Neuer Mieter Neues Call-Center in Dessau: In der Hauptpost sollen 200 Jobs entstehen

Dessau - In das Hauptpost-Gebäude im Zentrum Dessaus zieht eine neue Firma ein: Der Dienstleister Regiocom GmbH mit Sitz in Magdeburg eröffnet dort eine weitere Filiale.
Etwa 200 Arbeitsplätze sollen entstehen. Das Unternehmen hat sich auf Strom- und Gasabrechnungen sowie Betreuung von Energieversorgern spezialisiert. „Die Arbeiten für die Renovierung und den Umbau sind angelaufen. Einige Mitarbeiter haben schon Schulungen absolviert“, erklärt Klemens Gutmann, einer der drei Geschäftsführer. Im April soll die Firma in das historische Gebäude an der Ecke Friedrichstraße und Kavalierstraße einziehen.
Weiteres Call-Center in der Nähe sei kein großes Problem
Regiocom betreibt Filialen in Deutschland, Österreich und Bulgarien. In Sachsen-Anhalt bestehen Standorte unter anderem noch in Magdeburg und Halle.
Insgesamt sind laut Gutmann rund 2.000 Mitarbeiter beschäftigt. Dass es in Dessau-Roßlau mit dem Unternehmen Sitel, das ebenfalls Dienstleistungen für Unternehmen anbietet, in der Nähe schon einen Mitbewerber auf dem Markt gibt, sei inhaltlich kein Problem. „Wir sind auf Strom und Gas spezialisiert. Auf dem Arbeitsmarkt ist die Zielgruppe aber natürlich dieselbe. Wir sind also Nachbarn und ein Stück weit auch Konkurrenz.“
Posteigene Filialen gibt es seit einigen Jahren nicht mehr. Sondern es bestehen Partner-Filialen, in denen Postdienstleistungen von örtlichen Einzelhändlern oder vom größten Filialpartner, der Postbank, angeboten werden. Die Postbank gehört nicht mehr zur Deutschen Post, sondern wurde von der Deutschen Bank übernommen. Bei der Filiale in Dessau handelt es sich um eine von der Postbank betriebene Filiale.
Die Post will sich weiter aus dem Gebäude zurückziehen
Die Neuvermietung in dem Gebäude gegenüber des Stadtparks geht einher mit möglichen weiteren Umstrukturierungen. Die Deutsche Post will sich mit ihrem Zustellstützpunkt zurückziehen.
Dienstleistungen rund um Pakete und Briefe sowie die Postbank sollen aber in dem historischen Gebäude bestehen bleiben. „Wir planen eine örtliche Veränderung unseres Zustellstützpunktes und beabsichtigen, in ein anderes und logistisch geeigneteres Objekt zu ziehen“, bestätigte Anke Blenn, Postsprecherin für Berlin und Sachsen-Anhalt. Ungünstig seien im Gebäude die fehlende ebenerdige Lage und Erreichbarkeit der Räume. Zudem benötige man insgesamt mehr Platz und mehr Lagerflächen.
Wann ein Umzug anstehen könnte und ob der neue Stützpunkt noch in Dessau-Roßlau sein wird, ist offen. „Wir führen aktuell Gespräche zu potenziellen neuen Standorten.“ Die Gespräche würden im „Großraum Dessau“ geführt.
Postfiliale und und Postbank nicht vom Rückzug betroffen
In der Hauptpost sind Post, Postbank und die Zustellung von Post und Paketen konzentriert. Den Zustellstützpunkt betreibt die Post im hinteren Teil des Gebäudes. Die Postbank ist in dem Haus mit einem Finanzcenter ansässig und bietet mit eigenem Personal Dienstleistungen der Post rund um Pakete und Briefe mit an.
„Daran wird sich nichts ändern. Wir haben keine Einschränkungen oder andere Veränderungen geplant“, versicherte Postbank-Sprecher Tim Rehkopf.
Die Post hatte das Gebäude 2008 an einen Investor verkauft
Das Gebäude wurde 1899 bis 1901 errichtet und im Zweiten Weltkrieg stark zerstört. Beim Wiederaufbau wurde der einst 45 Meter hohe Postturm verkleinert. Die Deutsche Post hatte das Haus 2008 an den US-Investor Lone Star verkauft - und mietete einen Teil der Flächen zurück.
Von Verwaltungsräumen in der oberen Etage hat sich die Post nun bereits getrennt. „Sie werden bereits seit längerem nicht mehr betrieblich genutzt und es bestand jetzt für uns die Möglichkeit, diese zu kündigen“, so Blenn.
Dafür ist nun der neue Mieter Regiocom gefunden. Eine Lösung für später frei werdende Flächen des Post-Zustellstützpunktes gibt es noch nicht. „Wir wissen ja nicht, wann er auszieht. Ich rechne damit aber nicht vor 2018“, sagt Torsten Mesow von der Projektentwicklungsgesellschaft für urbanes Wohnen.
Das Berliner Unternehmen verwaltet das Gebäude in Dessau im Auftrag des Eigentümers seit 2015, die Vermarktung übernimmt eine Firma vor Ort. „Wir wollen die Flächen dann natürlich wieder einer sinnvollen Nutzung zuführen.“
Die Zukunft der Postfächer ist ungewiss
Womöglich könnte aber noch eine weitere Fläche frei werden: der Bereich der Postfächer neben dem Eingang. Denn es unklar, ob diese mit dem Auszug des Zustellstützpunktes bleiben.
Das werde entschieden, wenn „definitiv feststeht, dass und auch wann die Deutsche Post an einen neuen Standort zieht“, erklärt Postsprecherin Blenn. Eine Idee hätte Mesow für das Areal, sollte es leer gezogen werden. „Gastronomie wie ein Bistro würden passen, auch mit Blick auf das neue Bauhausmuseum ab 2019. Aber wir müssen einen verlässlichen Betreiber finden.“
Insgesamt sei Dessau-Roßlau in Sachen gewerblicher Vermietung „kein einfaches Pflaster“, sagt Mesow. „Ideen haben wir genug, es ist nur nicht leicht. Aber das schreckt uns nicht.“ Zumal sich in der Innenstadt nun einiges bewege.
Mesow hofft auf Effekte für das Objekt durch die Umgestaltung der Kavalierstraße und das neue Museum. „Da sehen wir für eines der schönsten Häuser in exponierter Lage große Chancen für die Vermietung.“ (mz)
