Rendezvous mit vielen Klatschtanten

DESSAU-ROSSLAU/MZ. - Zwar blieben die einladend ausgebreiteten Picknick-Decken auf der Schlosswiese wegen der sengende Sonne meist leer, doch unter den hohen alten Bäumen ließ es sich umso besser lustwandeln, spielen, schlemmen und schwatzen.

Passend zum Stil des Gartens lud der Förderverein "Anhaltische Gemäldegalerie und Park Georgium" zwischen Schloss und Blumengartenhaus zu einem englischen Teenachmittag ein. "Wir verwöhnen unsere Besucher heute mit selbst gebackenem Karotten-Ingwerkuchen und englischen Scoons. Zum Tee gibt es Mirabellengelee, Holundersirup sowie ganz klassisch Zitrone oder Sahne", macht Vereinsmitglied Beate Kühn Appetit. Wer sich mit einem leckeren Stück Kuchen in den Schatten zurückzog, konnte die liebevoll gestalteten Skulpturen direkt vor dem Blumengartenhaus bewundern. Auf halbhohen Holzsockeln saßen, standen oder hockten kleine Frauen-Plastiken, die allesamt in unterschiedlichen Kommunikationsposen dargestellt waren. "Das sind unsere Gartenreich-Klatschtanten", erklärt Jürgen Buro die viel beachteten Keramiken. Der Dessauer Künstler und seine Frau Ingrid Pathe schufen sie in Gemeinschaftsarbeit. "Ich entwerfe und gestalte die Figuren mittels einer speziellen japanischen Brenntechnik und mein Mann zieht die Damen an. Er entwirft die Mode und bringt dann die entsprechende Glasur auf", berichtet die Künstlerin. Die Kunstwerke passten sich harmonisch in das Gartenbild ein und fanden reges Interesse bei den Besuchern. Die eine oder andere "Klatschtante" dürfte wohl schon einen privaten Garten zieren.

Ebenfalls zum Mitnehmen war das Angebot im Innern des Blumengartenhauses. Hier bot "Schachtelwerk" eine vielseitige Palette von kreativer Papierkunst an. Die Suche nach der Seele des Papiers ließen die Dessauer Optikermeisterin Juliane Neumann und die Wittenberger Erzieherin Peggy Weituschat 2005 zueinander finden. "Da wir beide noch einem anderen Beruf nachgehen, sind wir zu regelrechten Nachtfaltern geworden", erzählt Weituschat. Dann entstehen zauberhafte Drehlampen, Karten, Lichthütchen, Kalender, Blumenstecker und Schachteln in allen Formen und Größen. "Diesen schönen, nützlichen, aber vor allem sehr individuellen Dingen merkt man die Leidenschaft an, mit der sie hergestellt worden sind", kommentiert Almut Engel aus Bonn die Auswahl kleiner Kostbarkeiten aus Papier. "Besonders gefallen mir die wunderschönen Ohrringe aus Papier, die gleich noch in einer farblich passenden Schachtel stecken. Das ist ein ganz tolles Geschenk", wendet sie sich begeistert und mit einem Augenzwinkern ihrem Begleiter Jürgen Kuffner zu.

Vom Eingang her dringen derweil jazzige Töne herein. Das Trio "INK", deren Mitglieder sonst bei "l´arc six" spielen, erfreuen die Besucher mit sommerlichen Klängen. Beschwingt von der Musik sind auch die Boule-Spieler. Jan Paul hat eine kleine Gruppe Interessierter um sich geschart und weiht diese in die Technik des Spiels mit den Metallkugeln ein. "Eigentlich wollten wir unserem Besuch nur zeigen, wo im vergangenen Jahr unsere schönen Hochzeitsbilder entstanden sind", begründen Marlis und Volker Kretschmer ihren Ausflug ins Georgium. "Und schon finden wir uns beim Boule-Spielen wieder. Aber es ist eine schöne Atmosphäre hier und wir bleiben noch ein wenig", sind sich die Neu-Dessauer und ihre beiden Gäste aus Darmstadt einig.

Auch Ester Killyen gefällt es gut im Georgengarten. Das kleine blonde Mädchen aus Dessau feierte am Sonnabend ihre Einschulung und verbrachte mit ihren Gästen die Zeit bis zum Abendessen beim Gartenreichtag. Dieser bot außerdem noch eine Ausstellung des Heimatvereins Ziebigk, eine besondere Führung zu den Schätzen der anhaltischen Gemäldegalerie, einen Blick vom Belvedere des Schlosses in den Georgengarten, eine Parkführung zum Thema Arkadien und in der Orangerie eine Ausstellung mit Druckgrafiken des hessischen Künstlers Stephan Balkenhol. Die angekündigte Ausstellung mit Werken des Dessauer Künstlers Dieter Bankert wird erst im September zu sehen sein. Am Abend klang der Gartenreichtag mit einem bunten Sommerfest des Fördervereins Georgium aus.