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Polizei-Kritik Polizei-Kritik: Facebook-Fahndungsaufruf warnte vor weißem Transporter

Von Steffen Brachert 14.09.2017, 04:00
Ein weißer Transporter sorgte nach einem Facebook-Aufruf für Unruhe.
Ein weißer Transporter sorgte nach einem Facebook-Aufruf für Unruhe. Symbolbild/dpa

Dessau - In Dessau hat am Wochenende ein privater Facebook-Fahndungsaufruf nach einem weißen Transporter für große Aufregung gesorgt: Das Fahrzeug war durch Mosigkau und Kochstedt gefahren, die südländisch aussehenden Männer sollen Frauen angesprochen haben.

„Als Frau bitte unbedingt wachsam sein... sie halten an und es sind mehrere... es ist kein Spaß“, hieß es auf Facebook. Die Meldung wurde fast 200 mal geteilt. Bei der Polizei gingen zahlreiche Hinweise ein.

Es ist einer dieser Aufrufe, der in Facebook-Zeiten nur wenige Stunden braucht, um mit immergleichen Zutaten mehrere zehntausend Menschen zu erreichen und diese in helle Aufregung zu versetzen. Im Internet finden sich Hunderte Meldungen dazu.

Dessaus Polizei hat reagiert

„Wir sehen das immer mit gemischten Gefühlen“, sagt Polizeisprecher Sebastian Opitz. Zumal in der Dessauer Facebook-Nachricht ein konkretes Autokennzeichen genannt wurde. „Da weiß man nie, was am Ende passiert.“

Dessaus Polizei hat am Wochenende reagiert und den Transporter ausfindig gemacht. „Der Halter ist in Dessau wohnhaft, hat eine Baufirma und beschäftigt Mitarbeiter, die für Aufträge natürlich durch die Region hin und herfahren“, berichtet Opitz. Wie seriös das ist, vermag keiner zusagen. „Es gibt aber keinerlei Anfangsverdacht für eine Straftat.“

Es gab ein Aufeinandertreffen

Im konkreten Fall hat es am Sonntag gegen 16 Uhr tatsächlich ein konkretes Aufeinandertreffen einer Frau mit den Männern im Transporter gegeben. Auf einem Feldweg, auf dem die Frau mit ihrem Hund unterwegs war. „Es gab den Versuch einer Kommunikation, der aber gescheitert ist“, sagt Opitz nach nochmaliger Rücksprache mit der Frau. Es habe aber weder eine sexuelle Belästigung gegeben, noch wurde ein geschäftliches Angebot unterbreitet. „Am Ende wurde eine Art Victory-Zeichen gezeigt und der Transporter fuhr weiter.“

„Wir raten dringend, Zeugenaufrufe und Öffentlichkeitsfahndungen der Polizei zu überlassen. Es besteht immer Gefahr, dass sich Dinge verselbstständigen“, sagt Opitz, wissend, wie sensibel die Meldungen um weiße Transporter sind. Viele haben sich als Fake erwiesen. Es gibt aber Fälle, da sind betrügerische Arbeiter unterwegs.

"Hobby-Fahnder kann sich selbst strafbar machen“

Und es gibt dramatische andere Fälle: Im Juni wurde im Burgenlandkreis tatsächlich ein zwölfjähriges Mädchen in einem weißen Transporter verschleppt - und konnte später von der Polizei befreit und gerettet werden. Mitte August hat die Staatsanwaltschaft Leipzig Anklage gegen einen 36-jährigen Deutschen erhoben.

Doch es gelte ein Grundsatz, so Polizeisprecher Opitz: „Nicht in jedem weißen Transporter sitzen Betrüger und Verbrecher.“ Bei privaten „Fahndungen“ bestehe die Gefahr, dass Personen denunziert werden. „Dann kann sich der Hobby-Fahnder am Ende auch selbst strafbar machen.“

(mz)

Dieser Facebook-Post wurde am Wochenende über 100 mal geteilt.
Dieser Facebook-Post wurde am Wochenende über 100 mal geteilt.
Screenshot/Facebook