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Sanierungs-Preisträger Sanierungs-Preisträger: Mit Farbeimer und Apfelmus

Von Lothar Gens 15.01.2003, 17:26

Roßlau/MZ. - Also zwar nicht Überraschung pur, aber fast. Und die Freude über den Preis ist echt. Malinowskis haben mit viel Schweiß, Arbeit, Nerven, Liebe und auch Geld aus dem Wohn- und Geschäftshaus Nr. 20, das sie seit 1995 ihr Eigen nennen können, etwas gemacht, das die ganze Karl-Liebknecht-Straße ein Stück schöner macht. Davon kann jeder Passant sich überzeugen.

Passanten müssen es wohl auch gewesen sein, die sich nach dem Aufruf zum Wettbewerb gedacht haben: Dieses Haus müsste man für den Sanierungspreis vorschlagen und diesem Gedanken schließlich die Tat folgen ließen. Jutta und Rainer Malinowski, die beiden Berliner, die das berufliche Schicksal vor rund acht Jahren nach Roßlau verschlagen hatte, halten im Ergebnis dessen nun die Edelstahl-Plakette in der Hand, die die Fassade ihres Schmuckstücks demnächst zieren wird.

"Damals haben wir gesucht wie die Verrückten", erinnert sich Jutta Malinowski an die Zeit ihres Wechsels nach Roßlau. Dann, nach einigen Angeboten, die den beiden nicht akzeptabel erschienen, kauften sie dieses Haus von einer Erbengemeinschaft. Es folgte, obwohl nicht vermutet, die Notwendigkeit, zuerst einmal das Dach zu erneuern. Und wie es mit Häusern - zumal dieses Ausmaßes - so zu sein pflegt: Das Dach zog das Nächste nach sich, das wiederum das Nächste und so weiter.

Wobei die Dame des Hauses der in puncto Sanierung quirligere Part des Ehepaares war - und bestimmt bleibt, denn im Inneren ist noch nicht alles so, wie Malinowskis sich das vorstellen. Schmunzelnd erinnern sich beide an Fragen, wie "Was macht eigentlich Ihr Mann", wenn sie die Fassade malerte. Und an Jutta Malinowskis Antwort: "Er ist in der Küche und kocht Apfelmus." Darin ist er eben besser - weiß sie. Und im Renovieren halt sie selbst.

Was nicht ausschließt, dass Rainer Malinowski zugegriffen hat, wenn zur Farbgebung der Fassade geschritten wurde. Er war es schließlich, der seine Frau festhielt, damit sie beim Malern nicht aus dem Fenster im ersten Stock fiel.

So ist Stück für Stück das entstanden, was Baudezernent Wolfgang Schmieder beim Neujahrsempfang u. a. so beschrieb: Durch die gelungene Farbgebung der Putzflächen, wie Fensterumrahmungen, Gesimse und Sockel in abgestuften hellen Grautönen, stehen diese in harmonischem Kontrast zu den roten Klinkerflächen der Fassade."

In harmonischem Kontrast stehen auch die Wünsche der Malinowskis dieses Haus betreffend. Zum einen ist es ihnen ein wenig zu groß für nur zwei Personen. Und Jutta Malinowski hätte schon Lust, noch ein "kleines" Haus zu sanieren. Aber weg von hier? Dafür steckt wiederum zu viel Arbeit und auch Liebe zum Detail darin. Die beiden hängen an dem rund 100-jährigen Haus, dessen genaues Entstehungsdatum nicht bekannt ist.