Rätsel am Sollnitzer See Rätsel am Sollnitzer See in Dessau-Roßlau: Woher stammen Schlieren im Wasser?

Sollnitz - Der Sollnitzsee 2 gibt Rätsel auf: Schlierig und bläulich-schleimig zeigt sich das Gewässer in einem Uferbereich. Die Ursache ist derzeit noch unklar. Eine Spaziergängerin hat eine Umweltverschmutzung größeren Ausmaßes vermutet. Am Freitag sei der See noch glasklar gewesen, sagt Annett Claudia Pester.
Am Samstag hatte sich das völlig verändert: „Der gesamte Uferbereich ist grün-blau beziehungsweise schwarz. Ich vermute, es ist eine Art Jauche oder ein Öl-Farbgemisch in den See entsorgt worden.“ Sie erstattete Anzeige bei der Polizei und verständigte am Montag das Umweltamt Dessau-Roßlau.
Kein Öl, aber die Untersuchungen laufen noch
Dort gibt es aber eine ganz andere Vermutung: Blaualgen sollen für die Schlieren verantwortlich sein. Genauere Ergebnisse sollen nun Untersuchungen in einem Labor liefern. Entwarnung kann das Umweltamt aber bereits geben: „Die Berufsfeuerwehr war am Montag vor Ort, hat Proben genommen und einen Schnelltest durchgeführt.
Es handelt sich nicht um Öl“, sagt Amtsleiterin Gabriele Kegler. Auch ein PH-Wert-Test ist neutral ausgefallen. „Es gibt also keine Hinweise auf eine Umweltkatastrophe, es besteht keine Gefahr.“
Sollnitzer See 2: Ein typisches Sommerproblem im Winter?
Kegler hatte nach Bekanntwerden der Lage am Sollnitzer See 2 zu Gründen recherchiert und kam auf einen möglichen Verursacher: Blaualgen. Normalerweise treten diese Cyanobakterien vor allem im Sommer bei hohen Temperaturen auf. Aber sie sind auch im Winter aktiv.
„Sie sinken bei kalten Temperaturen auf den Grund und bilden Klumpen“, erklärt Kegler. „Strahlt Sonnenwärme auf die Gewässer, tauchen sie wieder an der Oberfläche auf. Ich vermute, dass im Sommer bereits eine starke Vermehrung stattgefunden hat, sie sind nun massenhaft wieder aufgetaucht und haben sich verbreitet.
Sie müssten jetzt theoretisch wieder auf den Boden sinken.“ In welcher Ausdehnung sich die blau-grünen Schlieren im See erstrecken, ist nicht bekannt. Baden ist in diesem Sollnitzer See im Übrigen verboten.
Die Cyanobakterien, wegen der blau-grünen Farbe Blaualgen genannt, befinden sich in geringer Konzentration in jedem Gewässer und sind nicht schädlich. Sie nutzen das Sonnenlicht zur Photosynthese und setzen dadurch Sauerstoff frei.
Eine unverhältnismäßige Vermehrung von Cyanobakterien wird meist durch hohe Wassertemperaturen in Verbindung mit hohem Phosphatgehalt im Wasser ausgelöst. Sie beziehen Stickstoff aus der Luft, um ihn in Nährstoffe und Eiweiße umzubauen. Diese zusätzlichen Nährstoffe geben sie dann auch in die Gewässer ab und „überdüngen“ sie damit.
Auch Schwäne und Enten sind verschwunden
Kegler sieht diese Ausbreitung von Blaulagen auch im Winter als eine Folge des Klimawandels: „Wir haben wärmere Sommer und mildere Winter. Das führt zu einem starken Wachstum dieser Bakterien.“ Das Labor soll nun testen, ob es sich um Blaualgen handelt. „Sollte es sich nicht um Cyanobakterien handeln, so wird das Labor weitere Analysen durchführen.“ Ergebnisse solle es aber schnellstmöglich geben.
Die Spaziergängerin berichtete ebenso, dass Schwäne und Enten plötzlich vom See verschwunden seien. Dass dies etwas mit einer möglichen Gefahr zu tun hat, schließt Dessau-Roßlaus Umweltamtsleiterin Kegler aus. „Ich gehe davon aus, dass sie sich einfach in einem anderen Bereich des Sees aufhalten.“
„Solche Fälle regulieren sich meist selbst“
Ähnliche Blaualgen-Ansammlungen in diesem Gewässer sind aus der Vergangenheit nicht bekannt, sagt Kegler zudem. Lediglich ein Fall sei einmal im Kühnauer See festgestellt worden. Eingreifen müsse man bei diesen Vorkommen nicht, es habe nie eine Gefahr bestanden.
„Solche Fälle regulieren sich meist selbst. Wenn sich die Blaulagen massenhaft vermehren, fehlt irgendwann der Sauerstoff und sie sterben ab. Allerdings kann ein Gewässer dabei auch umkippen.“ Wie sich das Thema Blaualgen künftig in Dessau-Roßlau entwickelt, ist nicht prognostizierbar. „Wir wissen nicht, was uns der Klimawandel noch bringt.“ (mz)