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Neue Tänzerin im Anhaltischen Theater Neue Tänzerin im Anhaltischen Theater: Leonor Maria Campillo fühlt sich wohl in Dessau

Von Marcus Bräuer 11.10.2018, 09:34
Leonor Maria Campillo bei einer Probe.
Leonor Maria Campillo bei einer Probe. Anhaltisches Theater

Dessau - Sibyl Vane ist eine talentierte Schauspielerin und Sängerin, die aus einer armen Familie stammt und sich Hals über Kopf in Dorian Gray verliebt. Und damit nimmt das Verhängnis seinen Lauf. - Leonor Maria Campillo ist weder Schauspielerin, noch Sängerin.

Doch dass sie talentiert ist, davon konnte sich das Publikum der Semi-Oper „King Arthur“ in dieser Spielzeit schon überzeugen. Da hatte die Balletttänzerin nur einen kleinen Part. Am Samstag, bei der Wiederaufnahme des von Tomasz Kajdanski choreografierten Ballettstücks „Das Bildnis des Dorian Gray“, wird die 24-jährige, in Madrid geborene Spanierin, eine der Hauptakteurinnen sein.

Tanzausbildung in Spanien, Engagements in Rumänien, Ecuador, Kolumbien und seit dieser Spielzeit in Dessau - Leonor Maria Campillo hat in ihrer tänzerischen Laufbahn schon einiges erlebt. „Die Unterschiede sind groß“, erzählt sie, und meint zunächst nicht das Tanzen. „Hier in Deutschland bin ich in der Ersten Welt. Rumänien ist ganz und gar nicht wie Deutschland, die Lebensqualität ist eine ganz andere. Und Kolumbien und Ecuador sind wie die Dritte Welt.“

Kleinen Ballett-Company im Anhaltischen Theater hat gerade einmal zehl Tänzerinnen und Tänzer

Der künstlerische Anspruch ist dennoch überall groß. Das Publikum unterscheidet sich jedoch. Während in Deutschland die Mittelschicht, elegant gekleidet, ins Theater geht und es sich leistet, kommen die Ballettgruppen in Rumänien, Ecuador und Kolumbien zu den Menschen. „Wir haben viele Touren gemacht“, erzählt Campillo: „Man hat den Menschen angemerkt, dass es ihnen hilft, einmal nicht über ihre Probleme nachdenken müssen.“

Die künstlerischen Unterschiede lassen sich auf zwei herunterbrechen. Zum einen ist der Tanzstil in Dessau eher zeitgenössisch und neoklassisch, während in vorigen Engagements „super klassisch“ (Campillo) getanzt wurde. Ein Grund, warum sich Campillo in Dessau so wohlfühlt. „Ich bin erwachsener, ich möchte mich anders ausdrücken. Physischer. Gefühlvoller. Ich will andere Geschichten erzählen.“

Dass sie dazu öfter die Möglichkeit bekommt, liegt auch an der kleinen Ballett-Company im Anhaltischen Theater. In früheren Engagements tummelten sich über 30 Tänzerinnen und Tänzer, in Dessau sind es gerade mal zehn. „Es ist sehr schön, diese kleine Gruppe zu haben“, erzählt Campillo, „es ist wie in einer Familie.“ Der Konkurrenzdruck hat abgenommen, weil jede, weil jeder die Möglichkeit bekommt, sich tänzerisch zu zeigen.

Ganz wichtig ist dabei Ballettdirektor und Chefchoreograf Tomasz Kajdanski

Deswegen steht Leonor Maria Campillo gerne um acht Uhr morgens auf, steht 9.30 Uhr im Ballettsaal, um sich für das von 10 bis 11.15 Uhr anberaumte Balletttraining zu erwärmen und dann von 11.30 Uhr bis 14 Uhr am Theaterstück zu proben. Montag bis Samstag. „Ich kam im Dezember 2017 zum Vortanzen nach Dessau, um meine Karriere zu verändern. Ich wusste nicht, ob ich das hier finden werde.“

Campillo denkt kurz nach. „Aber nun spüre ich, dass das Ballett hier sehr gut für mich ist.“ Ganz wichtig ist dabei Ballettdirektor und Chefchoreograf Tomasz Kajdanski. „Er will, dass ich an meine Grenzen gehe“, sagt sie. Er fragt: Warum tanzt du? Warum willst du das? Und sie antwortet: „Ich will nicht mehr über meine Technik nachdenken oder wer besser ist. Es geht darum, es mehr zu spüren.“

Gelungen ist bereits, dass sich Campillo in Dessau heimisch fühlt. Ja, Dessau sei klein, aber es gibt die Universität, es gibt das Bauhaus. Sie war überrascht, wie viele Südamerikaner hier leben. Doch Campillo hat sich vorgenommen, Deutsch zu lernen. „Ich fürchte, ich muss“, sagt sie lachend, „die Menschen in Dessau sprechen nur Deutsch. Das ist anders als in Berlin oder Leipzig.“ (mz)

Szene aus dem Stück - mit Vincent Tapia (r.) und Julio Miranda, zwei der Hauptdarsteller.
Szene aus dem Stück - mit Vincent Tapia (r.) und Julio Miranda, zwei der Hauptdarsteller.
Anhaltisches Theater