Zentraler Ort für Romantiker Romantiker in Dessau: Skulptur statt Brücke für Liebes-Schlösser

Dessau - Für einen kuriosen Brauch soll es künftig eine Skulptur an der Mulde geben: Die Junge Union Dessau-Roßlau hat eine Initiative gestartet, damit Liebesschlösser bald in der Nähe der neuen Muldebrücke angebracht werden.
So sollen die Romantiker davon abgehalten werden, ihre Liebesbeweise an der Fußgängerbrücke zum Vorderen Tiergarten oder am neuen Bauwerk anzubringen. Denn die Stadt muss seit einigen Jahren regelmäßig Schlösser entfernen lassen, damit keine Schäden entstehen.
Die Skulptur soll noch in diesem Jahr auf der Stadtseite der neuen Brücke in der Nähe des Parkplatzes aufgestellt werden. Nötig sind dafür rund 8.000 Euro Spenden und ein Verein, der das Projekt verantwortet.
Die Skulptur soll für Weltoffenheit und Herzlichkeit stehen
„Wir sollten etwas für die Jugend schaffen und eine Skulptur, die einen Wiedererkennungswert für die Stadt hat. Sie soll dafür stehen, dass sie weltoffen und herzlich ist“, sagt JU-Vorsitzender Sven Möbes.
Bisher existiert eine Skizze: Zu sehen ist eine Weltkugel aus Edelstahlrohren, die von drei stilisierten Menschen umgeben ist. Etwa 1,50 Meter im Durchmesser ist die Skulptur. „Entscheidend war aber auch ein praktischer Hintergrund: An der Bogenbrücke zum Vorderen Tiergarten werden viele Schlösser angebracht.
Die Stadt muss da immer wieder eingreifen. Wenn es einen festen Platz für die Schlösser gibt, kann man die Leute vielleicht dorthin leiten.“
Schlösser als Symbol für unauflösbaren Liebesschwur
Der kuriose Brauch ist weltweit zu beobachten. In Deutschland begann er vereinzelt 2005, ab 2008 wurde er populär. Paare lassen dabei ihre Namen oder Initialen sowie meist ein Datum des Kennenlernens oder der Hochzeit auf Vorhängeschlösser gravieren, befestigen es an einer Brücke an einem Gewässer und werfen die Schlüssel in See oder Fluss. Einen unauflösbaren Liebesschwur soll das symbolisieren.
Das beliebteste Bauwerk für diesen Brauch in Deutschland ist die Hohenzollernbrücke in Köln. Dort hängen heute über 20 Tonnen zusätzliches Gewicht. Viele Städte lassen die Schlösser entfernen, um Rostschäden zu vermeiden und die Standfestigkeit nicht zu gefährden.
In Dessau werden an der Tiergartenbrücke über die Mulde seit 2012 Liebesschlösser entfernt - weil sie Schäden am Korrosionsschutz des Geländers verursachen. „Im Rahmen der laufenden Unterhaltsarbeiten sind es etwa 200 Schlösser pro Jahr“, sagt Stadtsprecher Carsten Sauer.
In diesem Jahr wurden schon 40 Schlösser entfernt
In diesem Jahr wurden bis Ende Mai bislang 40 Schlösser entfernt. 2016 kostete das einschließlich der Erneuerung des Korrosionsschutzes rund 600 Euro. Die Idee für eine Skulptur begrüßt die Stadt, weil „die Brücke und auch die Unterhaltskosten geschont werden können“.
Doch bis dahin ist ein Partner gesucht: Die Skulptur soll aus Spenden finanziert werden. Die JU will das Projekt an einen Verein ausgliedern, der das Projekt betreut und auch die Spenden annimmt und verwaltet. „Wir lösen es von der politischen Ebene und sehen uns als Ideengeber und Begleiter. Es soll als private Initiative umgesetzt werden“, sagt Sven Möbes. So soll sich leichter ein Verein finden lassen. Danach beginnt die Akquise von Spenden, die will die JU übernehmen. „Der Aufwand für den Verein soll so gering wie möglich sein.“
Skulptur für 2017 geplant
Gespendet werden kann zum einen für die Skulptur, es gibt aber auch die Möglichkeit, für eine Plakette mit dem eigenen Namen zu zahlen, die an dem Kunstwerk angebracht wird.
Angebote des Kunstschmieds Frank Schönemann, er hatte auch die Skizze gefertigt, und für das Fundament sind bereits eingeholt worden. „Ich bin sehr optimistisch, dass wir das schaffen und die Skulptur dieses Jahr steht“, so Möbes. (mz)
