Premiere im Alten Theater Premiere im Alten Theater Dessau: Federleichtes Ballett auf dem neuen Schwingboden

Dessau - Wenn sich am Sonnabend die Tür zur Studiobühne im dritten Stock vom Alten Theater öffnet, erlebt das Haus am Lily-Herking-Platz zeitgleich eine Ballett-Uraufführung und eine Premiere: „Junge Choreografen“ ermöglicht den Tänzerinnen und Tänzern vom Ballettensemble des Anhaltischen Theaters Dessau einen Seitenwechsel.
Sie agieren erstmals selbst als Choreografen, wenn sie Geschichten von der Beziehung zwischen Mann und Frau, von Hass und Liebe und der Suche nacheinander auf die Bühne bringen. Zum zweiten werden diese Geschichten getanzt auf der Studiobühne, auf der der neue Schwingboden zum Einsatz kommt.
Ballett zu tanzen ist ein Hochleistungssport
Dieser Tanzboden ist ein Segen für Gelenke und Muskeln, weiß Ballettdirektor und Chefchoreograf Tomasz Kajdanski. Ballett zu tanzen sei sowieso ein Hochleistungssport und nur im Alter von zehn bis 40 Jahren zu machen. Auch bestens trainierten Gelenke werden gnadenlos beansprucht im Arbeitsalltag. Im Ballettsaal des Theaters erleichtert ein fest installierter Resonanzboden die Proben.
Für die Auftritte gibt es Böden verschiedener Härtegrade. Beim modernen Irish Dance trommeln Steppschuhe auf Kunststoffboden, über den Schwanensee schweben die Tänzerinnen auf Spitze.
„Auf dem blanken Holz, Estrich oder Asphalt aber kann man nicht tanzen. Also werden bei Auftritten unseres Balletts unter freiem Himmel, wie beispielsweise zur Spielzeiteröffnung, extra Podeste gebaut, auf denen der ausgerollte Tanzboden nachfedern kann“, stellte Generalintendant Johannes Weigand die neueste Errungenschaft seines Hauses an der Spielstätte Altes Theater vor.
15.000 Euro für den perfekten Untergrund zum Tanzen
Den im Quadrat acht mal acht Meter großen Schwingboden aus 32 variabel zusammensetzbaren Platten hat die Stiftung der Freunde des Anhaltischen Theaters der Bühne gestiftet.
Rund 15.000 Euro hat die Stiftung dafür in die Hand genommen, darunter aus Stiftungserträgen und mehreren Einzelspenden, wie der Vorsitzende der Stiftung Andreas Kopf und der Vorsitzende des Kuratoriums der Stiftung Christoph Göring sagen.
Für das Theater ist der mobile Schwingboden seit langem ein Traum. Er kann sowohl im Großen Haus wie auch auf der Studiobühne zum Einsatz kommen wie auch für verschiedene Regieprojekte. „Es ist also kein Geschenk für einen Tag, sondern kann auch im Theateralltag nachhaltig zum Einsatz kommen“, freut sich Weigand.
Im Ballettensemble am Anhaltischen Theater tanzen acht junge Leute aus fünf Ländern
Auch die Montage ist nicht weiter aufwendig, hat Matthias Taska bereits erste Erfahrungen gesammelt. Der stellvertretende Technische Direktor hat den Boden für „Junge Choreografen“ bereitet und beurteilt dessen Aufbau als gut handhabbar.
Mit der Gerriets GmbH aus Umkirch in Baden-Württemberg haben Kopf und Döring auch einen namhaften Theaterausstatter mit dem Projekt der Stiftung beauftragt.
Im Ballettensemble am Anhaltischen Theater tanzen acht junge Leute aus fünf Ländern. Neben Deutsch sind die Muttersprachen Spanisch, Französisch, Englisch, Polnisch und Japanisch. Fürs Daumendrücken gilt „Toi, toi, toi“ international. Das englische „Break a leg“ (Hals-und Beinbruch) jedenfalls hat auf dem Schwingboden keine Chance. (mz)
Zum ersten Mal zum Einsatz kommt der mobile Schwingboden bei der Tanztheater-Uraufführung „Junge Choreografen“ am Sonnabend, 4. November, um 20 Uhr im Alten Theater. Die Tänzer des Ballettensembles haben mit dem Projekt die Möglichkeit, einen neuen Weg einzuschlagen, die Seiten zu wechseln und erstmals als Choreografen zu agieren.
Im Mittelpunkt stehen sie selbst und ihre Ideen, steht der Tanz, die Jugend und die Bedeutung eines ersten Schritts. Vom luftig-leichten Lebensgefühl eines Sommers am Meer bis hin zum Charme Pariser Nächte ist jedes einzelne Stück eine Uraufführung. Die Künstler der Kompanie von Ballettdirektor Tomasz Kajdanski, unter ihnen Nicola Brockmann, begegneten der neuen Aufgabe mit großem Respekt.
„Ich haderte zunächst mit der Herausforderung“, sagt Brockmann, „doch ich wusste, dass ich am Ende sehr stolz darauf sein würde, ein eigenes Stück auf die Bühne gebracht zu haben.“