1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Dessau-Roßlau
  6. >
  7. Sekundarschule «Friedrich Schiller» ist «denkmal aktiv»: Sekundarschule «Friedrich Schiller» ist «denkmal aktiv»: Unterricht mit Aha-Effekten

Sekundarschule «Friedrich Schiller» ist «denkmal aktiv» Sekundarschule «Friedrich Schiller» ist «denkmal aktiv»: Unterricht mit Aha-Effekten

Von Sylke Kaufhold 22.11.2002, 16:33

Dessau/MZ. - Nicht nur Stefan hat Gefallen gefunden an der Geschichte seiner Heimat. Auch seine Klassenkameraden haben sich zu kleinen "Geschichtsexperten" entwickelt. Ihren Anfang nahm diese neue Leidenschaft schon in der 7. Klasse. "Beim Thema aufgeklärter Absolutismus ist uns aufgefallen, dass es überall in der Region historische Zeugnisse gibt", berichtet Geschichtslehrerin Birgit Haupt. "Die Schüler wollten mehr zu Fürst Franz und den Denkmalen ihrer Heimat wissen. Also haben wir in zwei außerunterrichtlichen Kursen, Geschichte und Kunst, daran gearbeitet." Was hier so einfach klingt, bedeutete für Birgit Haupt und ihre Kollegin Bärbel Hentschel viel zusätzliche Arbeit. Denn auch wenn die Schüler selbständig arbeiten sollten, so mussten doch die Themen vorbereitet, Materialien besorgt werden. "Die Schüler sind eifrig und auch uns macht es Spaß, da schaut man nicht auf die Uhr", so sieht es Frau Hentschel.

Zunächst begann alles im Stadtarchiv. Jeden Dienstag saßen die Schüler dort, um den Stammbaum der Askanier zu erforschen, die Biografien des Fürstenpaares oder von Erdmannsdorff kennenzulernen, etwas über die Parkgestaltung zu finden. Jeder Schüler hatte sich ein Thema ausgesucht. "Im Archiv haben sie selbständig geforscht. Ich habe lediglich ein paar Hinweise gegeben", erklärt Birgit Haupt diesen Teil der Arbeit. Hendrik Neils fand es unheimlich interessant, mit ganz alten Quellen zu arbeiten. "Aber es war schwer, die alte Schrift zu entziffern." Was er im Stadtarchiv zu seinem Thema "Wörlitzer Anlagen" gefunden hat, fasste Hendrik zusammen, schrieb einen Text und illustrierte ihn mit entsprechenden Fotos. Entstanden ist eine interessante Ausstellungstafel. Natürlich lernten die Schüler nicht nur im Stadtarchiv die Geschichte kennen. Auf zahlreichen Exkursionen erlebten sie die Historie ihrer Heimat hautnah zum Anfassen. "Der Aha-Effekt war groß, vielen war selbst der Wörlitzer Park nicht so richtig bekannt", freut sich die Geschichtslehrerin über das auf diese Weise geweckte Heimatbewusstsein ihrer Schüler.

Auch Melanie Noth ist Freitagnachmittag in der Schule. Im Kunstteil des Projektes beschäftigt sie sich mit der Porträtgestaltung und versieht die historischen Vorlagen mit den Gesichtern ihrer Klassenkameraden. "Das ist der lustige Teil des Projektes", sagt sie. "Aber eigentlich hatten wir immer Spaß, obwohl es manchmal auch ganz schön anstrengend war." Im Archiv hatte sich Melanie mit dem klassizistischen Baustil beschäftigt und natürlich auch eine Ausstellungstafel erarbeitet.

Inzwischen ist das Ganze nicht mehr nur ein normales Projekt. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz hat eine Schulaktion "denkmal aktiv - Kulturerbe macht Schule" ins Leben gerufen, wofür sich 150 Schulen in ganz Deutschland bewarben. Die "Friedrich Schiller" Schule gehört zu den 25 auserwählten. Sie ist die einzigste in Sachsen-Anhalt und damit Pilotschule für dieses Bundesland. "Darauf sind die Schüler sehr stolz", wissen Frau Haupt und Frau Hentschel und geben zu, dass dies auch für sie Ansporn ist. Noch bis Mai wird die 8a an den Ausstellungstafeln und plastischen Elementen arbeiten. Dann soll alles im Küchengebäude des Wörlitzer Schlosses präsentiert werden. Melanie freut sich darauf. "Es hat so viel Mühe gemacht, das kann ruhig gezeigt werden", meint sie.