Patenschaft für Familie Wiehl aus Roßlau Patenschaft für Familie Wiehl aus Roßlau: Patenonkel Joachim Gauck aus Berlin

dessau-rosslau - Erst sieben Monate ist die kleine Charlotte-Florentine Wiehl aus Roßlau alt, hat aber wohl schon einen der berühmtesten Patenonkel aus ganz Deutschland: Bundespräsidenten Joachim Gauck. Am Montagvormittag überreichte der Referent von Oberbürgermeister Peter Kuras, Joerg Schnurre, stellvertretend die Urkunde sowie das Patengeschenk von 500 Euro.
Seit 1949 werden solche Patenschaften vom jeweiligen Bundespräsidenten übernommen und sollen das Ansehen von Großfamilien steigern. Auch die Wiehls haben noch mit so manchem Vorurteil zu kämpfen. „Man wird schnell in eine Schublade gesteckt“, bedauert Vater Marko Wiehl. Das mache sich gerade bei der Wohnungssuche bemerkbar: „Wir sind auf der Suche nach einem Haus oder einer großen Wohnung zur Miete“, sagt der 43-Jährige. Dabei seien sie jedoch immer wieder auf Taube Vermieter-Ohren gestoßen. Bisher wohnt die Familie in auf zwei Wohnungen verteilte acht Zimmern. „Sobald ich sage, wie viele Kinder ich habe, ist Schluss.“ Hier soll die Patenschaft weiterhelfen, erklärt Joerg Schnurre: „Die Ehrenpatenschaft steht für die Wertschätzung größerer Familien und für deren gesellschaftliche Anerkennung.“
Was für die Familie erschwerend dazu kommt: Zwei der sieben Kinder, die siebenjährige Emily und auch die jüngste, Charlotte-Florentine, leiden an der unheilbaren Krankheit Ichthyose. Diese Verhornungsstörung der Haut wird meist durch Gendefekte verursacht und bedarf großer Pflege - dies ist nicht nur finanziell eine Herausforderung. „Wir müssen die beiden Mädchen zwei bis dreimal täglich eineinhalb Stunden baden“, sagt Mandy Wiehl. Größere Strecken kann die siebenjährige Emily nur noch im Rollstuhl zurücklegen. Gerade die heißen Temperaturen der vergangenen Wochen seien für die Kinder zur Qual geworden, da deren Haut nicht atmen kann, sagt Mandy Wiehl: „Ich musste mit den Kindern dann zu Hause bleiben.“
Marko Wiehl erhofft sich von der Auszeichnung eine positivere Zukunft. „Wir wollen einfach nur eine stinknormale Familie sein und ganz bestimmt niemandem das Geld aus den Taschen ziehen“, sagt er. Wiehl hofft auf Hilfe bei der Wohnungssuche in Dessau-Roßlau und möchte vor allem seinen Kindern ein schöneres, familiäres Umfeld bieten können. Er träumt von einem Garten, in dem die Kinder spielen können.
Für Mama Mandy Wiehl gab’s am Montag noch einen Gutschein für das Dessauer Rathaus-Center. Während die überwältigte siebenfache Mutter überlegt, wofür der Gutschein ausgegeben werden könne, kündigt ihr Mann Marko lachend an: „Da warte ich aber im Auto!“ (mz)