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Sanitäter in Not Rettungsdienste in Dessau-Roßlau haben Probleme beim Transport: Übergewicht erschwert immer häufiger Arbeit

Von Danny Gitter 20.05.2017, 12:00
Ein Einsatz mit Rettungstrage
Ein Einsatz mit Rettungstrage imago/Jochen Tack

Dessau - Manchmal kann es vorkommen, dass ein Einsatz pro medizinischem Notfall nicht ausreicht - etwa wenn eine Tragehilfe angefordert werden muss. Die Menschen im Land werden immer dicker. Laut offiziellen Statistiken ist jeder fünfte Bewohner in Sachsen-Anhalt fettleibig. Damit nimmt auch die Zahl der übergewichtigen Menschen zu, die im Notfall transportiert werden müssen.

„Das Problem ist natürlich auch an Dessau-Roßlau nicht spurlos vorbeigegangen“, stellt Martin Müller von der Dessau-Roßlauer Berufsfeuerwehr fest. Zusammen mit dem DRK-Kreisverband organisiert die Berufsfeuerwehr in der Doppelstadt den medizinischen Rettungsdienst.

Landkreise bleiben meist auf den Kosten für einen Tragehilfeneinsatz sitzen

Insgesamt 273 Mal ist über die Rettungsleitstelle seit dem 1. Januar 2016 bis zur ersten Maiwoche 2017 eine Tragehilfe angefordert worden, bei über 12.000 medizinischen Einsätzen in diesem Zeitraum insgesamt. Tendenz? „Konstant“, sagt Müller. Große Schwankungen gab es in den vergangenen Jahren bei den Tragehilfen-Einsätzen nicht, bilanziert Müller, der bei der Dessauer Berufsfeuerwehr auch für die Rettungsleitstelle verantwortlich ist.

Im Berufsalltag lässt sich das Problem, übergewichtige Menschen zu transportieren, in Dessau meist besser lösen, als in ländlichen Gebieten in Sachsen-Anhalt. Im ländlichen Raum müssen meist die Freiwilligen Feuerwehren hinzugezogen werden, um übergewichtige Personen aus Wohnungen und Häusern in Rettungsfahrzeuge zu befördern.

Das Problem sind neben dem Übergewicht der Patienten oft enge Aufgänge und Treppenhäuser, die es den bis zu vierköpfigen Besatzungen von Rettungs- und Notarztwagen vor Ort extrem schwer machen, übergewichtige Patienten alleine zu transportieren. Diese zusätzlichen Tragehilfen-Einsätze können angesichts verschiedener zu bewältigender Aufgaben die Freiwilligen Kameraden an die Grenzen ihrer Belastung bringen.

Zudem bleiben, wie etwa im Harz, die Landkreise meist auf den Kosten von rund 114 Euro pro Tragehilfe-Einsatz sitzen. „Wir haben das Finanzielle zu unserer Zufriedenheit geregelt“, sagt Müller. Näher ins Detail gehen möchte er nicht.

Bis zu sechs Kameraden werden für den Transport übergewichter Menschen benötigt

In der Doppelstadt sind Tragehilfen-Einsätze durch Freiwillige Feuerwehren eher selten, wie Müller berichtet. Am häufigsten rücken im Stadtgebiet die Kameraden der Roßlauer Feuerwehr als Tragehilfen aus, weil die meist schneller vor Ort sein können, als andere Rettungskräfte aus Dessau. Sieben solcher Einsätze mussten laut Müller die Roßlauer Kameraden 2016 absolvieren, bisher einen 2017.

Bis zu sechs Kameraden rücken dann aus, um die medizinischen Retter beim Transportieren übergewichtiger Menschen zum Rettungswagen zu unterstützen. Eine Bergung über Hubwagen und Drehleitern ist nach Angaben von Müller in den seltensten Fällen notwendig. Sehr oft können selbst übergewichtige Menschen mit dem normalen Rettungswagen zum Krankenhaus transportiert werden. Ein normaler Rettungswagen kann Patienten von bis zu 175 Kilogramm problemlos transportieren.

Übergewicht ist auch bei Rettungseinsätzen ein sensibles Thema

Der mit der verstärkten Trage und Hinterachse aufgerüstete Rettungswagen, der seit vier Jahren in Dessau-Roßlau und Umgebung im Einsatz ist, kann Menschen mit bis zu 300 Kilogramm befördern. Dieser wurde seit dem 1. Januar 2016 bis Anfang Mai insgesamt 17 Mal in Dessau-Roßlau und der näheren Umgebung eingesetzt.

„Die Rettungskette funktioniert auch bei solchen Einsätzen sehr gut. Ein optimiertes Abfragesystem in der Rettungsleitstelle wäre wünschenswert, um gleich genügend Personal auf einmal am Einsatzort zu haben“, sagt der Dessauer DRK-Rettungsleiter Mike Kurek. „Wenn die Situation es ergibt, erfahren wir schon bei der Entgegennahme des Notrufs, ob es Tragehilfen braucht. Generell fragen wir das aber nicht ab, auch weil Übergewicht ein sensibles Thema ist“, so Müller. (mz)