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Die 45 PS tuckern wieder Oldtimerstammtisch Dessau hat Barkas B1000-Abschleppwagen aus dem Jahr 1976 restauriert

Von Oliver Müller-Lorey 12.06.2021, 12:00
Sogar an das originalgetreue orangene Rundumlicht haben die Oldtimerfreunde bei der Restauration ihres Barkas B 1000 gedacht.
Sogar an das originalgetreue orangene Rundumlicht haben die Oldtimerfreunde bei der Restauration ihres Barkas B 1000 gedacht. (Foto: Thomas Ruttke)

Dessau - Es kommt nicht oft vor, dass Autobesitzer die Dekra-Niederlassung in der Junkersstraße ohne frische Plakette mit dem Testurteil „durchgefallen“ verlassen, und trotzdem überglücklich sind. Doch den Männern vom Dessauer Oldtimerstammtisch war es völlig egal, dass die Hinterachse ihres vorgeführten Fahrzeugs eine Abweichung zwischen rechter und linker Bremse um über 80 Prozent aufwies, womit Dekra-Prüfer Heiko Schwartz gar keine andere Möglichkeit hatte, als den alten Barkas B 1000 durchfallen zu lassen.

Die Fahrt hat das historische Auto auf den eigenen sechs Rädern gemeistert, nach mehr als einem Jahrzehnt tuckern die 45 PS wieder - das war die Hauptsache. Denn dass es jemals wieder fahren würde, war keinesfalls klar.

Auf die Ladefläche passt ein Trabant - oder eine ganze Mannschaft Schrauber.
Auf die Ladefläche passt ein Trabant - oder eine ganze Mannschaft Schrauber.
(Foto: Thomas Ruttke)

Der Barkas, Baujahr 1976, hatte es den Männern sofort angetan

„Das Auto haben wir uns 2008 angeschafft, zuletzt stand es in Köthen und war in einem schlechten Zustand“, sagt der Vorsitzende der Oldtimerfreunde, Christian Böhm. Doch der Barkas, Baujahr 1976, hatte es den Männern sofort angetan. „Es ist ein besonderes Fahrzeug, weil es als Abschleppwagen eingesetzt wurde“, weiß Gerd Zabel, der sich im verein mit am besten mit diesem Exemplar auskennt. „Sie wurden für Werkstätten und Ministerien der DDR nur in Kleinserie aus den gewöhnlichen Barkas-Pritschenwagen gebaut.“

Ein Dresdner Tüftler, der Kleinunternehmer Wolfgang Schöps, fertigte damals wohl die meisten der Abschleppwagen. Der nun in Dessau restaurierte war laut Fahrgestellnummer aber wohl keiner von ihm.

So sah der Barkas B 1000 vor der Restaurierung aus.
So sah der Barkas B 1000 vor der Restaurierung aus.
Foto: Uwe Regler

Fest steht, dass nur noch sehr wenige B 1000 in der Abschlepp-Version umherfahren. Vielleicht sind es noch zehn, vielleicht 20, schätzen die Oldtimerfreunde. Für sie ist das originalgetreu aufgebaute Fahrzeug in doppelter Hinsicht ein Gewinn: „Der Wagen an sich ist ein Hingucker, und wenn wir wieder Ausfahrten machen, ist es gut, einen Abschlepper dabei zu haben. Schließlich schafft nicht jeder Oldtimer die ganze Strecke“, sagt Böhm.

Ganz umsonst war der Besuch bei der Dekra dennoch nicht

Wobei der B 1000, ein einfacher Zweitakter, schon mit seinem eigenen Gewicht von knapp zwei Tonnen und nur 45 PS genug zu tun hat. Wenn er auch noch einen Trabi oder Wartburg huckepack nimmt, schafft er auf der Landstraße nicht mehr als 50, 55 Kilometer pro Stunde, schätzt der Vorsitzende. Das aber ist, genau wie die abgelehnte Prüfplakette, kein Weltuntergang.

Die Schrauber werden sich noch einmal mit der Bremse beschäftigen und den Barkas wiedervorführen. Gut möglich, dass dann wieder Dekra-Prüfer Schwartz in der Grube steht. Auch der gelernte Kfz-Mechaniker hat sein Herz an alte Autos verloren. „So ein Auto zu untersuchen, ist ein echter Leckerbissen. Ich bin selbst mit Trabi und Wartburg großgeworden“, sagt er. Wie viel Arbeit es ist, ein Fahrzeug wieder aufzubauen, weiß er nur zu gut. „Es ist eine Wissenschaft, die Bremse auszutarieren.“ Mehrere Bremsversuche und dazwischen immer wieder neue Einstellungen vorzunehmen, sei nötig.

Der Unterboden strahlt wie neu.
Der Unterboden strahlt wie neu.
(Foto: Thomas Ruttke)

Ganz umsonst war der Besuch bei der Dekra dennoch nicht. Auch wenn technisch noch nicht alles in Ordnung ist, steht dem begehrten H-Kennzeichen, also dem Nummernschild für originalgetreue Oldtimer, wohl nichts mehr im Wege, lässt Prüfer Schwartz durchblicken. (mz)