Ratlosigkeit in Shops und Agenturen
DESSAU/MZ. - Denn noch wenige Tage vor der Verkündung, dass es aus ist mit dem großen Versandhaus, hatte es gegenüber den Quelle-Shop-Betreibern geheißen, dass sie keine Angst zu haben bräuchten. "Uns wurden sogar noch Verträge angeboten", erzählt Richter. Doch statt dessen kam am Dienstagmorgen die Meldung von der Insolvenz über die Medien und am Mittwoch die Information von Quelle, dass die Shops und Agenturen keine Bestellungen für das Unternehmen mehr annehmen dürften. Seitdem herrscht aus Richtung des Versandhauses sozusagen Funkstille. Denn eigentlich gibt es regelmäßig Informationen per E-Mail. Doch auf die warten die Quelle-Partner seitdem vergeblich.
"Wir wissen gar nichts", ärgert sich René Donner, der einen Shop in der Gutenbergstraße betreibt. Gleichwohl will er wie die anderen Shop- und Agentur-Betreiber in der Stadt weiterhin für seine Kunden da sein und den Shop wie gewohnt offen halten. "Ich werde mit den anderen Versendern weitermachen", erklärt er, "und meinen bekannten Service aufrechterhalten."
Nur nachmittags geöffnet hat ihren Shop in der Kornhausstraße 31 in dieser Woche dagegen Renate Birch. "Das ist erst einmal vorübergehend", sagt sie. Da sie ja wie die anderen ohnehin nichts machen könne, so lange es keine Informationen gibt. "Ich werde dann neu entscheiden, wie ich das ab der kommenden Woche handhaben werde."
Vom großen Ausverkauf zum Beispiel, den es geben soll, habe sie nur aus den Medien erfahren. Nun kämen zwar viele Schnäppchen-Jäger, die sonst gar keine Kunden seien, "aber wir haben gar keine Preise dafür bisher". Lediglich zu den Bestellungen, die vor dem 20. Oktober getätigt wurden, gäbe es eine Aussage. "Die sollen noch geliefert werden", ist Renate Birchs Kenntnisstand.
Wie lange sie den Shop in Ziebigk noch betreiben werde, das indes weiß Renate Birch noch nicht. "Ich muss ja trotzdem Miete zahlen, auch wenn ich für Quelle nicht tätig sein kann."
Ein Punkt, der auch Bernhard Richter sehr beschäftigt. "Die Kosten für den Ladenbetrieb müssen wir als Selbständige ja alle selbst aufbringen", stellt er fest. Neben der Miete seien das die Energie-, Wasser- und Telefonkosten. Dazu kommen Versicherungen für den Laden und die Waren, die eigenen Krankenkassenbeiträge und auch die Aufwendungen für die Möglichkeit, dass die Kunden mit Geldkarte bezahlen können. Dabei hatte Richter, der im November auf eine vierjährige Geschäftstätigkeit verweisen kann, gerade den Kredit für die Ladenausstattung abgezahlt.
"Ich werde erst einmal weiter öffnen wie bisher", kündigt Richter an. Er will dabei das, was bisher nebenbei lief, verstärkt anbieten. Unter anderen von Neckermann über Otto bis zu Weltbild reicht die Palette der Versender.
Sich auf Bauer, Heine, Schwaab und die anderen großen Versandhäuser wird sich nun auch Petra Kunze mit ihrer Bestellagentur in der Coswiger Straße 43 in Waldersee vordergründig konzentrieren. "Ich überlege auch, ob ich noch was anderes mit einbauen kann", sagt sie. "Aber es kam für uns alle überraschend." Sie habe sich bei der Größe des Unternehmens Quelle einfach nicht vorstellen können, "dass es ein gänzliches Aus geben sollte, dass der ganze Laden kaputt gemacht wird. Und plötzlich ist alles verschwunden". Auch ihren Kunden ist es so ergangen. "Das hat keiner für möglich gehalten", weiß die Walderseerin, deren Eigentum der Laden ist, aus den Gesprächen in der vorigen Woche. Denn viele Stammkunden vor allem aus der Ortschaft kamen, "um mich zu trösten, um mir zu sagen, dass sie mich nicht im Stich lassen werden", ist Petra Kunze in dem Fall mal angenehm überrascht gewesen.
Indes weiß sie auch, dass die meisten eben tatsächlich Quelle-Kunden waren. Damit hatte Petra Kunze vor knapp 19 Jahren angefangen, als erste in Dessau, wie sie sagt. Dann ist das traditionell so gewachsen. Als es mit dem Umsatz weniger wurde, hat sie den Shop in eine Bestell-Agentur umgewandelt. Dennoch bevorzugten die Kunden Quelle. "Sie fanden die Waren schön und preiswert", so ihre Erfahrung, "die wollten gar keinen anderen Katalog."
Seit anderthalb Jahren hat auch Heike Schneider in Mildensee in der Brölwitzer Straße 12 nicht mehr den Quelle-Shop, sondern den Status eines Sammelbestellers. Auch sie wird weiterhin wie gewohnt das Geschäft öffnen. "Ich will das Interesse mehr auf Klingel und die anderen Versandhäuser lenken", hofft sie auf Kundentreue.
Von Verbänden, die Interesse an den Shops haben, hat Bernhard Richter gehört. "Doch eine solche Lösung müsste schnell kommen", wünscht er sich, "sonst hat es für uns alle keinen Sinn." Nicht nur mit Blick auf Weihnachten.