"Obstmustergarten" "Obstmustergarten" in Dessau: Unruhe unter Kleingärtnern - Wer kauft die Sparte?

Dessau - Wird die Dessauer Kleingartensparte „Obstmustergarten“ zum Spielball der Investoren? Die Frage stellten sich die Gartenfreunde im Mai 2018 - und auch mehr als ein halbes Jahr später ist sie noch nicht beantwortet. „Wir hoffen auf eine für alle Gartenfreunde verträgliche Lösung“, sagt Schatzmeister Dieter Buschmann. Doch die zu finden, ist nicht einfach. „2019 aber wird sie kommen - so oder so.“
Kleingartensparte Obstmustergarten ist fast 100 Jahre alt
Fast 100 Jahre ist die im Dessauer Süden gelegene Anlage alt. Das Problem: Der Grund und Boden gehört dem Land. „Das Land braucht Geld“, sagt Buschmann, „es will verkaufen.“ Allein schon die Nachricht hatte für Unruhe in der 1921 gegründeten Anlage gesorgt. „Keiner weiß, was wird“, erzählte etwa Kleingärtner Franz Schubert im Sommer. 40 Jahre schon ist er hier Pächter.
Damit die Anlage aber nicht zum Spielball von Investoren wird, wollte der Verein die Anlage selber kaufen. Der Vorstand war mit einem Finanzberater im Gespräch. Denn bevor die Landgesellschaft Sachsen-Anhalt mbH den Obstmustergarten im Auftrag des Landes in die Versteigerung gibt, hat der Verein das Vorkaufsrecht. Die Idee war: die Gartenfreunde der 150 Parzellen legen zusammen und gewähren dem Verein ein Darlehen in Höhe von 1.500 bis 2.000 Euro. Denn für die 75.000 Quadratmeter große Fläche müssen etwa 185 000 Euro aufgebracht werden.
Sparteninterne Lösung scheiterte am mangelnden Zuspruch unter den Gartenpächtern
Die Lösung scheiterte, fand zu wenig Zuspruch bei den Mitgliedern. „Verständlich bei unserer Altersstruktur“, sagt Buschmann. Fast zwei Drittel der Gartenfreunde sind über 60 Jahre alt, viele bereits jenseits der 70.
Doch der Verein kämpft weiter um eine Lösung, damit die Sparte in seinen Händen bleibt. „Zwei Gartenfreunde haben sich bereit erklärt, die Anlage zu kaufen“, sagt Buschmann und dass dieser Vorschlag viel Beifall bei den Mitgliedern gefunden hat. Doch auch hier hapert es bei der Finanzierung. Eigentlich, sagt Buschmann, sollte schon vor Weihnachten mit den Banken alles geklärt sein. Doch noch ist offen, ob das klappt. Mit welchen Banken verhandelt wird, ob mit Dessauer oder überregionalen, dazu hält sich der Schatzmeister bedeckt.
Zwei Pächter wollen die Anlage kaufen und den Kredit innerhalb von zehn Jahren abzahlen
Die Idee hinter dem Kaufmodell ist: Innerhalb von zehn Jahren soll der Kredit, den die beiden Gartenfreunde aufnehmen, zurückgezahlt werden. Finanziert werden soll alles über die Erhöhung der Pacht in der Anlage von derzeit 12 auf 35 Cent pro Quadratmeter. Ist der Kredit abbezahlt, soll auch die Belastung für die Gartenfreunde wieder geringer werden. „Wir hoffen, dass das klappt“, sagt Buschmann. Und wenn nicht? „Dann kommt es zur Versteigerung. Aber das will von uns ja keiner.“
Buschmann bedauert, dass zuvor die Stadt und auch der Stadtverband der Gartenfreunde das Vorverkaufsrecht nicht wahrgenommen hatten. Die Stadt, sagte Pressesprecher Carsten Sauer bereits im Sommer, hatte das Land gebeten, eine Übertragung der Anlage an die Stadt zu prüfen, aber keine Antwort erhalten. Der Stadtverband der Gartenfreunde lehnte aus Kostengründen ab. Der Vorsitzende Joachim Ulrich hatte die Landespläne kritisiert, denn der Preis sei zu hoch angesetzt. Ein Euro pro Quadratmeter wäre erschwinglich gewesen.
Sieben Anlagen im Stadtgebiet sind inzwischen verkauft
Der Obstmustergarten ist die letzte Gartenanlage, von der sich das Land Sachsen-Anhalt in Dessau trennt. Sieben sind schon zuvor verkauft worden, doch längst hatte das Land nicht bei allen Anlagen in der Versteigerung den erhofften Preis erzielt. Laut Ulrich war eine Anlage mit 87 Cent pro Quadratmeter „verramscht“ worden, das Land hatte 1,87 Euro angesetzt.
Bei einem Preis von einem Euro pro Quadratmeter hätte es sicher auch geklappt, dass die Gartenfreunde das Geld zusammenlegen, sagt Buschmann. Viele, die sich beteiligen wollten, hätten auch mehr als 2 000 Euro gegeben. „Doch die Vermarktungsgesellschaft des Landes rückt nicht von ihrem Preis ab.“ (mz)