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Shia-Verein Shia-Verein: 20 Jahre Selbsthilfegruppe Alleinerziehender in Dessau

Von sylke kaufhold 01.05.2013, 15:44
Jenny Golembski und Sabine Engel erinnern an die Erfolgsgeschichte des kleinen Dessauer Shia-Vereins.
Jenny Golembski und Sabine Engel erinnern an die Erfolgsgeschichte des kleinen Dessauer Shia-Vereins. Sebastian Lizenz

dessau/MZ - „Es hat sich ein Generationenwechsel vollzogen“, sagt Sabine Engel beim Durchblättern der Fotoalben. 20 Jahre Shia (Selbsthilfegruppe Alleinerziehender) sollen am 3. Mai gefeiert werden. Sabine Engel gehörte 1993 zu den Gründungsmitgliedern des Vereins und war bis 2009 als Projektleiterin tätig. „Wir haben den Verein damals gegründet, um Alleinerziehenden Gehör zu geben in der Gesellschaft.“ Benachteiligung und Stigmatisierung seien damals für Alleinerziehende ein ganz großes Problem gewesen. „Wir schlossen uns zusammen, um uns untereinander zu helfen und zu stärken.“

Zu dieser Selbsthilfe kam im September das Modellprojekt des Bundes „Hilfe für alleinerziehende Frauen in Notsituationen“, das bis 1995 lief und auch wissenschaftlich begleitet wurde. „Nach dieser Projektzeit war allen klar, Alleinerziehende brauchen eine andere Unterstützung“, erinnert sich Sabine Engel. Auch die Stadt Dessau positionierte sich dazu und gab weiterhin finanzielle Unterstützung.

Damals sei die Gleichstellung der Alleinerziehenden mit den kompletten Familien das große Thema gewesen. „Da hat sich inzwischen viel getan“, schätzt Sabine Engel ein. Ihre Nachfolgerin im Amt, Jenny Golembski bestätigt das. „Die Alleinerziehenden sind selbstbewusster geworden, in unserer Arbeit im Familienzentrum geht es heute mehr um das Leben mit Kindern allgemein.“

Bei allen Fortschritten bei der Integration der Alleinerziehenden in die Gesellschaft, fühlten sie sich aber dennoch benachteiligt. Die Jobsuche sei schwieriger, das Geld knapper und auch die (Frei)Zeit bemessener. Die Lebensbedingungen für die Alleinerziehenden freundlicher zu gestalten, engagiert sich Shia seit der Gründung im Bündnis für Familie Dessau-Roßlau. Hier sei ein gutes Netzwerk verschiedener Kooperationspartner entstanden, sagt Jenny Golembski, so dass einiges in Bewegung gekommen ist und auch noch kommen wird.

Ein Thema ist in den 20 Jahren Shia-Vereinstätigkeit aktuell geblieben: Die Kinderbetreuung in den Randzeiten der Kindertagesstätten. In unterschiedlichen Formen und Angeboten hat Shia hier versucht, Abhilfe zu schaffen. Mit Hilfe von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen von 1994 bis 1999. 36 Mitarbeiterinnen waren in dieser Zeit in diesem Bereich tätig. Als „Leihomas“ waren von 2001 bis 2003 16 Frauen tätig. „Das ist alles toll gelaufen, die Nachfrage war so groß, dass wir es kaum schafften“, blickt Sabine Engel zurück. „Doch dann gab es einen Bruch, Arbeitsagentur und Jobcenter haben solche Maßnahmen nicht mehr gefördert.“

Der Verein half sich selbst und rief ein ehrenamtliches Projekt „Oldi“- Oma/Opa-Leihdienst ins Leben. Seit 2012 gibt es wieder eine Maßnahme des Jobcenters, im Kinderbetreuungsservice „Notnagel“ arbeiten fünf Frauen.

Zu den Meilensteinen in der Vereinsentwicklung gehört das Wohnprojekt, das im Jahr 2000 im Rahmen der Weltausstellung Expo in der Wörlitzer Straße 69 realisiert wurde und wo sich heute das „Familienzentrum Dessau“ befindet.

Auch die Klinikclowns (seit 2004) und die Gelben Feen (1999) sind Angebote, mit denen sich Shia im Sozialgefüge der Stadt fest verankert hat.

„Obwohl wir nur ein kleiner verein sind“, bilanziert Sabine Engel die 20 Jahre, „haben wir uns an gesellschaftlichen Themen beteiligt. Das hat uns langfristig Anerkennung in der Stadt gebracht.“ Und so ist Shia inzwischen auch ein fester und geschätzter Partner des Dessauer Jugendamtes. So vielfältig die Betätigungsfelder im Laufe der Jahre auch waren, hatten sie letztlich alle das gleiche Ziel: Die Stärkung der Eltern für starke Kinder.

Die finanzielle Ungewissheit sei allerdings auch eine Konstante seit 20 Jahren, wirft Jenny Golembski ein. Der jährliche Kampf erschwere die Arbeit und beanspruche zudem viel Nerven, Kraft und Zeit. Und es wird nicht besser: Für 2014 hat das Land seine Förderung gestrichen. „Wir hoffen nun, dass die Stadt einspringt und unsere Arbeit so wertschätzt, dass auch der Stadtrat einer Förderung zustimmt.“