Saxon Junkalor GmbH Saxon Junkalor GmbH: Traditionsfirma mit Zukunftspotenzialen
Dessau/MZ. - Wer ganz still ist, hört die Vögel zwitschern, ganz am Rande des Flugplatzes, wo einsam das moderne Firmengebäude von Saxon Junkalor steht. Die Terrasse auf dem Dach gibt den Blick frei auf das, was Dessaus Zukunft sein soll: ein 150 Hektar großes Gewerbegebiet, das auf Ansiedlungen wartet. "Was fehlt, sind halt die Nachbarn", sagt Uwe Ahlwardt, General Manager von Saxon Junkalor, einer Firma, die seit zwei Jahren als einzige auf Flugplatz ansässig ist und eine kaum beachtete, aber stetige Entwicklung genommen hat.
Im Jahr 2000 hat das Unternehmen den Umsatz um 15 Prozent auf 4,3 Millionen Mark gesteigert, 2001 sollen noch einmal zehn Prozent dazu kommen. Mit Abgasanalysatoren für die Kfz-Branche ist Saxon Junkalor gut im Geschäft, trotz namhafter Konkurrenz wie Bosch. "Der Name Junkalor hat vor allem im Osten noch einen guten Klang", gibt Ahlwardt zu. Entscheidend für den Erfolg war der verstärkte Gang ins Ausland: Nach China exportiert die Firma seit drei Jahren, die Millionen-Mark-Grenze ist längst überschritten. In der Schweiz hat sich Saxon Junkalor einen Marktanteil von 13 Prozent erkämpft. Das australische Transportministerium testet gerade zwei Geräte aus Dessau. Doch auch exotische Länder wie Dubai, Syrien und zunehmend der Ostblock tauchen in den Lieferlisten auf.
Saxon Junkalor ist ein kleines, fast schon familiäres Unternehmen. Zwanzig Mitarbeiter zählt es heute, 19 davon waren schon zu DDR-Zeiten dabei, fünf sind Entwicklungsingenieure. "Die Technik wird immer komplizierter, doch davon leben wir", sieht Ahlwardt das pragmatisch. Das neueste Produkt der Dessauer Tüftler wird Ende April auf der Fachmesse Amitec in Leipzig präsentiert: ein On-Board-Diagnose-System, das das elektronische Ablesen von Abgaswerten ermöglicht. Dies will der Gesetzgeber zur Pflicht machen. Darauf warten Ahlwardt und Kollegen.
"Wir haben das Geschäft schon früher beherrscht. Uns fehlte aber das Geld und das Vertrauen der Lieferanten und Banken", blickt der Manager auf die komplizierten Anfänge zurück, als ihn wegen zahlreicher Probleme schlaflose Nächte plagten, als sich vor allem Oberbürgermeister Hans-Georg Otto für die Firma stark machte.
Die Geschichte des Betriebes begann im Jahre 1908, als Hugo Junkers in Aachen das Kalorieferwerk Hugo Junkers gründete, das 1914 nach Dessau verlagert wurde. In DDR-Zeiten spezialisierte sich der nunmehrige VEB Junkalor auf die Produktion von Mess- und Analyseinstrumenten; der Mitarbeiterstamm wuchs auf 1400Personen. Die Privatisierungsversuche ab 1990 wurden für Junkalor zur Odyssee. Zwar gab es namhafte Bewerber, doch sprangen diese stets vor Vertragsabschluss ab. Im März 1993, es gab nur noch 150 Beschäftigte, erhielten die branchenfremden Unternehmensberater Andreas Grüttner und Wolfgang Meißner den Zuschlag von der Treuhand. Sie erwarben Junkalor für 880 000 Mark (zwei Jahre später verkauften sie an die Treuhandnachfolgerin BvS Teilgrundstücke für 2,5 Millionen Mark). Schon ein Jahr später geriet das Unternehmen ins Trudeln. Als Grüttner und Meißner im Sommer 1996 ausstiegen, hatte Junkalor nur noch ein Produkt und 30Mitarbeiter, aber auch den Kontakt zur Plauener Firma Maul & Co., die Interesse zeigte. Im September 1996 wurde die "Maul & Co. Prüftechnik GmbH, Niederlassung Junkalor-Abgasmeßtechnik Dessau" gegründet, der Anfang war gemacht.
"Weder 1997 noch 1998 wussten wir, dass es funktioniert", erinnert sich Ahlwardt, der heute sagt: "Wir platzen aus allen Nähten. Wir sind in der Überlegungsphase, vielleicht einen Anbau zu errichten." Denn Saxon Junkalor baut sich gerade ein zweites Standbein auf: mit Gasanalysatoren für Industriemesstechnik. "Das ist eigentlich unsere Historie", sagt Ahlwardt.