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Sozialkaufhaus Dessau Sozialkaufhaus Dessau: Kleiner Laden kann sich «auswachsen»

Von silvia bürkmann 10.12.2012, 17:33

dessau/MZ. - Das Dreieck der drei großen Städte ist verkehrstechnisch gut verknüpft. Magdeburg, Halle und Dessau sind untereinander in gut einer Stunde zu erreichen. Im Normalfall. Gestern aber war richtiger Winter. Der den "Katzensprung" zur Weltreise machte und kurze Wege ins Unermessliche dehnte. Innerstädtisch kamen da am Morgen anderthalb Fahrstunden vom Bahnübergang Rodleben-Tornau bis Dessau-Süd zusammen. "Fünf Minuten vor Ladenöffnung war ich da", atmete Mike Höfer auf. Denn die Leute warteten schon im Innenhof zwischen Einkaufsmarkt und Apotheke in der Heidestraße 97. Im einstigen Getränke-Shop eröffnete Help 2007 sein Sozialkaufhaus. Pünktlich um 10 Uhr.

Es ist nach Magdeburg (Start Pfingsten 2009) und Halle (seit Sommer 2011) das dritte im Land in Trägerschaft des 2007 gegründeten Hilfsvereins. Auf kleinen Flächen gestartet, hatten beide Häuser schnell ihre Kapazitätsgrenze erreicht und haben sich "ausgewachsen". "Der Bedarf ist einfach immens", erlebte auch Vereinsvorsitzender Wihelm Töller die steigende Nachfrage nicht allein nach kostengünstigen Waren, sondern auch nach Hilfsangeboten. "Hierher kommt keiner, um nur 'mal zu gucken'. Sondern er sucht gezielt zum Beispiel nach Haushaltsgeräten, die er im Handel nicht kaufen kann, weil er das Geld nicht hat."

Dass immer breitere Bevölkerungsschichten Euro und Eurocent dreimal umdrehen müssen, erlebte der junge Verein selbst bei Sammlungen, "als wir noch mit der Spendenbüchse herumgingen." Zwar wäre die Hilfsbereitschaft in den Menschen tief verankert, aber das Geld würde fehlen. Und da kam der Hinweis: "Aber ich habe noch eine Waschmaschine im Keller." Das gab "Help e.V. 2007" die Arbeitsrichtung: Sachspenden einsammeln und für wenig Geld zu denen bringen, die es brauchen.

Das funktioniert. Die nicht neuen, aber gebrauchsfähigen Waren werden kostenlos beim Spender abgeholt. Eine Sache für Männer. Drei sind jetzt am Anfang für das Dessau Sozialkaufhaus unterwegs. Dessen Erstausstattung wurde aus dem Lager in Magdeburg angeliefert, aber es liegen bereits Angebote aus Haushalten von Dessau-Roßlau vor. "Ab Dienstag fahren wir die ersten Touren in der Stadt", so Höfer. Im Laden sind zwei Frauen die Verkäuferinnen: Jutta Merten aus Aken als Leiterin und die Dessauerin Marin Löwe als Aushilfe. Das Kaufhaus-Personal ist vermittelt worden über das Jobcenter Dessau-Roßlau. "Eine gute Zusammenarbeit", lobte Töller. Und vom Jobcenter schauten am Eröffnungstag mit Ivonne Schwarzlose und Nico Richter nach dem Rechten. "Das findet sich jetzt alles erst zurecht."

Sozialkaufhaus Help 2007; Heidestraße 97, Mo - Frei 9 bis 18 Uhr, Tel. 0340-870 132 53