Ziebigks Geburtsurkunde Schäferei in Dessau-Ziebigk: Hobby-Historiker übergibt Kopie von 300 Jahre altem Dokument ans Pächterhaus

Dessau - Fast wäre dieses Datum in Vergessenheit geraten, wäre da nicht Hobby-Historiker Michael Frisch. Der ehemalige Ziebigker und langjährige Ortschronist von Großkühnau steht am Dienstagnachmittag im Dessauer Pächterhaus - Restaurant „Alte Schäferei“ -, um die Kopie einer historischen Urkunde zu überreichen. Bei dem Dokument handelt es sich nicht um weniger als um die Geburtsstunde Ziebigks - und um die alte Schäferei.
Am 13. Februar 1719 - also vor 300 Jahren - schloss der „Alte Dessauer“ (1676 - 1747) mit Schäfer Gottfried Paasch den „Contract über die Schäferey im Ziebigker“. „Einen Schäfer an dieser Stelle gab es aber schon länger“, sagt Frisch. Es zähle aber die erste urkundliche Erwähnung. In der Urkunde ist festgehalten, was Schäfer Pasch zu tun und zu lassen hat.
Er muss 1.000 Schafe halten und den achten Teil als Pacht abgeben. Er muss die Schafe auf seine Kosten scheren lassen. Ihm wird sogar zugestanden, „daß Er zu seinem beßern Auskommen Vier Stücken Rind Vieh und 2 Pferde halten möge“.
Insgesamt 15 Paragrafen enthält der Pachtvertrag, dessen Original heute sicher im Landeshauptarchiv im alten Wasserturm in der Dessauer Heidestraße aufbewahrt wird.
Ziebigk war laut Frisch um 1719 eigentlich bis auf die Schäferei noch gar nicht existent. Erst 1742 nimmt die Entwicklung zum Dorf ein ganz klein wenig Fahrt auf. Es ist die Zeit, als Leopold I. von Anhalt-Dessau für seinem Sohn Moritz (1712-1760) weitere Güter aufkauft und das Ziebigker Freigut mit etwa 18 Hufen Acker und Wiesen gründet.
Was die Geschichte des ältesten Hauses von Ziebigk betrifft, so ist die im Pächterhaus gut aufgehoben
Dem Prinzen wird das Gut am 4. Dezember 1742 übertragen. Ein Jahr später wird das Gutshaus im Fachwerkstil erbaut, das heute als Pächterhaus bekannt ist. Erster Pächter ist Ernst Kreutzberg.
Auch befindet sich im Landeshauptarchiv eine Karte mit den Umrissen des neuen Guts. Hinter dem Gutshaus deutlich erkennbar sind auf der kolorierten Zeichnung Stallungen. Auch waren zu der Zeit die heutige Kirchstraße und Kornhausstraße als Wegeverbindungen eingezeichnet.
Was die Geschichte des ältesten Hauses von Ziebigk betrifft, so ist die im Pächterhaus gut aufgehoben, versichert Restaurantleiter Andreas Peuckert. Schließlich gilt das Fachwerkgebäude heutzutage als ältestes erhalten gebliebenes Haus in Ziebigk. Hin und wieder sind die Gäste dort sehr an
der Geschichte interessiert und schließlich erinnert das Restaurant seit der Wiedereröffnung im Mai vergangenen Jahres mit seinem Beinamen an die alte Schäferei, die es unweit entfernt einmal gegeben hat.
„Gault&Millau“ als eines der zehn besten Restaurants Sachsen-Anhalts ausgezeichnet
Am 19. Mai 2018 wurde das Haus nach fünfmonatiger Schließung durch die Hesse & Brief GmbH wieder für die Gäste eröffnet. Bisher wurde im Restaurant eine kleine Erfolgsgeschichte geschrieben. Bereits vor dem Jahresende 2018 gab es den ersten Lohn für die Mühen. Das Restaurant wurde vom Gourmetführer „Gault&Millau“ als eines der zehn besten Restaurants Sachsen-Anhalts ausgezeichnet. Darauf stolz sind besonders Restaurantleiter Andreas Peucker und Chefkoch Gerald Schulze.
Zurück zur alten Schäferei einerseits und der Küche in der alten Schäferei im Pächterhaus andererseits. Aller zwei Monate wird die Speisekarte gewechselt. Für März und April sind auch Lammgerichte geplant, versichert der Chefkoch Schulze und freut sich, dass vor allem an den Wochenende das Haus sehr gut besucht wird.
Übrigens gibt es im Pächterhaus nicht nur das Restaurant, sondern im Obergeschoss noch die Moritzstube, die Platz für 35 Gäste bietet. Die Sanierung der Moritzstube ist erst kürzlich abgeschlossen worden. Jetzt steht sie wieder für Feiern zur Verfügung. (mz)