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Premiere im Ersten Premiere im Ersten: ARD zeigt "Lotte am Bauhaus" - Kritiker sehen "Historienschrott"

13.02.2019, 10:35
Walter Gropius (Jörg Hartmann) begrüßt Lotte am Bauhaus.
Walter Gropius (Jörg Hartmann) begrüßt Lotte am Bauhaus. MDR/UFA/Stanislav Honzik

München/Dessau - Splitterfasernackt rennt eine Gruppe junger Menschen durch den Wald, um dann schwungvoll in einen See zu springen. Eine jugendliche Radfahrerin im braven Matrosenpulli beobachtet die Szene und ist fasziniert.

ARD zeigt „Lotte am Bauhaus" am Mittwoch, 13. Februar, zur besten Sendezeit

„Das sind Bauhäusler“, erklärt ihr eine Freundin im Film „Lotte am Bauhaus“, der am Mittwoch, 13. Februar, im Ersten Premiere hat. 20.15 Uhr beginnt der Film, 22 Uhr folgt gleich im Anschluss die Doku „Bauhausfrauen“. Es ist ein Themenabend der ARD zum 100. Geburtstag des Bauhauses.

Lotte will an das Bauhaus

In dem Film setzt Lotte (Alicia von Rittberg, „Charité“) alles daran, an der gerade erst gegründeten Kunstschule Staatliches Bauhaus aufgenommen zu werden. Ihre Tischlermeister-Eltern verweigern ihr jegliche Unterstützung. Wie vielen Zeitgenossen ist ihnen die 1919 in Weimar vom Architekten Walter Gropius gegründete Schule suspekt.

Der von Ufa Fiction zusammen mit MDR, SWR sowie der ARD-Tochter Degeto produzierte Film soll eine Würdigung der am Bauhaus tätigen Frauen sein. Denn neben großen Namen wie Ludwig Mies van der Rohe, Lyonel Feininger, Paul Klee und Wassily Kandinsky sind etwa die Designerin Marianne Brandt, die Textilkünstlerinnen Gunta Stölzl und Anni Albers oder auch die Möbelentwerferin Alma Buscher, die als Vorlage für die Heldin Lotte diente, weit weniger im öffentlichen Bewusstsein präsent.

Jörg Hartmann, bekannt aus „Weissensee", spielt Walter Gropius

Der von Gregor Schnitzler („Tatort“) nach dem Drehbuch von Jan Braren inszenierte Film zeigt aber auch Repressalien, denen Frauen dort sogar vonseiten des Direktors ausgesetzt sind. Gropius (Jörg Hartmann, „Weissensee“) beispielsweise möchte die neue Schülerin am liebsten in den Textilunterricht schicken - weil er das für besonders weiblich hält.

Lotte will jedoch Architektin werden. Zudem verliebt sie sich in ihren Mitschüler Paul Seligmann (Noah Saavedra), der als Jude in jenen zwiespältigen Jahren der Weimarer Republik zusammengeschlagen wird. Und mit dem sie am Ende samt dem gemeinsamen Kind nach Palästina auswandern wird.

„Spiegel Online" hat „Lotte am Bauhaus" komplett verrissen

Klingt pathetisch? Bei „Spiegel Online“ ist der Film jedenfalls komplett durchgefallen. „ARD Historienschrott“ war das harte Urteil: „Zum 100. Jubiläum der Bauhaus-Gründung zeigt die ARD einen Spielfilm, der vor lauter Kitsch und Pseudo-Feminismus sein eigenes Ziel untergräbt: den Frauen am Bauhaus ein angemessenes Denkmal zu setzen.“

Die Dreharbeiten selbst hatten im Mai auch in Dessau stattgefunden. An fünf Drehtagen wurde im Bauhaus selbst gedreht. „Es war etwas unglaublich Besonderes, in Weimar und in Dessau drehen zu dürfen“, sagte Lotte-Hauptdarstellerin von Rittberg der DPA, „man erzählt die Geschichte des Bauhauses und auf einmal steht man mittendrin.“

ZDF sendet seine sechsteilige Bauhaus-Serie im Herbst 2019

Vom Bauhaus selbst war und ist die 25-Jährige angetan. „Ich finde die Stilrichtung immer noch hochmodern und cool“, schwärmt die in London lebende junge Frau. „Leider verstehen in meiner Generation viele unter ’Bauhaus’ eine Handelskette.“ Der Film könnte daran etwas ändern - und ist erst der Anfang. Das ZDF wird im Herbst noch die sechsteilige Bauhaus-Miniserie „Die neue Zeit“ ausstrahlen. (dpa)