Rebellion mit guter Laune
Dessau/MZ. - Drei Busse parken vor der Tür. Das Stück verlangt viel Personal. Dieses rekrutiert sich aus dem Neubaugebiet Stadtfeld in Wernigerode. Als der Stadtteil 1999 abwertend in einem Zeitungsartikel dargestellt wurde, suchte eine Gruppe um Musiklehrer Thomas Schicker nach den besseren Seiten des Ortes, nach den positiven Potenzen seiner Bewohner. Das Stadtfeldfest war geboren. Jetzt werden Lederjacken poliert und Haare gefettet.
Zum mächtigen Ensemble gehören das "Happy Groove Orchestra", bestehend aus der Big Band der Yamaha-Musikschule sowie den Bands "Seedless Grapes" und "Goosepimples". Es tanzen, singen und spielen Schüler des Stadtfeldgymnasiums. Die Schultheatergruppe hat unter Regie von Gabriele Grützmacher den Text aufpoliert.
Danny und Sandy feiern recht gesetzt Silberhochzeit und erinnern sich an die alte, ewig neue Geschichte: Im Urlaub verliebt, macht sich das Paar in der Schule das Leben schwer. Schließlich herrscht hier das Gesetz der Gruppen, der T-Birds und der Pink Ladies. Wichtig ist da vor allem Lässigkeit. Zum Beauty-Abend werden die Kriterien klar, nach denen ach so abgebrühte Mädchen Jungs beäugen: "Diese Augen, dieser Po und das Auto". Danny (Fabian Stagge) lässt trotz Schmiere im Haar immer wieder Herz gucken. Sandy (Katharina Magnus) bleibt sich treu, ohne vor dem Happy End erst zur kompatiblen Braut des Machos gemacht werden zu müssen. Zwei köstliche Streber vermitteln bis Pomade und Fassade bröckeln. Wenn das Traumpaar singt, wechseln von Hit zu Hit die Sänger. Stadtfeld verfügt über einen ganzen Reigen respektabler Stimmen.
Was diese Hommage der 70er auf die 50er Jahre so erfolgreich gemacht hat, ist wohl der nur wenig vom Text belastete Griff ins Klischee, eine liebevolle Parodie desselben. Die spielfreudigen Schüler bieten vor allem Gute-Laune-Rebellion gegen den Gruppenzwang, der auch ohne Pomade und Lederjacke noch up to date ist. Die Botschaft aus Stadtfeld: Echte Gefühle sind ziemlich cool.
So wird am Abschlussabend gefeiert was das Zeug hält. Mag die Kirche zuweilen auch dröhnen, die Party ist infektiös. Vor der Fete kommt das Ohrwurm-Bekenntnis: "You're the One That I Want". Romy Schneevoigt und Lars Stockmann tragen keine Schuld daran, dass man unweigerlich an ein anders Traumpaar denken muss, an Helga und Didi und an eine randvolle Badewanne.
