Neugierig auf den Wald Neugierig auf den Wald: Vier junge Leute beginnen in Dessau Ausbildung zum Forstwirt

Dessau - Er schaute sich als Schüler mit Blick auf die bevorstehende Berufsausbildung im Garten- und Landschaftsbau um. Robert Kertzscher war auch öfter zu Praktika im Wald. Denn er wollte wissen, wie das ist, ob man „es aushalten kann bei sengenden Hitzegraden und bei klirrender Kälte, dort zu arbeiten“.
„Es hat mir zu jeder Zeit Spaß gemacht“, meint Kertzscher rückblickend. Seit dem 1. August ist der 17-Jährige aus Kabelsketal Auszubildender im Betreuungsforstamt Dessau, das seinen Sitz im Jagdschloss Haideburg hat. Wie Cora Ladwig (18), Richard Wagner (17) und Felix Frisch (24) will er Forstwirt werden.
Insgesamt 34 Bewerbungen gab es auf vier Ausbildungsstellen, erklärt Forstoberinspektor Jürgen Kristin. Vor zehn Jahren waren es noch sehr viel mehr. Dennoch sind die Forstleute im Betreuungsforstamt Dessau mit der Zahl der Bewerber sehr zufrieden. Bereits mit Jahresbeginn hatten die Anwärter auf einen Ausbildungsplatz einen schriftlichen Test und ein mündliches Bewerbungsgespräch hinter sich. Die vier neuen Azubis haben das souverän gemeistert - sie bekamen den Zuschlag.
Wer Forstwirt werden möchte, der durchläuft eine dreijährige Ausbildung
Vor wenigen Tagen standen die Azubis auf dem Gelände des Jagdschlosses Haideburg in ihrer neuen Arbeitsbekleidung: Orangene Hemden, knieverstärkte Hosen und festes Schuhwerk gehören dazu, um im Wald arbeiten zu können. Jetzt, so sagt Ausbilder Henry Drieselmann mit Blick auf das Sommerwetter, können sie erfahren, wie es ist, unter extremer Hitze zu arbeiten.
Wer Forstwirt werden möchte, der durchläuft eine dreijährige Ausbildung. Der praktische Teil erfolgt in den einzelnen Forstämtern, der theoretische Teil findet an der BBS Burg statt. Im ersten Ausbildungsjahr lernen Forstwirt-Azubis unter anderem, Baumarten zu bestimmen anhand von Rinde, Blättern und Knospen.
Sie werden darin unterwiesen, die Motorsäge zu benutzen, um einen Baum zu fällen. Sie lernen Holz nach Qualitätsvorschriften zu sortieren, Jungpflanzen zu setzen, Kulturen zu begründen. Sie lernen auch heimische Wildarten und deren Verhalten kennen. Erst später lernen sie Erntetechnik zu bedienen.
Die zweite Ausbildungswoche erfolgt in einem Waldstück des Betreuungsforstamtes
Die zweite Ausbildungswoche erfolgt in einem Waldstück des Betreuungsforstamtes, in dem jede pflegende Hand benötigt wird. Dort soll es mit Schere, Freischneider, Motorsense und Motorsäge an die Arbeit gehen. Die vier sollen unter anderem lernen, wie an einer jungen Eiche ein Formschnitt erfolgt oder weshalb verschiedene Baumarten ein unterschiedliches Wachstumsverhalten an den Tag legen.
Dass Cora Ladwig, Richard Wagner , Felix Frisch und Robert Kertzscher neugierig auf ihre Ausbildung sind, daran lassen sie keinen Zweifel. Alle haben sich offenbar gut überlegt, wie ihre berufliche Zukunft aussehen soll. Für Richard Wagner ist es vor allem die Natur, die ihn immer wieder aufs Neue fasziniert hat. Der 17-Jährige aus dem Raum Halle/Landsberg ist in einem Dorf großgeworden, er will das Ökosystem verstehen, nachvollziehen können, weshalb jetzt viele Bäume von Krankheiten befallen sind und absterben. Wagner möchte aufforsten und auch „den Leuten die Natur nähe bringen“.
Wer mit einer Ausbildung zum Forstwirt liebäugelt, der sollte sich bald bewerben, sagt Jürgen Kristin. Denn die ersten Bewerbungen für das Ausbildungsjahr 2021/22 liegen dem Betreuungsforstamt Dessau bereits vor.
Er rät: Spätestens Weihnachten sollten die Bewerbungsunterlagen im Betreuungsforstamt eingereicht werden. Kristin rät potenziellen Bewerbern, zuvor zu einem Praktikum.
Ausbildung zum Forstwirt eröffnet für alle einige weitere berufliche Perspektiven
Die 18-jährige Cora Ladwig hat als einzige weibliche Auszubildende in dem Quartett keine „Angst vor körperlicher Arbeit“. Doch es scheint, die 18-jährige Neubrandenburgerin will später mehr. Denn die Ausbildung zum Forstwirt eröffnet für alle einige weitere berufliche Perspektiven. Vom Meister bis zum Fachhochschul- oder Hochschulabschluss ist vieles möglich.
Beste Voraussetzungen dazu hätte der älteste Azubi unter den vier Neuen. Felix Frisch (24) absolvierte nach dem Abitur ein Freiwilliges Ökologisches Jahr im Biosphärenreservat. Dann, so schildert der Hallenser, ging es zum Studium. Da habe er bemerkt, dass das nichts ist, er entschloss sich, neu durchzustarten, im Wald arbeiten zu wollen. Er findet es gut, sich körperlich zu betätigen. Über weitere Optionen könne man später nachdenken. (mz)