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Offener Treff im Dessau-Center Offener Treff im Dessau-Center: Kinder- und Jugendzirkus "Raxli faxli" wieder geöffnet

Von Heidi Thiemann 13.06.2020, 12:00
Der Kinder- und Jugendzirkus „Raxli faxli“ im Dessau-Center hat wieder geöffnet. Ansprechpartner ist Axel Weiß (Bildmitte).
Der Kinder- und Jugendzirkus „Raxli faxli“ im Dessau-Center hat wieder geöffnet. Ansprechpartner ist Axel Weiß (Bildmitte). Thomas Ruttke

Dessau - Noch war das Rolltor verschlossen, das in der Ladenstraße des Dessau-Centers in die Zirkuswelt von „Raxli faxli“ führt. Doch dahinter wehte schon in der vergangenen Woche wieder Zirkusluft. Es wird mit Einrädern gefahren, auf Bällen gelaufen, jongliert und seit neuestem auch ein Luftakrobatikkurs angeboten. Durch einen Nebeneingang kommen die Kinder und Jugendlichen gegenwärtig herein.

Axel Weiß, der den Kinder- und Jugendzirkus 2008 gegründet hat, ist froh, dass die lange Corona-Pause vorbei ist. Am 13. März war gerade ein Tischtennis-Turnier im Gange, als der Anruf vom Jugendamt kam, das auf unbestimmte Zeit geschlossen werden muss.

Erst am Tag zuvor hatte der Luftakrobatikkurs begonnen. Dass es den überhaupt gibt, hatte der Kiez-Verein, Träger des Kinder- und Jugendzirkus’, viel Geld in die Hand genommen und einen Standapparat angeschafft, wie Weiß anerkennend feststellt. Daran können die Akrobaten nicht nur üben, sondern er kann zu Auftritten auch mitgenommen werden.

„Unser Terminkalender war noch nie so voll wie in diesem Jahr“

Doch bis es soweit ist, wird noch einige Zeit vergehen. Nicht nur, weil die Gruppe neu ist, sondern weil überhaupt in Corona-Zeiten viele Veranstaltungen abgesagt sind, wo die Kinder und Jugendlichen von „Raxli faxli“ hätten auftreten können. „Unser Terminkalender“, zuckt Weiß die Schultern, „war noch nie so voll wie in diesem Jahr.“ Doch nun müssen sich alle gedulden bis zum Herbst oder länger. „Schön aber ist, dass es jetzt überhaupt weitergeht“, sagt der Zirkusdirektor.

Dass er das geworden ist, hat eine längere Vorgeschichte. Seit 1992 ist der Sozialarbeiter, der ein Faible fürs Jonglieren hat, in der offenen Kinder- und Jugendarbeit tätig. Gab es zuerst den Jonglierkurs „Die lockeren Handgelenke“, zu dem 18 Kinder und Jugendliche kamen, wurde später die Idee vom Kinder- und Jugendzirkus geboren und vom Jugendamt gefördert. Simones Artistenformation und Uwe Hofmann - Zauberer, Ballonkünstler, Moderator - waren bei der Gründungsveranstaltung mit dabei, erinnert sich Weiß.

Rund 140 Kinder und Jugendliche haben die Zirkuswelt von „Raxli faxli“ über die Jahre schon kennengelernt

Der Zirkus, dessen Name aus einem Kinderlied von Gerhard Schöne entlehnt ist, ist peu á peu gewachsen. Zur offenen Kinder- und Jugendarbeit im Kiez kamen durch die Zusammenarbeit mit Schulsozialarbeitern bald auch Jonglierkurse in mehreren Schulen. Und als im frisch eröffneten Dessau-Center der damalige Center-Manager eine Aktion für Schulanfänger plante, ein professioneller Anbieter aber kurzfristig absprang, kamen die Kinder und Jugendlichen von „Raxli faxli“ zum Zuge.

Das kam so gut an, dass der Zirkus erst zweimal wöchentlich im Erdgeschoss des Centers einen leerstehenden Laden zum Üben nutzen konnte. Mittlerweile ist er in die erste Etage umgezogen und lädt Acht- bis 26-Jährige montags bis freitags von 14 bis 18 Uhr ein, sich auszuprobieren. „Es ist eine vielfältige Arbeit“, berichtet Weiß, der zwischenzeitlich eine Ausbildung zum Zirkuspädagogen gemacht hat. Kinder und Jugendliche mit unterschiedlichster Herkunft, Interessen und Fähigkeiten können mit dem Angebot erreicht werden. Besondere Vorkenntnisse braucht es nicht. Und: das Mitmachen ist kostenfrei.

Rund 140 Kinder und Jugendliche haben die Zirkuswelt von „Raxli faxli“ über die Jahre schon kennengelernt und bereichert. Momentan zählen 30 Mädchen und Jungen zum Stamm, die auch bei Auftritten dabei sind. Darüber hinaus kommen noch zehn bis 15 Kinder ab und zu. Freilich, sagt Weiß etwas wehmütig, es habe sich über die Jahre ein steter Wechsel vollzogen, denn wenn Zirkuskinder die Schule beenden, zum Studium gehen, dann ist die Zirkuszeit bei „Raxli faxli“ meist vorbei.

Die Zirkuskinder haben selbst ihr Programm geschrieben und einen Auftrittsort gesucht

Stolz aber ist er auch, dass im vorigen Jahr das neue Format „Auftritte für den Hut“ gut angekommen war. Die Zirkuskinder haben selbst ihr Programm geschrieben und einen Auftrittsort gesucht. So waren sie dabei, als zum Bauhaus-Jubiläum in der Kavalierstraße zum Festmahl an 100 Tischen eingeladen wurde und ließen nach ihren Auftritten den Hut rumgehen. Stolz ist der Zirkusdirektor aber auch, dass „Raxli faxli“ im neuen Bauhaus Museum schon auftreten durfte.

„Ich bin froh, dass sich alles so entwickelt hat“, sagt Weiß, der auf viele Unterstützer zählen kann - ob Trägerverein, Jugendamt und Sozialministerium, die das Projekt fördern, oder das Dessau-Center, in dem der Zirkus trotz vieler Wechsel im Management sein Domizil hat. Vor allem ist er auf die jungen Mitstreiter stolz. Die freilich treffen sich jetzt unter Beachtung besonderer Sicherheits- und Hygieneregeln. Und ab dieser Woche, ist Axel Weiß froh, hat sich auch wieder das Rolltor zur Zirkuswelt im Dessau-Center geöffnet. Denn die ist ein offenes Angebot. (mz)

Das Tor zur Zirkuswelt von „Raxli faxli“ ist wieder offen.
Das Tor zur Zirkuswelt von „Raxli faxli“ ist wieder offen.
Thomas Ruttke