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Neuer Glanz unter altem Namen

Von Steffen Brachert 03.06.2008, 20:27

Dessau-Roßlau/MZ. - "Es ist erstaunlich", sagt Ralf Mohs, Geschäftsführer der Dessauer Gedack Rohrsysteme GmbH, "was Edelstahl in der Kaltverformung alles mit sich machen lässt." Rohrsysteme, Metallschläuche, Abgasanlagen und Schalldämpfer: Die kleine Firma ist Spezialist für ganz besondere Aufträge. "Unsere Schweißer sind nicht einfach nur Schweißer", sagt Mohs. "Das sind Künstler."

Die Firma Gedack Rohrsysteme GmbH wurde im November 1991 in Gevelsberg im Ruhrpott von Ernst Gedack gegründet. Anfangs waren es fünf Mitarbeiter, die Metallschläuche und Kompensatoren für die Industrie, vor allem für die Bahn, fertigten. Die Fahrzeugtechnik Dessau wurde einer der wichtigsten Kunden. Als Firmengründer Gedack in den Ruhestand wechseln wollte, sicherten sich die Dessauer Waggonbauer das Know-how. Die Firma zog in den Norden der Muldestadt und wurde Teil der Fahrzeugtechnik Dessau. Als die sich 2005 von dem lukrativen Geschäftsbereich trennen wollte, wagte Mohs ein klassisches Management-By-Out.

"Konkurrenten hätten die Firma nur übernommen und dann zerschlagen. Die Arbeitsplätze wären weg gewesen", erinnert sich Mohs. Die Eigenständigkeit war damals ein gewagter Schritt. Doch die Stadtsparkasse Dessau, die Investitionsbank des Landes und Sachsen-Anhalts Wirtschaftsministerium schnürten ein Paket, das den Neustart ermöglichte. Anfang 2006 zog die Gedack Rohrsysteme GmbH, der Name des einstigen Firmengründers wurde ganz bewusst wieder aufgegriffen, in neue, eigene und moderne Räume auf dem Waggonbaugelände. Anfang 2008 hat sich die Firma gerade von 1 500 Quadratmeter Produktionsfläche auf 3 000 Quadratmeter erweitert. 31 Mitarbeiter arbeiten hier Aufträge für Kunden in Österreich, Italien, Luxemburg, Polen, Frankreich, Korea und den USA ab. Die Firma agiert international. Kunden in der Region gibt es kaum. Die Ausgründung ist eine Erfolgsgeschichte. "Wir sind", sagt Mohs, "gut aufgestellt für die Zukunft."

Zwischen 3,5 und 4,5 Millionen Euro schwankt der Jahresumsatz der Gedack Rohrsysteme GmbH. "Die Aufträge der Bahn kommen nicht immer regelmäßig", erklärt Mohs. "Mal ist viel Geld da - und es muss alles ganz schnell gehen. Mal muss man warten." Siemens, Bombardier, Alstom, die großen drei der Schienenfahrzeugbranche, sind die wichtigsten Gedack-Kunden. Vor allem die Abgasanlagen sind gefragt. 70 Prozent des Umsatzes macht die Dessauer Firma in dieser Branche. Die Tendenz ist sinkend. Ganz bewusst. "Wir wollen", sagt Mohs, "unsere Abhängigkeit von der Bahntechnik lösen."

2008 hat da schon erste Erfolge gebracht. Im Herbst vergangenen Jahres hat die Dessauer Firma die Produktion von PTFE-Schläuchen von der Kasseler Senior Berghöfer GmbH übernommen. PTFE steht für Polytetrafluorethylen und ist besser als Teflon bekannt. "Wir haben schon länger mit Senior Berghöfer zusammengearbeitet", erklärt Mohs. "Wir hatten Metallschläuche im Angebot. Die Produktion der Teflon-Schläuche hat bei uns einfach besser ins Sortiment gepasst." 300 000 Euro Umsatz sollen die Teflon-Schläuche dieses Jahr bringen. Interessenten aus der Lebensmittelindustrie und der Chemischen Industrie stehen Schlange. Die Dessauer bieten 750 verschiedene Anschlussvarianten.

Doch auch auf anderen Gebieten hat die Gedack Rohrsysteme GmbH punkten können: Für einen Schienenfahrzeughersteller aus Korea hat die Firma in Zusammenarbeit mit dem Wissenschaftlich-Technischen Zentrum Roßlau in Rekordzeit einen besonders kleinen Schalldämpfer entwickelt. "Alle renommierten Herstellen hatten gesagt, das funktioniere nicht auf dem engen Platz", freut sich Mohs über die Dessau-Roßlauer Entwickler. "Wir haben das Gegenteil bewiesen." Doch nicht nur die Koreaner staunten. Kran-Hersteller Liebherr ist neu auf der Kundenliste. Bei Siemens hat Mohs einen Fuß in der Tür. Dank einer modernen Abgasanlage. "Mit der haben wir die großen Anbieter aus dem Feld geschlagen." Gerade wird an Gehäusen für Partikelfilter gearbeitet. "Das", bestätigt Mohs, "ist eine sehr zukunftsträchtige Sache."

Es sind wie immer die Nischen, die kleinen Firmen zum Erfolg verhelfen. Drei Mitarbeiter zählt die Gedack-Entwicklungsabteilung. "Die hält uns an der Spitze des Wettbewerbs", weiß Mohs, wie schwierig es ist, dorthin zu kommen, aber auch dort zu bleiben. "Die Konkurrenz schläft nicht."

Qualifizierte Fachkräfte einzustellen, es ist die eigentliche Herausforderung. Ein halbes Jahr dauerte es zuletzt, bis Mohs zwei neue Leute fand. Jetzt sollen neue Wege helfen. Gerade erst ist der ehemalige Waggonbauer Sponsor der 05-A-Jugend geworden. "Ich will die Jungs für meine Firma interessieren."