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Öffentliches Forum im Fürst-Franz-Gymnasium Öffentliches Forum im Fürst-Franz-Gymnasium: Protest bringt Bewegung

Von Sylke Kaufhold 25.11.2003, 18:08

Dessau/MZ. - Der amtierende Stadtratspräsident Stefan Exner hatte am Dienstagabend ein großes Päckchen nach Hause zu tragen: 6 500 Unterschriften für den Erhalt des Fürst-Franz-Gymnasiums.

Groß ist auch die Denkaufgabe, die vor den Stadträten steht, die aus allen Fraktionen in die Turnhalle der Ziebigker Schule gekommen waren. "Wir wollen die beste Lösung für Dessau", hat Axel Weder, Sprecher der Elterninitiative, zum Beginn des Forums erklärt. Für ihn und all die anderen Redner, die sich für den langfristigen Erhalt des Gymnasiums aussprachen, gab es viel Applaus. Elterninitiative und Schülerrat hatten anlässlich des "Tages der offenen Tür" zu diesem Forum eingeladen.

Der Protest ist seit Bekanntwerden der Schließungspläne in Ziebigk groß. "Wir haben gekämpft wie ein Bär und freuen uns, dass jetzt Bewegung reingekommen ist", sieht Dieter Mönter, stellvertretender Schulleiter, die Situation. Und weil dies so ist, habe die Elterninitiative auf das Auslegen von Vormerklisten für Fünftklässler verzichtet, erklärt Axel Weder. "Wir sind im guten Gespräch, da wollten wir nicht provozieren."

Emotionsgeladen war die Diskussion an diesem Abend, aber nicht unsachlich. Außenstehende erlebten ehrliches Engagement, das auch Schülerratssprecher Patrick Fresow bei seinen Mitschülern beobachtet hat. "Alle wollen helfen und sind dabei. Das ist doch das beste Zeugnis für eine Schule." Dieses Schülerengagement sei in der Tat etwas Besonderes, lobt Jörg Hobusch, Vertreter des Personalrates, "und es macht uns Lehrer stolz".

Bei dem, was Schulverwaltungsamtsleiter Bernd Wolfram am Ende des Abends in Auswertung des Kulturausschuss-Beschlusses als "schulrechtlich durchsetzbare Kompromisslösung" anbot, blieb der Beifall zunächst aus. "Außenstelle des Philanthropinums" lautet der Vorschlag. Was bedeutet, dass das Fürst-Franz-Gymnasium zum 1. August 2004 geschlossen wird und als "Schulgebäude Fürst-Franz" des Philanthropinums bis 2007 weitergeführt wird. Schüler der 5. und 7. Klassen würden aufgenommen. "Damit können wir in den nächsten vier Jahren eine ordentliche Schule vor Ort anbieten."

"Das heißt, das Gymnasium wird 2007 endgültig geschlossen. Lassen Sie das nicht zu", wendet sich Mathias Bundz an die anwesenden Stadträte. Jaqueline Lohde (CDU) zeigte sich auch nach diesem Abend durchaus bereit, noch einmal nachzudenken, wie sie betont. "Das Schwierige ist, einen Weg zu finden." Das Forum empfand sie als wohltuend. "So etwas macht doch Demokratie aus, davon fühle ich mich nicht unter Druck gesetzt, muss mich aber auch nicht verstecken." Auch in der SPD rauchten die Köpfe im Ringen um eine machbare Lösung, betonen Christian Sachse und Norbert Baum. "Die Schule hier wird auf Dauer erhalten bleiben", prophezeit Baum sogar. "Ob aber als Gymnasium, das ist die Frage." Kommentar S. 8

Der Kulturausschuss berät am Donnerstag, 16 Uhr, im Ratsaal in einer Sondersitzung über den neuen Kompromissvorschlag.