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Rathaus in Dessau Rathaus in Dessau: Nach Attacke - Sozialamt verstärkt den Sicherheitsdienst

Von Heidi Thiemann 28.01.2019, 07:23
Die Sicherheit für Mitarbeiter im Rathaus wird erhöht.
Die Sicherheit für Mitarbeiter im Rathaus wird erhöht. Th. Ruttke

Dessau - Nach einer Reihe von Vorfällen im Sozialamt des Dessauer Rathauses sollen hier die Mitarbeiter besser geschützt und das Sicherheitskonzept ausgebaut werden.

Zuletzt hatte ein Mann aus dem Niger Anfang Januar randaliert. Nachdem eine Mitarbeiterin aus ihrem Zimmer kam, war der Mann dort hinein. Er hatte den Monitor beschädigt, Wasser über Tisch und Akten verteilt. Die Polizei musste anrücken. Der Mann wurde ins Polizeirevier gebracht, ist aber wieder auf freiem Fuß.

Mann war schon vor der Attacke Anfang Januar auffällig geworden

Laut Sozialdezernent Jens Krause war der Mann, ein geduldeter Asylbewerber, auch zuvor schon auffällig geworden, hatte Strafanzeigen erhalten und ein Hausverbot im Rathaus. Seine Rechtsgeschäfte könne er dennoch im Rathaus machen - muss sich jedoch vorher anmelden und wird vom Sicherheitsdienst zu den Mitarbeitern begleitet.

An dem Tag soll er aber ohne Anmeldung im Rathaus aufgetaucht sein. „Das ist Hausfriedensbruch“, so Krause. Hinzu kommt: Der Mann habe materiellen Schaden angerichtet, der noch nicht beziffert ist, und unter den neun Mitarbeitern in diesem Bereich für große Verunsicherung gesorgt. „Manche können keinen Job mehr am Kunden machen“, erklärt er.

Rathaus sucht nach baulicher Lösung für mehr Schutz

Nach dem Vorfall ist der Sicherheitsdienst im Rathaus verstärkt worden - statt allein ist dieser nun zu zweit im Einsatz. „Auch baulich müssen wir eine Lösung für mehr Sicherheit der Mitarbeiter finden“, erklärte Krause. „In diesem Jahr muss sie realisiert werden.“

In einem Büro im Sozialamt wurde bereits ein Tresen eingebaut. Dieser fungiere als Sperre. Krause will aber insgesamt eine längerfristige Lösung mit größeren Zimmern schaffen. „Zur Festung wird das Rathaus aber nicht ausgebaut“, sagte er.

Eine Handvoll Menschen haben Hausverbot im Rathaus

Neben dem Mann aus dem Niger gibt es auch eine Handvoll weiterer Menschen, die Hausverbot im Rathaus haben. „Das war aber der bisher krasseste Fall“, schildert Krause. Hintergrund für den Gewaltausbruch war, dass dem Mann Leistungen gekürzt worden waren. „Er sieht das nicht ein“, so der Dezernent. Obwohl der Mann eine Anwältin habe, sei der Konflikt bislang nicht zu lösen gewesen.

Probleme mit verbaler und körperlicher Gewalt haben auch Mitarbeiter im Jobcenter schon erlebt. „2018“, sagt Jobcenterchefin Ines Blaschczok, „gab es zum Glück keine tätlichen Übergriffe.“ Seit vielen Jahren schon gibt es ein Sicherheitskonzept, um die Mitarbeiter weitgehendst zu schützen. Dazu gehöre eine entsprechende Büroausstattung ebenso wie der Sicherheitsdienst, der regelmäßig zu zweit Rundgänge durchs Haus mache.

Für Mitarbeiter gebe es Schulungen, wie sie in kritischen Situationen reagieren und deeskalieren können. Es gibt ein Alarmsystem, mit dem Mitarbeiter in der näheren Umgebung und auch der Sicherheitsdienst alarmiert werden. In Bedrohungsfällen „nicht zweifeln, sofort die Polizei rufen“, sei die Devise. „Die Mitarbeiter wissen das“, erklärt Blaschczok. Nachdem es im Jahr 2017 einen tätlichen Übergriff im Haus gab, „hatten wir auch die Polizei zu Schulungen im Haus“.

Jobcenter will sich nicht verbarrikadieren

Acht Personen haben gegenwärtig im Jobcenter Hausverbot, dürfen es ohne Erlaubnis nicht betreten. In der Regel werden sie schriftlich informiert und bekommen über die Telefonhotline Termine. „Im Haus werden sie vom Sicherheitsdienst begleitet“, so die Jobcenterchefin. „Wir sind und bleiben ein offenes Haus. Wir verbarrikadieren uns nicht, wir sind Dienstleister“, aber die Sicherheit der Mitarbeiter habe bei allem höchste Priorität.

Aus ihrer Sicht wirke es sich positiv aus, dass im Jobcenter eine angenehmere Warteatmosphäre geschaffen wurde. Auch ein sogenanntes Kundenreaktionsmanagement wurde eingeführt. „Wichtig ist, dass sich Kunden mit ihrem Anliegen aufgenommen und verstanden fühlen.“ Spätestens nach 48 Stunden erhalten Kunden eine Rückinfo zu ihren Anliegen.

(mz)