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Mietvertrag läuft Ende Januar endgültig aus Plan B für Karstadt in Dessau nicht in Sicht - Welche Hoffnungen es noch gibt

Vor einem Jahr schloss der Karstadt-Konzern das Dessauer Kaufhaus. Welche Chancen bestehen, den Gebäude-Koloss wieder zu beleben?

Von Annette Gens 29.12.2021, 08:00
Ehemaliges Kartsadt Warenhaus Dessau. 14.000 Quadratmeter Handelsfläche stehen leer.
Ehemaliges Kartsadt Warenhaus Dessau. 14.000 Quadratmeter Handelsfläche stehen leer. Foto: Thomas Ruttke

Dessau/MZ - Es ist der 31. Januar 2021 und damit offiziell der letzte Tag des Karstadt-Kaufhauses. Denn an diesem Tag läuft der Mietvertrag des Warenhauskonzerns für die Dessauer Immobilie offiziell aus. Durch der Lockdown erfolgte die Schließung schon ein wenig eher, erinnert Rathauscenter Chef Hans-Jörg Bliesener. Am 16. Dezember 2020 erlebte Dessau den allerersten Tag ohne Karstadt-Warenhaus, da nämlich gingen die Türen - politisch verordnet vor dem Hintergrund der Pandemie zu - und nie wieder auf.

Mit großen Erwartungen war einst am 26. Oktober 1994 das Karstadt als eines der ersten Neubauten des Warenhauskonzerns in den neuen Bundesländern eröffnet worden. Seit rund einem Jahr aber steht die Immobilie leer und Bliesener, Chef im Rathauscenter, vertröstet. Im Handel weht ein heftiger Wind, der durch die Maßnahmen der Pandemie noch befeuert wird, weil er den Online-Handel befördert. Und Karstadt, so fügt er hinzu, sei zuletzt für das Rathauscenter kein Anker mehr gewesen.

Gute Nachrichten im nächsten Jahr?

Bislang ist es noch nicht gelungen, die 14.000 Quadratmeter große ehemalige Karstadt-Fläche zu beleben. Die Chancen, alle Geschosse des alten Kaufhauses zu vermieten, seien gering. Hoffnung, einen Teil der Flächen wieder zu nutzen, bestünden trotzdem. „Wir versuchen in einem ersten Schritt, das Erdgeschoss und das erste Obergeschoss wieder zu beleben“, sagte der Rathauscenter-Chef und meint, es sei nicht ausgeschlossen, im ersten Quartal 2022 näheres darüber zu erfahren. Aber zunächst müssten Unterschriften unter den Vertrag.

Dass die Dessauer gerne ein Warenhaus in der City haben wollen, ist das eine und widerspricht andererseits der gängigen Praxis, bequem im Internet einzukaufen. Mit diesem Einkaufsverhalten ihrer Bürger sind viele Städte konfrontiert.

Normaler Prozess

Dennoch sieht etwa Planer Holger Schmidt, Dessauer mit Professur an der Technischen Universität Kaiserslautern im Fachgebiet Stadtumbau und Ortserneuerung, die Doppelstadt auf einem guten Weg. Er sehe die Entwicklung mit dem Kaufhaus nicht dramatisch, es sei „ein ganz normaler Prozess“ - nicht nur in Dessau-Roßlau.

Der Abgesang von Karstadt im Januar 2021.
Der Abgesang von Karstadt im Januar 2021.
Heidi Thiemann

Schmidt erinnert daran, dass die Veränderungsprozesse im Handel seit der Jahrtausendwende laufen und der Online-Handel den Markt erobert. Das betreffe aber vor allem Massenware, betont er und sieht vor allem im Fachhandel Chancen. Es seien viele Puzzlesteine notwendig, eine Innenstadt zu verändern und fit für die Zukunft zu machen. Für große Häuser wie das ehemalige Karstadt-Kaufhaus werde der Eigentümer langfristig eine Lösung finden, ist er sicher. Vielleicht viele Shops auf einer großen Fläche.

Bei dem Umbau von Innenstädten gebe es kein „Schema F“. Allgemein aber gelte: Die Bürger wollen in der Innenstadt einen Wohlfühlort. „Mit der Gartenreich-Lounge ist man auf dem richtigen Weg“, findet Schmidt. Ein weiterer Baustein sei, wie man Dienstleistungen und Verwaltung stärker in die Innenstadt bekommen, wie der Wohnstandort in Dessaus Innenstadt gestärkt werden könne. „Jede Investition, die die öffentliche Hand tätigt, sollte mit einer Art Innenstadtcheck verbunden sein“, sagt Schmidt.

Die leere Karstadt-Immobilie bereitet auch Oliver Heinicke, Chef des Citynetverbandes, Kopfzerbrechen. Würde ihm das leere Kaufhaus gehören, was würde er sich für den Stadtort wünschen? Heinicke meint, Elektronik täte gut, die findet man in der City nicht mehr. Auch Haushaltswaren würden vermisst. Heinicke, Friseur, hatte seine Kunden befragt. Sie vermissen in Dessau eine Markthalle oder einen riesigen regionalen Laden - „größer und ausgefeilter wie es ihn bereits in der Stadt gibt“ und vielleicht sogar ergänzt mit regionalen Produkten aus Dessau-Roßlauer Partnerstädten.