Neue Hausärztin Neue Hausärztin: Internist erweitert sein Praxis-Team

Dessau - Im Ärztehaus in der Kurt-Weill-Straße 41, an der Ecke zur Albrechtstraße, eröffnet voraussichtlich zum 1. Januar eine neue Hausarztpraxis. „Die Situation in der Versorgung ist in der Stadt und der näheren Umgebung angespannt“, berichtet der Internist und Diabetologe Claus-Peter Koenig, der seine Praxis um eine Hausärztin erweitern will.
Versorgungsgrad für Hausärzte liegt in der Doppelstadt bei 94,1 Prozent
Zahlen der Kassenärztlichen Vereinigung bestätigen die Annahme. Der Versorgungsgrad für Hausärzte liegt für die Doppelstadt und ihre nähere Umgebung bei 94,1 Prozent. Bei 100 Prozent wird von einer angemessenen Versorgung ausgegangen. Dazu bräuchte es derzeit mindestens drei weitere Hausärzte. Der Gesetzgeber lässt bis zu 110 Prozent Versorgungsgrad zu. Um den in Dessau-Roßlau auszuschöpfen, könnten bis zu elf neue Hausärzte zugelassen werden. Aktuell arbeiten in der Stadt derzeit 52 Mediziner als Hausärzte.
Claus-Peter Koenig hat Praxis seiner Mutter übernommen
Koenig, 34 Jahre alt, arbeitet seit Anfang 2016 in der Praxis seiner Mutter. Im Januar dieses Jahres hat sie sich aus Alters- und gesundheitlichen Gründen komplett zurückgezogen.
Seitdem führt er die internistische Praxis mit Schwerpunkt Diabetologie alleine. „In Gesprächen mit meinen Patienten habe ich mitbekommen, dass manche verzweifelt auf der Suche nach einem passenden Hausarzt sind“, erzählt der Mediziner. Daher hat er sich eine Lösung überlegt und ist fündig geworden.
Zum 1. Januar möchte der Internist derzeit leerstehende Praxisräume in der Kurt-Weill-Straße übernehmen und dort zusätzlich zu seiner internistischen und diabetologischen Praxis auch das hausärztliche Spektrum abdecken. Anmeldungen werden jetzt schon angenommen. Dafür wird er eine Internistin, die derzeit noch am Städtischen Klinikum arbeitet, einstellen. Der Wunsch der Kollegin, deren Name er noch nicht verraten möchte, war es, sich als Hausärztin niederzulassen.
Koenig stellt auch weiteres Personal ein
Für die Selbständigkeit war ihr aber das wirtschaftliche Risiko zu groß. Mit der Erweiterung seiner Praxis und der Anstellung glaubt Koenig eine gute Lösung gefunden zu haben. Dafür wird auch das andere medizinische Personal aufgestockt. Vier Mitarbeiterinnen hat der Internist von seiner Mutter übernommen. Eine fünfte wird für die hausärztliche Praxis derzeit eingearbeitet. Insgesamt sollen in nächster Zeit in der erweiterten Praxis acht medizinische Angestellte und die Hausärztin arbeiten. Die Arbeitsverträge stehen vor der Unterschrift.
Die Arbeit, so schätzt Koenig, wird ihnen nicht ausgehen. „Die diabetologische Praxis ist sehr gut ausgelastet“, erzählt er. Der Internist sieht den großen Bedarf in seinem Fachgebiet vor allem durch die stark alternde Gesellschaft in der Doppelstadt. Die Überalterung macht auch vor dem medizinischen Fachpersonal nicht halt.
Nach Auskunft der Kassenärztlichen Vereinigung ist derzeit jeder dritte Dessau-Roßlauer Hausarzt über 60 Jahre alt. In den vergangenen zwei Jahren wurden die Abgänge aus Altersgründen durch neue Hausärzte auf dem jetzigen Niveau der Versorgung kompensiert.
Koenig will durch die Praxiserweiterung das Problem weiter abfedern. „Es hilft natürlich auch, das eigene Profil zu stärken“, erzählt der Mediziner. Natürlich wäre es bequem, sich mit der Praxisübernahme ins gemachte Nest zu setzen. Doch der 34-Jährige hat schon immer Herausforderungen gesucht. Als er sich ernsthaft mit der Berufswahl beschäftigte, fiel seine Wahl nicht automatisch auf den Arztberuf.
Mutter warnte Claus-Peter Koenig vor dem Arztberuf
„Meine Mutter sagte sogar zu mir, Junge werde bloß kein Arzt“, erzählt er etwas schmunzelnd. Mit der eigenen Praxis, die sie seit 1992, erst in der Albrechtstraße und seit 2005 am Standort in der Kurt-Weill-Straße hatte, bekam seine Mutter die ganzen Anstrengungen und Entbehrungen, die der Beruf mit sich bringen kann, mit.
Koenig Junior schwankte zwischen Informatik und Medizin. Entschied sich dann nach dem Abitur am Philanthropinum doch für Letzteres. Wobei der Faible für Informatik blieb. Soweit es geht, kümmert der Mediziner sich selbst um die Technik in seiner Praxis.
„Neben allen Entbehrungen ist es ja auch ein schöner und wichtiger Beruf“, sagt er. Mit der Hausärztin soll zudem der Praxisalltag im neuen Jahr noch mehr Abwechslung bringen. (mz)