweise aber auch Personen der rechten Szene, die das Gedenken stören wollten.
Gedacht wurde am Donnerstag auch Hans-Joachim Sbrzesny, der am Hauptbahnhof Dessau zu Tode geprügelt worden ist. (mz)