Schimmel im Kinderzimmer Schimmel im Kinderzimmer: Dessauer Vermieter reagiert erst, nachdem sich der Nachbar einschaltet

Dessau - Aufgefallen sind die verdächtigen Flecken kurz vorm Jahreswechsel. Vor acht Wochen etwa bemerkte der syrische Familienvater feuchte Stellen im Winkel zwischen Wand und Decke in Flur, Küche und Kinderzimmer.
Das kann doch nichts Gutes sein? Khudogan Kyaram und seine Frau Schamel Khanum machen sich Sorgen. Die junge Familie lebt mit drei Kindern in der südlichen Mitte von Dessau. Ihr Ältester, der siebenjährige Sahid, wurde nach der Flucht aus dem Bürgerkriegsland in Halberstadt geboren, wo die Flüchtlinge zunächst in der Zentralen Aufnahmestelle Unterschlupf fanden.
2013 kamen sie dann zu dritt nach Dessau, wohnten zuerst in der Franzstraße, bevor sie vor fünf Jahren in die Bauhofstraße zogen. Vor vier Jahren kam Töchterchen Gozel als gebürtige kleine Dessauerin zur Welt. Und seit fünf Monaten komplettiert Baby Mariam die Familie.
„Da soll es immer wieder eintretende Nässe gegeben haben“
Khudogan Kyaram hat mit seiner Handykamera die Schäden in der Dreiraumwohnung im Wohnblock in der Bauhofstraße fotografiert, seinem Vermieter, der Dessauer Wohnungsbaugesellschaft DWG, die Fotos zugeschickt und um Abhilfe gebeten.
Nachdem sich zunächst nichts tat, trat Nachbar Hans-Joachim Rohowski der Familie in ihrer Not zur Seite. Rohowski wohnt seit 1987 in der Bauhofstraße mit den standardisierten Wohnungen vom damaligen Typ WBS 70. „Wir waren der Erstbezug und stolz auf die moderne Wohnung.“
Was dem Langzeitmieter aber nicht verborgen blieb: In der obersten, der vierten Etage wechselten die Bewohner der Wohnung rechts an der Außenseite des Blocks am häufigsten. „Da soll es immer wieder eintretende Nässe gegeben haben. Nässeschäden sind hier ein altes Problem.“ Auch die bereits mehrfach hinzugezogenen Dachdecker hätten seiner Beobachtung nach das Übel nicht bei der Wurzel packen können, vielleicht stecke ein Fehler in der Konstruktion hinter allem?
Schimmel als unerwünschter Mitbewohner bringt viele Gesundheitsrisiken
Die unschönen Flecken haben sich inzwischen massiv ausgewachsen, besonders im Kinderzimmer. „Das sieht aus wie schwarzer Schimmel“, meint Nachbar Rohowski erschrocken. Schimmel als unerwünschter Mitbewohner bringt viele Gesundheitsrisiken mit sich und kann besonders für Kinder gefährlich werden. Studien von Gesundheitsforschern führen als Folgen Atemwegserkrankungen bis zum allergischen Asthma auf. Ist die Wohnung nun unbewohnbar geworden, wie es Nachbar Rohowski sieht? Er war es auch, der am 2. Februar die DWG per Telefon informierte.
Auf Nachfrage sagte DWG-Geschäftsführerin Anja Passlack, dass das Wohnungsunternehmen noch am gleichen Tag eine Firma mit Ursachenfeststellung und Reparatur der Nässeschäden beauftragt habe, die Arbeiten jedoch aufgrund der Wetterlage noch nicht erledigt werden konnten. Dass der Draht zwischen Mieter und Vermieter lange geklemmt hat, führt Passlack darauf zurück, dass die DWG keine aktuelle Telefonnummer des Mieters hatte.
Wird eine Wohnung unbewohnbar, bietet die DWG einen Ausweichort an
Als der Vermieter nun über die Schimmelbildung in der Bauhofstraße informiert war, setzte er eine Malerfirma in Bewegung. Am Freitag wurde die Tapete von den befallenen Wänden entfernt. Sobald die Witterung es zulässt, sollen das Dach repariert und die betroffenen Wände neu tapeziert werden. Undichtheiten an Dach, Fassade oder Fenstern und zu geringes Heizen/Lüften sind meist Auslöser für Schimmelbildung.
Wird eine Wohnung unbewohnbar, bietet die DWG einen Ausweichort an. Die von Familie Khudogan/Schamel ins Auge gefasste freie Wohnung im gleichen Haus aber sei aktuell wegen hohem Sanierungsbedarf nicht nutzbar, so Passlack. Am Freitag fragte die syrische Familie zudem auch nach einer größeren Wohnung im Wohngebiet. „Hier steht zur Zeit keine 4-Raum-Wohnung leer“, bedauert die DWG-Chefin. Da könne nur ein Angebot in einem anderen Stadtgebiet gemacht werden. (mz)