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Radio- und Funkflohmarkt Radio- und Funkflohmarkt in Garitz bei Zerbst: Hier schlägt zweimal im Jahr das Bastlerherz höher

Von Heidi Thiemann 06.04.2017, 12:41
Ralf Torsten Berger (r.) lädt mit seinem Sohn Max am Sonnabend nach Garitz ein.
Ralf Torsten Berger (r.) lädt mit seinem Sohn Max am Sonnabend nach Garitz ein. Lutz Sebastian

Dessau - Alte Radios haben es Ralf Torsten Berger von jeher angetan. Kein Wunder, dass der Dessauer jedes Jahr zweimal nach Garitz bei Zerbst gepilgert ist, wo ebenfalls ein Dessauer - der Fachbuchhändler Bernhard Hein - den Radioflohmarkt aufgebaut hatte.

Hein war leidenschaftlicher Sammler alter DDR-Radios und suchte nach Gleichgesinnten, mit denen er sich austauschen konnte. Da entstand die Idee vom Radioflohmarkt. 1999 fand die Premiere statt. Im vergangenen Jahr gab Hein die Organisation an Berger ab.

Radioflohmarkt: Alles was das Liebhaber- und Bastlerherz höherschlagen lässt

„Ich war eigentlich immer da“, sagt Berger, „bis auf ein einziges Mal.“ Entweder war der gelernte BMSR-Mechaniker und Hobbytüftler als Besucher dort oder er hatte auch selber einen kleinen Flohmarktstand. Deshalb schätzt er das, was Hein in Garitz entwickelt hat. Von kompletten Geräten bis hin zu Ersatzteilen wie Schrauben, Knöpfen, Bauteilen, Antennen, Röhren und mehr gibt es alles dort, was das Liebhaber- und Bastlerherz höherschlagen lässt.

„Viele Leute freuen sich, wenn sie etwas finden und vor allem auch, wenn sie sich austauschen können“, weiß der 53-Jährige. Deshalb habe er gerne die Nachfolge von Hein angetreten. „Ich möchte das weiterführen, so lange es geht.“

Zum dritten Mal findet unter dessen Regie mittlerweile der Mitteldeutsche Radio- und Funkflohmarkt statt. Am 8. April wird die das Kulturhaus am Weinberg 1 von 9 bis 13 Uhr zur Pilgerstätte werden, die mehr als nur Radiobegeisterte anzieht. Denn die Radios sind nur die eine Seite, die andere sind Amateurfunk- und Elektronik-Bauelemente. Denn solcherart Flohmarkt hat schon seit Mitte der 1970er Jahre in Garitz Tradition, wie Bernhard Hein in seiner Chronik auf der Flohmarkt-Internetseite zusammengefasst hat.

In der DDR waren die Radioflohmärkte ein echter Geheimtipp

„Diese ersten Flohmärkte waren berühmt und berüchtigt. Gab es doch hier neben ,illegal’ importierten Transistoren und Schaltkreisen auch viele DDR-Bauelemente“, beschreibt er die Goldgrube für Elektronikbastler, die der inzwischen verstorbene Hubert Schulze ins Leben gerufen hatte.

„Nach der Wende wurde es erst mal etwas ruhiger um diese Flohmärkte, man konnte ja alles kaufen, aber ganz verschwanden sind sie nicht und lebten weiter“, so Hein. „Der Schwerpunkt lag dann aber mehr bei den Amateurfunkgeräten und auch sowjetischer Militärtechnik.“

Ende der 1990er Jahre dann hatte Hein die Radioflohmarkt-Idee. Die Premiere 1999 im Landgasthof Lingenau war total überlaufen, weshalb Hein nach größeren Räumlichkeiten suchte und sich dabei an Garitz erinnerte, wo er den Funkmarkt besucht hatte. Und von da an trafen sich dann zweimal im Jahr samstags die Radioliebhaber und sonntags die Amateurfunker im Kulturhaus am Weinberg 1.

„Viele Jugendliche wissen doch gar nicht mehr, was ein Radio ist“

Von Rostock über Schwerin, Hannover, Thüringen bis Berlin kommt der Sammlerkreis bis heute. Stießen die Märkte anfangs noch auf große Resonanz, ebbte die später ab, weshalb 2013 beide Flohmärkte zusammengelegt worden sind.

Nicht nur, dass die Sammlerszene immer älter wurde spielte in die Entscheidung mit hinein, sondern auch, dass es an Nachwuchs fehlte. „Mit der Technik beschäftigen sich nur noch wenige“, bedauert Berger. „Viele Jugendliche wissen doch gar nicht mehr, was ein Radio ist.“

„Lange Zeit aber war Garitz der einzige Radioflohmarkt im Osten“, erzählt der Dessauer stolz. Bis in Dresden Konkurrenz erwuchs.

Im Durchschnitt rund 200 Besucher - manche ganz in Familie - kamen zuletzt zu den Radio- und Funkflohmärkten. Dass sie auch diesmal wieder ein breitgefächerten Angebot hier finden, dafür sorgen rund 40 Aussteller. Und Berger ist sich sicher, das Kommen lohnt auch diesmal wieder. (mz)

Infos zum Radio- und Funkflohmarkt gibt es auf Youtube.

Mehr über die Geschichte des Mitteldeutschen Radio-und Funkflohmarktes unter www.radio-afu-flohmarkt.de