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Rot-Esche stört in der Flussaue

Von Annette Gens 31.05.2007, 18:59

Dessau/MZ. - Die beauftragten Unternehmen wurden anderweitig gebraucht, zum Beispiel bei Wittenberg, wo der Sturm tiefe Wunden riss, erinnert Planer Uwe Platzak vom Büro Landschaftsplanung Dr. Reichhoff.

Mehrzahl ist gefällt

Für die Verzögerung der Arbeiten nahe des Siebeneichenweges bringt Astrid Eichhorn, WWF-Projektleiterin des Büros "Mittlere Elbe", Verständnis auf. Mittlerweile ist die Mehrzahl der Rot-Eschen, die sich im Bestand des Großkühnauer Waldes befanden, gefällt. Ein Teil der Stämme liegt am Wegesrand. Mancher Großkühnauer kann die Maßnahme nicht verstehen. Weshalb muss der schöne Rot-Eschenwald jetzt weichen und wie sieht es jetzt dort aus?

Die Fällarbeiten sind Inhalt eines Projektes, das der World Wide Found for Nature (WWF) Deutschland im Großkühnauer Forst langfristig verfolgt. Bis Anfang der 50er Jahren waren dort amerikanische Roteschenbestände aufgeforstet worden. Ihr Vorteil: Es handelt sich um frohwüchsiges Holz, das zudem die Nässe des Aue-Bodens gut verträgt. Doch in die Aue gehört die amerikanische Eschenart nicht. Sie verdrängt andere Baumarten, u. a. die heimische Esche.

Das Projekt des WWF setzt im Großkühnauer Forst auf typische Bäume wie Eiche, gemeine Esche oder Ulme. Jene Baumarten waren über Jahrhunderte dominierend. Ihr Anbau soll in dem über 800 Hektar großen Areal bei Großkühnau gefördert werden.

Das heißt konkret, das Waldgebiet wird schrittweise von der einstigen forstwirtschaftlichen Nutzung in ein Naturschutzgebiet überführt. Der Antrag, bestätigt Eichhorn, ist bereits gestellt. Das ehrgeizige Ziel soll mittel- bis langfristig erreicht werden.

Schutz für Elbaue

Beauftragt vom Bundesumweltministerium soll der WWF zwischen Dessau und Barby die alte Auenlandschaft schützen, soweit sie noch vorhanden ist, oder dort restaurieren, wo sie im Verlauf der Jahrzehnte verloren ging. Rund 15 Millionen Euro stehen dafür auf zehn Jahre zur Verfügung, 90 Prozent kommen von der öffentlichen Hand, zehn Prozent vom WWF.

Im Bereich Großkühnau sind die Eingriffe eher dezent. Weil sich die Rot-Eschen enorm ausbreiteten, wurden sie gefällt. Manche der Bäume wurden geringelt, was so viel heißt, dass durch das Entfernen von Rinde die Nährstoffzufuhr unterbrochen ist. In diesem Fall erübrigt sich eine Rodung.

Wie in der Saalbergaue sollen perspektivisch am Siebeneichenweg so genannte Flutrinnen gebaut werden, um strömendes Hochwasser schneller in die Fläche ableiten zu können. All diese Maßnahmen schließen eine touristische Nutzung des Siebeneichenweges auch künftig nicht aus, geht Eichhorn auf Ängste in Großkühnau ein und ergänzt: Beim Siebeneichenweg handele es sich jedoch nicht um einen Rad-, sondern um einen Wirtschaftsweg, der gern von Wanderern genutzt werden könne. Diese müssten aber vorübergehende Verschmutzungen wie zum Beispiel während und nach den Fällarbeiten im Großkühnauer Forst tolerieren.