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PSV 90 Dessau PSV 90 Dessau: 12-Jähriger sammelt beim Schwimmen Medaillen - trotz Handicap

Von Silvia Bürkmann 28.08.2017, 11:51
Lars Komárek (v.) hat viel vor. Schwester Lea Marie und Vater André helfen.
Lars Komárek (v.) hat viel vor. Schwester Lea Marie und Vater André helfen. Lutz Sebastian

Dessau - Das Ziel ist hoch gesteckt und fest fixiert: „Ich will bei den Paralympics mitschwimmen!“ Die Stimme klingt überzeugt und völlig unaufgeregt. Sie gehört einem Jungen an der Schwelle zum Heranwachsenden. Ernsthaft und ohne Hauch von Großspurigkeit.

Der junge Sportler hat sein Ziel trotz großem Handicap klar vor Augen. Lars Komárek ist 12 Jahre und hochgradig sehbehindert. Sein Sehvermögen liegt trotz Brille unter zehn Prozent.

Mit dieser Beeinträchtigung lernt der Junge aus Vockerode in der 7. Klasse der Förderschule für Körperbehinderte „An der Muldaue“ in Dessau.

Wöchentliches Training lässt die Medaillensammlung seit Jahren wachsen

Lars trainiert seit 2012 wöchentlich beim Behindertenschwimmen in der Abteilung Handicapsport beim PSV 90 Dessau. Zehn Kinder ziehen montags ihre Bahnen in einer Trainingseinheit durch die Südschwimmhalle.

Unter Anleitung von Trainerin Elke Lübchow lockern und kräftigen die Kinder im Wasser ihre Muskeln. Das nasse Element wird zur Wohlfühlzone. Und bei jungen Leuten gern auch zum Wettkampfort: Wer ist der Schnellste?

In der Brustlage schloss Lars Komárek schnell zu den Besten auf, wurde zwei Jahre nach seinem Debüt beim PSV 2014 zum ersten Wettkampf nach Chemnitz delegiert. Und er schlug sich wacker. Die Medaillensammlung bei verschiedenen Wettkämpfen wuchs von da an kontinuierlich.

Die Schwester mit dem Wettkampfgeist angesteckt

Und es dauerte nicht lange, dass bei Familie Komárek die Begeisterung fürs Schwimmen auch auf Lars’ Schwester Lea Marie übersprang. „Ich muss doch auf meinen kleinen Bruder aufpassen“, lächelt die 13-Jährige.

Die Achtklässlerin aus dem Walter-Gropius-Gymnasium kam gleichfalls zum Behindertenschwimmen beim PSV. Auch sie lebt seit der Geburt mit einem Handicap, der Lähmung der rechten Schulter infolge eines Traumas während des Geburtsvorgangs. Lea und Lars also werden wöchentlich zweimal physiotherapeutisch behandelt, Reha-Sport kommt dazu.

Das eigene Leben beeinflusst auch die Zukunftsplanung der Geschwister: Lars sieht seinen Beruf später in Physio- oder Ergotherapie angesiedelt und würde gern als Masseur arbeiten.

Eltern auf Sponsorensuche für den Schwimm-Nachwuchs

„Für den, der nicht sehen kann, fühlen die Hände umso mehr.“ Lea pendelt noch: „Psychotherapeutin oder Erzieherin. Aber zuerst will ich mein Abitur am Walter-Gropius-Gymnasium machen.“

„Das alles ist für die Kinder reichlich anstrengend“, sagt Vater André Komárek. Und weiß, dass die Eltern der um Trainerin Lübchow versammelten Schwimmkinder das ähnlich sehen.

Ihren Nachwuchs zu unterstützen, haben sich die Eltern auf Sponsorensuche gemacht. Und fanden bei Petra Bösenberg offene Türen. Die Inhaberin von „Augenoptik Meilenstein“ in Dessau spendete dem Team Sporttrikots. Auch Sportler, Trainer und Eltern wollen einheitlich auftreten - im schwarz-weißen Dress.

Lars schwamm neue Bestzeiten über 50 und 100 Meter

Lars will so im November bei den Deutschen Kurzbahnmeisterschaften in Remscheid aufmarschieren. Qualifizieren konnte sich der junge Behindertensportler durch zwei prima Wettkämpfe bei den Internationalen Deutschen Meisterschaften in Berlin.

„Dort bin ich aktuelle Bestzeiten über 50 und 100 Meter Brust geschwommen“, ist Lars stolz auf die 56,47 sek und 2:07,48 min.

Je größer das Publikum, umso größer der Spaß am Wettkampf

Stolz auf ihre Schützlinge ist auch Elke Lübchow. Für die Südschwimmhalle ist das Optimum ausgeschöpft.

Je größer das Publikum, umso größer der Spaß am Wettkampf, hat der Junge deutschlandweit erfahren. Und seine Träume reichen ja weiter. Die Olympischen Sommerspiele finden 2024 in Paris statt und die Paralympics drei Wochen im Anschluss. Lars Komárek ist dann 19 Jahre jung. (mz)