Respekt für Erzieherinnen Respekt für Erzieherinnen: Dessauerin bricht Lanze für Notbetreuung in Kitas und Horten

Dessau-Roßlau - „Für mich sind ganz klar meine Erzieher- Kollegen meine Helden“, sagt Tina Speitel. Die 29-Jährige Mutter einer kleinen Tochter ist selber Erzieherin, gegenwärtig aber nicht im Dienst, weil sie ihr zweites Kind erwartet.
„Leider geht die Arbeit der Erzieher momentan sehr unter, immer wieder spricht man von den Kassiererinnen, Pflegekräften und Krankenschwestern, doch wo bleiben die Erzieher“, fragt Speitel und möchte eine Lanze für ihre Kolleginnen brechen.
Zwar ist sie jetzt Zuhause, „trotzdem denke ich jeden Tag an meine Kollegen und bin mit ihnen in Kontakt“. Täglich würden die Kollegen auf Arbeit kommen, dort jeweils momentan sechs Kinder betreuen und „sind vor nichts geschützt“, sagt Tina Speitel.
Auf Facebook macht gerade ein Post die Runde, den nicht nur Tina Speitel zutreffend findet
„Man spricht davon, dass man keine Massentreffen mehr machen darf, dass man nur zu zweit spazieren gehen sollte. Doch meine Kollegen, zehn Erzieher, hocken in der Kita mit den Kindern. Sie dürfen keine Mahlzeiten mehr zusammen einnehmen, dürfen nicht mehr zusammen in einen Raum und sollten sich am besten aus dem Weg gehen.“
Auf Facebook macht gerade ein Post die Runde, den nicht nur Tina Speitel zutreffend findet, sondern auch Doreen Rach, die Leiterin des Dessau-Roßlauer Eigenbetriebes Dekita, und die ihn deshalb auch auf der Dekita-Facebook-Seite geteilt hat.
Dort heißt es:
„Ich danke allen pädagogischen Fachkräften, die ...ohne Mundschutz Kinder in den Arm nehmen. / ...ohne Handschuhe mit Kindern Lego spielen. / ...ohne Plexiglasscheibe Tränen trocknen und Nase putzen. /...ihre eigenen Kinder irgendwie Zuhause betreuen lassen, um andere Kinder betreuen zu können. /...mit ihren Kindern Zuhause sitzen, an der Konzeption schreiben während ihre Kinder Hausaufgaben machen und dann mittags Kinder in der Notgruppe betreuen. Ich danke Kita-Leitungen, die ...den Überblick im Chaos der sich täglich verändernden gesetzlichen Bestimmungen behalten. / ..immer wieder an Hygiene erinnern. / ...Ängste nehmen, indem sie für Gespräche da sind, obwohl sie selbst Ängste haben. / ...den Dienstplan organisieren, ohne Risikogruppen zu gefährden, ohne das Infektionsrisiko unnötig zu erhöhen, ohne den gesetzlich vorgeschriebenen Personalschlüssel zu gefährden. /...die auch am Wochenende vor Ort arbeiten, um die Notbetreuung zu organisieren. Jeder von ihnen arbeitet ohne Netz und doppelten Boden. Das alles nehmen sie auf sich, weil sie wissen, dass ohne sie die Krankenschwester nicht zum Dienst kann, der Altenpfleger nicht arbeiten kann, die Angestellte im Supermarkt keine Regale einräumen kann. Kinder können eben nicht über Videokonferenz betreut werden, dafür braucht es echte Menschen vor Ort.“
Durch die gegenwärtig schwierige Zeit helfen uns allen ganz viele Helden des Alltags, ihnen gebührt Dank und Respekt. Wir wollen ihren Einsatz würdigen und ihnen ein Gesicht geben. Dazu möchten wir Sie, liebe Leserinnen und Leser, um Ihre Mithilfe bitten: Wer ist Ihr Alltagsheld, wem möchten Sie danken? Bitte machen Sie uns Vorschläge, nennen Sie uns Ihren Helden des Alltags. Am besten verbunden mit einer ganz kurzen Begründung und einem Tipp, wie wir ihn oder sie kontaktieren können.
››Schicken Sie Ihre Vorschläge per E-Mail an folgende Adresse: [email protected]. Eine telefonische Information wird unter 0340/51890120, Stichwort Alltagshelden, entgegen genommen.
Allein bei Dekita sind 100 Erzieherinnen im Einsatz
Dieser Text sagt alles aus, fasst es Tina Speitel zusammen. Deshalb sind die Erzieherinnen für sie die Helden des Alltags: „Respekt an alle, die das gerade durchstehen.“
Diese Hochachtung gibt auch Dekita-Leiterin Doreen Rach weiter. „Die Erzieherinnen stehen gerade unter großem Druck“, erzählt sie, „aber alle behalten einen kühlen Kopf, überall läuft es, obwohl es nicht einfach ist.“
Allein bei Dekita sind 100 Erzieherinnen im Einsatz. Gemeinsam mit dem Personalrat werde überlegt, wie es gelingt, die Anzahl der Erzieher auf ein Mindestmaß zu beschränken und die Notbetreuung der Kinder da-
bei optimal abzusichern. „Jeder denkt mit, jeder sucht nach Lösungen“, sagt Rach. „Alle ziehen an einem Strang“, freut es sie. „Das gibt ein neues Wir-Gefühl, gemeinsam schaffen wir das.“ (mz)