Radtourismus-Boom in Sachsen-Anhalt Radtourismus-Boom in Sachsen-Anhalt: Der Elberadweg bringt Region Millionen

Dessau-Rosslau - Die Fernrad-Touristen auf dem Elberadweg haben 2015 in Sachsen-Anhalt für ein Umsatzvolumen von 127,5 Millionen Euro gesorgt. Diese Zahl hat der Magdeburger Tourismusverband Elbe-Börde-Heide genannt. Die Touristiker haben 2.000 Fragebögen ausgewertet, die in Beherbergungsbetrieben und Touristinformationen entlang der Elbe oder im Internet ausgefüllt wurden.
Die Zahl der Fernradler hat sich in den vergangenen Jahren deutlich erhöht. 2015 lag diese nach Angaben der Touristiker bei 290.000. Deren durchschnittliche Ausgaben betrugen pro Tag und Person 73 Euro, davon fielen etwa 40 Euro für die Übernachtung an. Insgesamt gaben die Befragten rund 440 Euro für einen sechstägigen Radurlaub aus. Auf dem Elberadweg waren darüber hinaus noch 140.000 Tagesradler unterwegs.
Die meisten Radler auf dem Elberadweg kamen 2015 aus Sachsen (20 Prozent), aus Niedersachsen (14 Prozent) und aus Nordrhein-Westfalen (14 Prozent). Aber auch Schweizer, Österreicher und Niederländer gaben ihr Votum ab. Mehr als die Hälfte ist zwischen 50 und 69 Jahren alt, zuletzt sind aber auch die Anteile der Jüngeren stetig gestiegen.
Eine Übernachtung reicht nicht
Die Mehrzahl der Radler übernachtete in Pensionen und Gasthöfen, mehr als 60 Prozent buchten ihre Unterkunft spontan während der Tour. Stark zugenommen hat der Anteil der Übernachtungen auf Campingplätzen (14 Prozent) und in Privatunterkünften (22 Prozent). Die Touristiker haben sich auf die neue Zielgruppe dabei eingestellt. Insgesamt 210 Beherbergungsbetriebe und elf Gaststätten in Sachsen-Anhalt besaßen 2015 das Qualitätssiegel „Radfreundlich am Elberadweg“ und boten damit eine auf die Ansprüche der Radler ausgerichtete Ausstattung an.
Dazu gehört auch die Pension am Luisium von Kerstin Schultz. „Meist kommen die Radtouristen nur für eine Übernachtung“, so Schultz. „Denen ist meist gar nicht klar, in welcher Umgebung sie hier sind mit dem reichen Weltkultur- und -naturerbe“, weshalb Schultz mindestens eine zweite Übernachtung empfiehlt. „Viele wollen auch wiederkommen“, so die Walderseer Pensionswirtin. Als negativ aber empfanden sie und ihre Radtouristen die Ausschilderung am Elberadweg, denn zwischen Vockerode und Wörlitz wurde gebaut.
Ende März soll der Abschnitt freigegeben werden. „Dann ist die Lücke bautechnisch wunderbar geschlossen“, findet Elke Witt, Geschäftsführerin der Welterbe-Region Anhalt-Dessau-Wittenberg. Die Zunahme des Radtourismus beobachtet sie seit Jahren. Und findet: „Wir haben hier die Filetstücke am Elberadweg.“
Viel Lob, wenig Kritik
Auch Dirk Werner ist froh, wenn die Strecke wieder offen ist. Sein Forsthaus Leiner Berg liegt direkt am Elberadweg vor den Toren Dessaus. Seit dem Juni-Hochwasser 2012 war der Weg erst eingeschränkt nutzbar, dann voll gesperrt. Zwar hatte Werner trotzdem von Radtouristen profitiert, weil die vorher fest gebucht hatten oder auf Umwegen zu ihm kamen, „aber ich denke, dass wir dieses Jahr aus allen Nähten platzen“.
Das meiste Lob der Radler entlang des Elberadweges gab es für die ursprüngliche Natur, die schöne Landschaft und die gut ausgebauten Radwege. Auch die Gastfreundschaft der Sachsen-Anhalter, die Vielfalt von Kultur und Sehenswürdigkeiten fanden Anerkennung. Kritisiert wurden vor allem die Beschilderung und Streckenführung abseits des Flusses.
Die Wiederkehrbereitschaft liegt mit 83 Prozent auf dauerhaft hohem Niveau. Mehr als 91 Prozent der Befragten wollen den Elberadweg im Bekanntenkreis weiter empfehlen. Der Elberadweg steht seit elf Jahren an der Spitze der beliebtesten Fernradwege Deutschlands - und führt bislang an Dessau-Roßlau vorbei. Es gibt aber Pläne, den Elberadweg künftig in das Stadtzentrum zu führen. (mz)