Objekt der "Kartoffelwaage" Objekt der "Kartoffelwaage": Betty Simon will Heimat-Kiez zu neuem Leben erwecken

Dessau - Fünfmal hat Betty Simon bisher die Bewohner des Quartiers Am Leipziger Tor zu einem Kiez-Flohmarkt und Kuchenbasar eingeladen. Etwa 70 Beteiligte, Helfer und Besucher zählte die Initiatorin Ende September.
„Meine Hauptidee dabei ist es, Kinder und Jugendliche des Gebietes anzusprechen, selbst etwas zu tun. Und der Kuchenbasar soll den Erwachsenen die Möglichkeit geben, untereinander in Kontakt zu kommen“, beschreibt sie die Idee, die dahinter steckt. Frei nach dem Motto: Mitmachen und Mitgestalten.
Familiencoach bei der Stadt
Betty Simon ist eine Dessauerin, die wiedergekommen ist. Aufgewachsen ist die 44-Jährige im Quartier Am Leipziger Tor, „diesseits und jenseits der Heidestraße“, erzählt sie. Und genau hier sieht die junge Frau ihre Zukunft. „Wenn ich durch das Quartier gehe, sehe ich nicht das Negative, sondern das Leben. Für mich ist dieses Viertel nicht tot, sondern eine Herausforderung.“
Die sie angehen will. Seit 2014 hat Betty Simon ihren Lebensmittelpunkt wieder in ihrer alten Heimat und arbeitet als Familiencoach bei der Stadt. Zuvor lebte und arbeitete die Soziologin in Berlin, auch in Jena und Niedersachsen. „Aber ich bin nicht so recht heimisch geworden“, sagt sie. Den Kontakt zur alten Heimat hatte sie nie verloren.
Die junge Frau ist Erbin der „Kartoffelwaage“, ehemals Gaststätte Meißner in der Törtener Straße 24. Und dieses Objekt möchte sie zu neuem Leben erwecken. Nicht nur die Speisegaststätte Meißners, die seit den 1920er Jahren in Familienbesitz ist, gehört zum Objekt. Saal, Garten, Nebengelass stellen für die Tochter des letzten Betreibers, Rüdiger Meißner, viele Nutzungsmöglichkeiten dar. „Ich stelle mir hier ein soziokulturelles Zentrum für das Quartier vor, mit Begegnungs- und Betätigungsmöglichkeiten für Jung und Alt.“ Die traditionsreiche Gaststätte würde sie gerne als solche erhalten. „Aber ich weiß, dass das schwer ist in diesem Viertel.“ Ebenso, wie die Menschen dort zu motivieren, sich selbst für Neues zu engagieren.
Schritt für Schritt dem Traum genähert
Die Flinte ins Korn zu werfen, kommt für Betty Simon nicht in Frage. Schritt für Schritt nähert sie sich ihrem Traum, knüpft Kontakte, ist aktiv in der Stadtteil-AG, realisiert kleine Projekte und sucht Verbündete für das große Vorhaben. „Ich bin überzeugt davon, dass das Quartier so etwas braucht, nur alleine stemmen kann ich es nicht.“ Hoffnung setzt sie in das neue Entwicklungskonzept für das Quartier, das derzeit in der Diskussion ist. Vielleicht ergibt sich unter dem Aspekt der Stadtteilentwicklung eine Fördermöglichkeit für ihre Projektidee. (mz)